Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Endlich wieder Musik erleben – Abendandacht in der Martini-Kirche
Mit der Kollekte des Abends sollen freischaffende Künstler unterstützt werden, die während der Corona-Pandemie finanziell sehr gelitten haben.
RADEVORMWALD Livemusik bewegt und berührt – und das noch mehr nach einem langen Lockdown. Das Sidonia-Ensemble unter der musikalischen Leitung von Kerry Jago war am Samstagabend in der Martini-Kirche an der Uelfestraße zu Gast. Die Musiker hatten zu einem Konzert mit italienischer Musik der Spätrenaissance eingeladen und die Menschen kamen. Die Kirche füllte sich unter der Berücksichtigung aller nötigen Hygienemaßnahmen. Die Sehnsucht nach Konzerten und musikalischen Andachten scheint groß zu sein.
Pfarrer Roland Johannes, der als
Tenor und an dem Orgelpositiv aktiv an dem Konzert mitwirkte, begrüßte seine Gemeinde, die er zusammen mit Pfarrer Florian Reinecke leitet. „Uns erwartet eine spannende Klangwelt. Die Orgel-Improvisationen entstehen ganz neu und reagieren auf die alte Musik“, sagt er.
Die Darbietungen des Sidonia-Ensembles mit Dorothea Jakob (Sopran), Sarah Newman (Sopran), Stefan Kunath (Alt), Tobias Mäthger (Tenor), Achim Hoffmann (Bass) und Roland Johannes wurde Samstagabend von Johannes Geßner ergänzt. Der Organist spielte zwischen den Klageliedern Improvisationen auf der Beckerath-Orgel der Kirche, die erst in diesem Jahr aufwendig gereinigt und neu gestimmt wurde.
Die Zuhörer konnten die Übersetzungen der Klagelieder des Propheten Jeremia für Karfreitag in der Vertonung von 1600 von Emilio de Cavalieri im Programmheft verfolgen und damit die Stimmung des Abends noch besser einfangen. In den Werken wird die Zerstörung Jerusalems vertont und mit der Passionsgeschichte verbunden.
Das Sidonia-Ensemble, das 2012 in Bonn gegründet wurde, machten ihrem Ruf als Vokalspezialisten am Samstag alle Ehre. Ihre Stimmen, mal sanft, tragisch oder kraftvoll, erfüllten die Kirche und wurden daraufhin von dem Orgelspiel beantwortet. Johannes Geßner, der in der evangelischen Kirchengemeinde Lennep unter anderem den Kirchenchor leitet, entlockte der Beckerath-Orgel Töne und komplexe Klangbilder. Seine Orgel-Improvisationen waren kraftvolle Eindrücke, die von den meisten Zuhörern lange nicht mehr gehört wurden.
Das Sidonia-Ensemble musizierte im Wechsel mit dem Kirchenmusiker aus Lennep. Gemeinsam erschufen die beiden Komponenten des Konzerts spannungsvolle Wechsel, die sich gegenseitig unterstützten. Der Abend endete mit dem Karsamstag-Responsorium.
Die Kollekte des Abends wurde für die freischaffenden Künstler genutzt, die zu den Berufsgruppen gehören, die in der Pandemie besonders gelitten haben.