Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Zugunglück von Münchenstein
In dem kleinen Ort Münchenstein bei Basel war die
Stimmung ausgelassen, bevor das Unglück geschah: Am 14. Juni
1891 wurde dort ein Sängerfest gefeiert. Verschiedene Gesangsvereine traten gegeneinander an. Auch viele Menschen aus Basel wollten dabei sein. Schon am Bahnhof Basel wurde klar, dass der vorgesehene Zug der Jurabahn, der das Publikum nach Münchenstein bringen sollte, nicht ausreichen würde. Kurz vor der Abfahrt wurde er daher erweitert: Hinter den Tender der ersten Lokomotive wurden zwei zusätzliche Reisezugwagen eingestellt, zudem wurde eine zweite Lok vorgespannt. Kurz vor der Station Münchenstein musste der Zug die Eisenbahnbrücke über den Fluss Birs überqueren. Die war 17 Jahre zuvor vom Architektenbüro Gustave Eiffel errichtet worden. Was niemand wusste: Ein Hochwasser im Jahr 1881 hatte die Statik der Brücke geschwächt. Der extrem schwere Zug mit seinen zwei Lokomotiven stellte unter diesen Bedingungen eine zu große Belastung dar. Der Lokführer fuhr mit leicht erhöhter Geschwindigkeit – mit 41 statt der erlaubten 30 km/h – auf die Brücke auf und bremste in einem ungünstigen Moment. Das Bauwerk stürzte in sich zusammen. Die vier vorderen Personenwagen und beide Loks stürzten hinab und versanken in den Fluten der Birs, die zudem gerade Hochwasser führte. Ein Reisezugwagen blieb hängen und wurde durch die enormen Kräfte zerrissen. Die hinteren fünf Personenwagen blieben zum Glück auf den Gleisen. Die dort platzierten Passagiere überlebten das Unglück. Insgesamt kostete der Eisenbahnunfall von Münchenstein 73 Menschen das Leben. Es ist bis heute die schwerste Eisenbahnkatastrophe der Schweiz.