Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Blues-Familie feiert Rückkehr
An zwei aufeinander folgenden Abenden gastieren zwei Hochkaräter ihres Genres im Haus Eifgen-„Konzertgarten“. Beide Formationen locken jeweils knapp 100 Besucher.
WERMELSKIRCHEN Die Blues-„Familie“ist nach dem Lockdown ins Haus Eifgen zurückgekehrt. An zwei aufeinanderfolgenden Abenden feierten je knapp 100 Besucher im „Konzertgarten“der Kulturinitiative Wermelskirchen (Kult-in-Wk) die Konzerte von zwei Hochkarätern des Genres. Auf der Außenbühne spielten „Kai Strauss and the electric blues all stars“, die zum ersten Mal im Haus Eifgen gastierten sowie die niederländische Formation „The Kings Rhythm Crew Blues Revue“. Letztere sind im Haus Eifgen-Programm-Kalender als „King of the world“eine feste Größe.
Dieses Mal firmierten die Musiker kurzerhand um. Der Grund: Ihr eigentlicher Gitarrist Stef Delbaere, Nachfolger des bekannten Erwin Java, brach sich vor wenigen Wochen den Unterarm und ist deshalb nicht einsatzbereit. Mit Raymond „Guitar Ray“Nijenhuis fanden die Musiker einen würdigen Ersatz, um ihre Blues-Revue zu zelebrieren und „endlich wieder“im Haus Eifgen zu gastieren. Das geplante „King of the world“-Konzert im November 2020 musste aufgrund des Lockdowns erst auf Pfingsten und schließlich noch einmal auf den jüngsten Termin verlegt werden.
Wie andernsorts auch brauchten die Besucher angesichts der gesunkenen Corona-Kennzahlen im „Konzertgarten“von Kult-in-Wk keinen „GGG“(getestet, geimpft, genesen)-Nachweis mehr vorlegen – eine Registrierung zur etwaigen Nachverfolgung reichte aus. Dieser
Umstand trug sicherlich zur lockeren Feierfreude bei – das Publikum ließ dabei Bedacht walten, hemmungslos in den Armen lag sich da noch niemand.
„Für mich ist das heute Abend mein erster Konzertbesuch nach dem Lockdown. Das fühlt sich toll an“, sagte Besucherin Anne Schulte im Gespräch mit unserer Redaktion, stellte aber auch fest: „Vorsicht und Umsicht wegen Corona sind mir wichtig – aus Solidarität.“Mit Blick auf die neue Außenbühne und andere Umbauten (wir berichteten) kommentierte sie: „Das ist wirklich klasse geworden.“Die Wermelskirchenerin
singt selbst in einer Band, hat mit dem Trio „Paem“einen gebuchten Termin im Haus Eifgen im September: „Ich habe meine Bandkollegen während des Lockdowns nicht gesehen. Wir hoffen, dass das alles geht wie geplant.“
Ein anderer Wermelskirchener Musiker, Thomas Behle, kümmerte sich mit Adrian Kunitz und Bernd „Bernie“Parsch um Ton und Licht. Behle, gerne als Wermelskirchens Keith Richards bezeichnet, hatte mit einem Kult-in-Wk-Team federführend die Außenbühne gebaut und zeigte sich vom Aufleben der Live-Musik ebenso begeistert:
„Wir haben Corona jetzt für beendet erklärt – wir haben mit unserer Band ‚Tante Silke‘ das erste Mal wieder gemeinsam geprobt.“Der Kult-in-Wk-Vorsitzende Michael Dierks meinte mit einem Augenzwinkern: „Nicht dass jemand auf die Idee kommt, wir wüssten nicht wie Corona geht.“Vielmehr zeigten er und seinen jeweils 15 ehrenamtlichen Kult-in-Wk-Aktiven das doch etwas geht: „Wir erleben hier in den vergangenen zwei Wochen die Auferstehung der Live-Musik und aktuell die des Live-Blues.“
Die Frage von „The Kings Rhythm Crew Blues Revue“-Sänger und Bassist Ruud Weber, ob denn BluesFans anwesend seien, konnte denn selbstredend nur rhetorisch verstanden werden, wie der ihm antwortende Applaus der Besucher lautstark kundtat. Der schwungvolle „Arc Angels“-Song „I‘m doing pretty good for the shape I‘m in“(sinngemäß: „Mir geht’s ganz gut für den Zustand, in dem ich mich befinde“) in klassischer Rock‘n‘Roll-Manier wurde Motto-gebend für das Blues-Konzert-Wochenende im Haus Eifgen: Es galt, die Lockdown-Tumb- und Taubheit aus den Ohren zu pusten und die Pandemie-Trägheit aus den Knochen zu schütteln.
Wie verspätet eintrudelnde Zuschauer zeigten, haben noch nicht alle „Konzertgarten“-Besucher die abendliche Anfangszeit von 19 Uhr verinnerlicht, sondern scheinen auf die eher üblichen 20 Uhr zu setzen. Da wegen Lärmschutz-Vorgaben ein Konzert-Ende um 21 Uhr vorgeschrieben ist, starten die Auftritte um 19 Uhr.