Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die Goldhörner von Gallehus
Sie waren die wohl bedeutendsten archäologischen
Funde Dänemarks. Die beiden Hörner, die vermutlich etwa
400 nach Christus als Trink- oder Blashörner dienten, wurden im Abstand von 75 Jahren im 17. und 18. Jahrhundert in Gallehus nahe der heutigen deutsch-dänischen Grenze gefunden. Sie waren aus massivem Gold gefertigt und mit zahlreichen Bildmotiven versehen. Eines der beiden Hörner trug zudem eine frühe Runeninschrift in nordwestgermanischer Sprache. Inschrift und Abbildungen sind bis heute Gegenstand der Forschung. Insbesondere die Bildmotive stellen die Wissenschaftler vor Rätsel: Sind es Teile der nordischen Mythologie, die dort gezeigt werden? Sind Göttervater Odin und Donnergott Thor zu sehen? Oder verweisen die Bilder eher in die byzantinische Welt? Gibt es in den Ornamenten Anspielungen auf die Mathematik, beschäftigte sich der Erschaffer mit raffinierter Zahlensymbolik? Bis heute sind diese Fragen offen. Die Forschung an den Goldhörnern von Gallehus wird dadurch erschwert, dass die Forschungsgegenstände nicht mehr existieren. Am 4. Mai 1802 brach der Goldschmied Niels Heidenreich in die staatliche Kunstkammer ein und stahl beide Objekte. Er hatte sich bei früheren Auftragsarbeiten in der Kunstkammer einen Nachschlüssel angefertigt. Zu Hause schmolz er die Goldhörner ein und goss daraus gefälschte indische Goldmünzen. Er wurde gefasst und zu einer langjährigen Freiheitstrafe verurteilt. Dänische Archäologen, die sich mit den Goldhörnern beschäftigen möchten, müssen seitdem auf zeitgenössische Beschreibungen und moderne Nachbildungen zurückgreifen.