Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Terminvergabe wird auch nach Corona bleiben“
Im DRK-Ortsverein kümmern sie sich um die Betreuung der Blutspendetermine und geben einen Einblick über ihre Aufgaben.
Frau Ballsieper, Herr Koebke, wie viele ehrenamtliche Helfer sind bei den Blutspendenterminen im Einsatz?
TOBIAS KOEBKE Bei den Blutspenden haben wir derzeit einen Pool von rund 15 ehrenamtlichen Helfer. SABINE BALLSIEPER Unsere älteren Ehrenamtler aus den Risikogruppen haben wir aber in Corona-Zeiten lieber nicht eingesetzt, um ihr Ansteckungsrisiko möglichst zu minimieren. Und der Pool ist etwas größer, weil wir die Helfer nach einigen Stunden auswechseln – wir sind die ganze Zeit mit Maske im Einsatz, da braucht man ab und zu eine Pause.
Was sind dabei ihre Aufgaben? KOEBKE Das fängt bei der Begrüßung der Spenderinnen und Spender an. Wir drucken den Fragebogen aus und scannen die Blutspenderausweise ein. Während der Spende an sich sind wir auch Ansprechpartner für die Spender – sie können sich mit allen Fragen immer an uns wenden. Die tatsächliche Spende wird aber vom Team aus Breitscheid vorgenommen, damit haben wir als Ortsverein nichts zu tun. Dann sind wir aber wieder bei der Versorgung der Menschen nach der Spende mit dabei. Im Moment gibt es ja die Lunch-Pakete, die werden von uns verteilt. Sollte es dann wieder das normale Büffet geben, kümmern wir uns um die Ausgabe von Essen und Trinken.
BALLSIEPER Es gibt auch noch den Blutspendenlotsen, der am Eingang steht. Der Lotse koordiniert dort ein wenig den Einlass. Seit einiger Zeit gibt es ja die Möglichkeit, sich einen Termin geben zu lassen – was wir auch sehr begrüßen. Das hilft, die langen Schlangen zu vermeiden, die es früher oft gab. Wenn jemand ohne Termin kommt, versucht der Lotse noch einen freien Termin an diese Spender zu vergeben. Denn Wir müssen ja die Hygienekonzepte mit Abstand und nicht zu vielen Personen in einem Raum einhalten. KOEBKE Wir bereiten auch die Ehrungen unserer Blutspender vor. Wir haben keinen zentralen Termin, sondern unsere Blutspender werden direkt nach der jeweils zehnten, 25. oder 50. Spende ausgezeichnet.
Wo und wie oft kann man in Wermelskirchen Blut spenden? KOEBKE Unsere regelmäßigen Termine sind im Bürgerzentrum und in Dabringhausen in der Mehrzweckhalle. Dann gibt es noch Sondertermine
mit dem Blutspendenmobil, im Berufskolleg und seit dem Vorjahr im Autohaus Hildebrandt. BALLSIEPER Das ist ganz toll gewesen, denn der Inhaber ist von sich aus auf uns zugekommen und hat uns seine Verkaufshalle angeboten. Außerdem konnten wir – zumindest vor Corona – auch bei Obi einen Termin anbieten. Das wird vermutlich auch im nächsten Jahr wieder möglich sein.
KOEBKE Insgesamt haben wir die acht regelmäßigen Termine, mit den Sonderterminen sind es dann vielleicht zwölf bis 14.
Was macht die Arbeit im Ehrenamts-Team besonders? BALLSIEPER Wir haben immer schon gut zusammengearbeitet, aber ich muss sagen, dass es durch Corona noch einmal besser geworden ist. Wir sind dadurch näher zusammengerückt. Jeder ist für jeden da. Es haben sich auch viele neue Helfer
gemeldet, weil wir ja die älteren Helfer nicht einsetzen konnten. Es ist wie eine zweite Familie. Man hilft sich auch im Privaten, das vermischt sich.
Würde die Blutspende auch ohne die Betreuung durch die Ehrenamtler funktionieren?
KOEBKE Da wir, wie gesagt, ehrenamtlich und damit kostenneutral, arbeiten, sind wir schon sehr wichtig – denn wenn man die Arbeit der Helfer bezahlen müsste, könnten Blutspenden nicht in dieser Form angeboten werden.
Wie finanziert sich die Betreuung einer Blutspende im Ortsverein eigentlich?
