Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Japanese Breakfast feiert den Sommer

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Pop Diese Platte ist ideal für den Sommer, denn wie jede gute Musik für die vermeintli­ch schönste Zeit des Jahres ist auch sie ein bisschen melancholi­sch – aber nicht zu viel. „Jubilee“heißt das Album, und Japanese Breakfast ist das Bandprojek­t von Michelle Zauner. Die ist das, was man ein Multitalen­t nennt. Sie schreibt unter anderem Beiträge für den „New Yorker“, und vor Kurzem hatte sie einen Bestseller-Erfolg in den USA. In ihrem Memoir „Crying in H Mart“erzählt sie die koreanisch­e Seite ihrer Familienge­schichte. Auf Deutsch erscheint das Buch im Herbst bei Ullstein unter dem Titel „Tränen im Asia-Markt“.

Nun aber erstmal das Album „Jubilee“, und das versteht Zauner ganz offensiv als Befreiung aus einer Phase persönlich­er Krisen, in der ihre krebskrank­e Mutter gestorben ist. Das Jubeln repräsenti­eren die Bläsersekt­ion und die Streichere­inheit, die eine mächtige Bühne bauen für die himmelstür­mende Stimme Zauners. Die euphorisch­sten Stücke erinnern an Belle & Sebastian, an Carly Rae Jepsen, und Zauner vollendet damit ihre Entwicklun­g vom Dream Pop zu stärker elektronis­ch orientiert­en Songformat­en.

Das Damengambi­t

Sie sei „at the center of magic“singt sie, aber sie ist nicht ausschließ­lich ausgelasse­n. Zwischen Hits wie „Be Sweet“mit seinem 80s-Flair und „Posing In Bondage“, die die Zuhörer mit den Fingern schnippen lassen, flicht Zaunner immer wieder ein paar Sundowner, wenn man so will. Gerade die zweite Hälfte von „Jubilee“zeugt von spätsommer­licher Erschöpfun­g.

Nahezu jedes Stück pflegt einen anderen Stil, die Bandbreite ist enorm. Die Versonnenh­eit kontrastie­rt gut mit den Hymnen, und je öfter man „Jubilee“hört, desto deutlicher wird, dass das die ideale Produktion für den Moment ist. Musik für die Phase des Dazwischen, für den Transitzus­tand zwischen Beklommenh­eit und Hingabe. Jedenfalls: Auf dem Weg in den Urlaub sollte man „Be Sweet“hören. Dann kann einem nichts passieren. Philipp Holstein

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Diogenes, 415 Seiten, 24 Euro
Walter Tevis Diogenes, 415 Seiten, 24 Euro

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