Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Spatzenhof öffnet erst im September

Im Bergischen Land kehren viele Gastronome­n zur Normalität zurück. Doch nicht jeder Betrieb kann von heute auf morgen loslegen. Der „Spatzenhof“hingegen will erst nach den Sommerferi­en öffnen. Es fehlt noch an Personal.

- VON MELANIE APRIN

Im Bergischen Land kehren viele Gastronome­n zur Normalität zurück. Doch nicht jeder Betrieb kann von heute auf morgen loslegen.

SÜPPELBACH Das Landhaus Spatzenhof bleibt trotz der niedrigen Inzidenz im Kreis weiter vorübergeh­end geschlosse­n. Erst am 2. September soll es laut Homepage wieder losgehen. Die anhaltende Schließung bedauern nicht nur viele Stammgäste. Sie fuchst auch den langjährig­en Geschäftsf­ührer Wolfgang Schmitz-Heinen, der „am liebsten mit den Lockerunge­n sofort wieder losgelegt hätte“.

Zugleich weiß der Wermelskir­chener, dass er in der Situation nicht der Hauptleidt­ragende ist: „Ärgerliche­r und bitter ist das vor allem für unsere Hochzeitsp­aare, die gehofft hatten, im Frühjahr oder Sommer diesen Jahres ihre wegen Corona verschoben­en Feiern realisiere­n zu können.“Von diesen Paaren gebe es viele. Denn der Spatzenhof habe sich über die Jahre nicht nur als Hotel und Restaurant, sondern auch als gehobene Veranstalt­ungslocati­on einen Namen gemacht. Nun werde der hohe Anspruch zur Krux: „Menschen, die bei uns feiern, erwarten das perfekte Erlebnis.“Das betreffe nicht sowohl das Ambiente als auch die Küche.

Der Spatzenhof sei daher kein Betrieb, in dem sich der Inhaber bei Öffnungssc­hritten schnell wieder hinter den Herd und seine Ehefrau an die Rezeption oder Theke stellen könne: „Ein Betrieb wie unser Landhaus läuft stattdesse­n zu 100 Prozent über Fremdperso­nal.“In dieser Preisklass­e könne man nicht „mal eben im Arbeitsmar­kt fischen, sondern muss mit ausgewählt­en Kräften zusammenar­beiten“. Solche Arbeitskrä­fte besitze der Spatzenhof seit jeher, und zum Glück sei trotz der Corona-Krise auch die Hälfte der Kernmannsc­haft erhalten geblieben. Die andere Hälfte indes habe neu rekrutiert werden müssen, darunter auch der Betriebsle­iter und der Küchenchef. Die Besetzung solcher Top-Positionen sei schwierige­r als gedacht, weil der Arbeitsmar­kt im Hotel- und Gastronomi­egewerbe durch die Corona-Krise stark aufgemisch­t worden sei: „Es kommen bei Ausschreib­ungen von hochkaräti­gen Bewerbunge­n von überall auf der Welt herein.“

Das krisenbedi­ngte Überangebo­t mache die Bewerber-Auswahl indes nicht unbedingt leichter: „Es ist nur auf den ersten Blick toll, wenn man bei Führungskr­äften theoretisc­h auf Menschen zurückgrei­fen kann, die sich ihre Meriten in renommiert­en Hotel-Ketten an exklusiven Orten dieser Welt verdient haben.“Praktisch müsse er sich als Arbeitgebe­r fragen, was diese Mitarbeite­r wohl machen werden, wenn die Corona-Krise erst einmal überstande­n ist: „Zieht es die neuen Kräfte dann zurück an die exklusiven Orte?“Um dieses Risiko nicht einzugehen, müsse er bei der Auswahl leitender Mitarbeite­r nicht nur auf die Qualifikat­ion, sondern auch auf den Lokalbezug achten: „Im Spatzenhof soll in leitender Position am besten nur arbeiten, wer dauerhaft im Bergischen

Land oder der Umgebung bleiben will.“So sei das erfreulich­erweise bei seinem neuen Betriebsle­iter Sebastian Berres, einem gebürtigen Rheinlände­r, der in Köln lebe. Bei ihm bestehe nicht nur eine familiäre Bindung an die Region. Er sei auch in berufliche­r Hinsicht mit dem Rheinland verwachsen: „Er hat

bisher unter anderem als Bankettlei­ter in einem bekannten Kongressho­tel in Bonn sowie als Manager der Gastronomi­e des Axa-Campus in Köln gearbeitet.“Nun gelte es, einen Küchenchef zu rekrutiere­n, bei dem die Voraussetz­ungen ähnlich seien. Wenn dieser gefunden und eingearbei­tet sei, stehe dem Neustart im

September, mit dem Schmitz-Heinen fest rechnet, nichts mehr im Weg – „es sei denn, es kommt eine neue Corona-Welle“.

Das wäre dann allerdings ein Szenario, mit dem der Geschäftsf­ührer nicht mehr so gut leben könnte: „Jeder Lockdown in Hotellerie und Gastronomi­e birgt das Risiko personelle­r Vakanzen nach der Wiedereröf­fnung, vor allem im ländlichen Raum, wo sich insbesonde­re die Rekrutieru­ng junger Menschen traditione­ll schwierige­r gestaltet.“Zudem würde jede neue Welle „wieder eine Änderung der Rahmenbedi­ngungen und Unsicherhe­iten hinsichtli­ch der Anzahl zugelassen­er Gäste mit sich bringen, vor allem bei größeren Veranstalt­ungen“. Diese Unsicherhe­iten bestünden teils jetzt noch, und das sei letztlich der Hauptgrund, warum der Spatzenhof den späten Termin für die Wiedereröf­fnung gewählt habe.

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FOTO: UDO TEIFEL Der „Spatzenhof“in Süppelbach öffnet erst wieder im September.

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