KOEBKE Wir bekommen Mittel, um die Ausgaben zu decken. Diese bekommen wir vom Blutspendedienst West. Daher fallen keine Eigenmittel aus dem Ortsverein an – etwa für das Essen oder die Getränke.
Musste die Betreuung in Zeiten der Pandemie umgestellt werden? BALLSIEPER Es ist vor allem die Geselligkeit weggefallen. Das war sonst immer der besonders schöne Teil der Blutspenden – wenn man nach der Spende noch zusammengesessen ist und miteinander geredet hat. Das ist in Corona-Zeiten nicht möglich gewesen. Es läuft jetzt wie in einer Einbahnstraße ab – vorne rein, hinten raus. Schön ist durch die Terminvergabe allerdings, dass jetzt die zum Teil langen Schlangen wegfallen. Dafür haben wir viel positives Feedback bekommen.
KOEBKE Die Terminvergabe wird auch nach Corona bleiben, das hat sich einfach sehr gut bewährt. Wir hatten immer Stoßzeiten, zu denen es sich geknubbelt hat – viele sind um 15 Uhr gekommen, dann war eine Lücke, bis der zweite große Schwung nach Feierabend gekommen ist.
BALLSIEPER Es war ja auch schon unabhängig von der Pandemie angedacht, das einmal einzuführen. Corona hat das – wie so vieles andere auch – einfach beschleunigt.
Hat die Zahl der Blutspender in Corona-Zeiten ab- oder zugenommen?
BALLSIEPER Tatsächlich hat die Zahl der Spender im vergangenen Jahr deutlich zugenommen.
KOEBKE Jetzt merken wir aber, dass mit den Lockerungen und dem warmen Wetter die Zahlen wieder etwas zurückgehen.
BALLSIEPER Wir hoffen jetzt auf unsere treuen Wermelskirchener, dass der Rückgang nicht zu groß wird.
Haben die Wermelskirchener denn grundsätzlich Freude am Blutspenden?
BALLSIEPER Ja, das kann man auf jeden Fall sagen. Wir sind hier in der Stadt sehr familiär und die Menschen hier kommen sehr regelmäßig und in großer Zahl.
KOEBKE Wir bekommen vom DRK-Blutspendedienst oft die Rückmeldung, dass die Wermelskirchener Termine zu den wichtigsten – weil mit dem meisten Zulauf – im Rheinisch-Bergischen Kreis gehören. BALLSIEPER Es kommen oft auch Spender aus den Nachbarstädten zu unseren Terminen – was sehr schön ist! Man merkt eben, wenn ein Team vor Ort gut gelaunt ist. Dort geht man auch gerne hin.
Warum ist Blutspenden so wichtig? KOEBKE Blut ist nach wie vor ein medizinisches Produkt ist, das nicht künstlich hergestellt werden kann. Man ist auf den Spender angewiesen.
BALLSIEPER Und man kann mit einer Spende gleich mehreren Menschen helfen. Die Spende wird in verschiedene Bestandteile aufgeteilt und dann für unterschiedliche Zwecke verwendet.
Glauben Sie, dass ein Gedenktag zum Blutspenden hilfreich ist? KOEBKE Ja, ich glaube schon, dass solche Tage helfen, um das Thema ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Es ist eine Erinnerung, die helfen kann.
Wie groß ist der DRK-Ortsverein in Wermelskirchen?
KOEBKE Wir haben in der Bereitschaft rund 20 aktive Mitglieder, in der Jugend ebenfalls. Dazu kommen weitere Gruppen.
BALLSIEPER Es ist übrigens sehr er
freulich, dass unsere Mitgliederzahlen im Moment wachsen.
Welche Aufgaben haben Sie neben der Unterstützung der Blutspenden noch?
KOEBKE Ein großer Bereich sind die Sanitätsdienste auf allen öffentlichen Veranstaltungen – etwa Sportveranstaltungen, Martins- und Weihnachtsumzüge oder die Kirmes. Durch die Kleidersammlungen generieren wir zudem Einnahmen für unsere Arbeit – und die wurden auch während Corona angeboten. BALLSIEPER Was nicht für alle Veranstaltungen gilt – aber wir hoffen auf ein Leben nach der Pandemie.
WOLFGANG WEITZDÖRFER FÜHRTE DAS INTERVIEW