Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Das Kino-Erlebnis für zu Hause
In der Pandemie boomt das Geschäft für Anbieter von Video-Streaming-Diensten. Wir vergleichen die drei größten Plattformen.
DÜSSELDORF Filme und Serien rund um die Uhr auf Abruf: Streaming ist so beliebt wie nie. In der Pandemie haben die Anbieter massiven Zulauf bekommen und ihre Abo-Zahlen deutlich steigern können. Fast jeder zweite Deutsche (46 Prozent) nutzt nach Angaben des Digitalisierungsberichts Video von „Die Medienanstalten“regelmäßig Video-Streaming-Dienste. Bei den 14- bis 29-Jährigen lag der Wert bei 84,2 Prozent.
Die Auswahl bei den Anbietern ist groß. Die populärsten sind Netflix, Amazon Prime Video und Disney Plus. Jeder hat Vor- und Nachteile. Wir geben einen Überblick zu den Angeboten und den Kosten der größten Streaming-Dienste.
Netflix Das Paradebeispiel für Video-Streaming ist Netflix. Nach Unternehmensangaben ist das Angebot in mehr als 30 Sprachen und 190 Ländern verfügbar. Netflix zählt weltweit 207,6 Millionen Abonnenten und ist damit Weltspitze. Aber das Unternehmen bleibt hinter der Prognose zurück, die für Ende März schon 210 Millionen Abonnenten vorgesehen hatte. Es erklärte das mit pandemiebedingten Verzögerungen in der Produktion.
Seinen Nutzern bietet Netflix drei Abo-Modelle an. Das Premium-Abo (17,99 Euro/Monat) liefert 4K-Qualität und erlaubt vier Streams gleichzeitig. Beim Standard-Paket (12,99 Eur) können Filme und Serien in Full-HD (1080 p) geschaut werden. Das Basis-Angebot (7,99 Euro, nur ein Stream) verzichtet auf HD-Auflösung. Das Teilen eines Accounts ist innerhalb eines Haushalts möglich. Dazu können pro Konto bis zu fünf Profile (auch Kinderprofile) erstellt werden.
Was Netflix auszeichnet, ist das große Angebot an Eigenproduktionen – und das aus der ganzen Welt. Beispiele sind Serien wie „House of Cards“, „Bridgerton“, „Narcos“, „Stranger Things“und „Dark“sowie Filme wie „Roma“und „The Irishman“. Das Angebot ist also sehr groß. Zudem werden regelmäßig neue Inhalte veröffentlicht und ältere Produktionen für einige Zeit in das Sortiment aufgenommen. Aktuelle Blockbuster sucht man aber meist vergebens.
Trotz Lieferengpässen hat Netflix noch etwas in der Pipeline. Jüngst sind die Fortsetzungen von „Lupin“und „Lucifer“an den Start gegangen. Noch in diesem Jahr sollen neue Staffeln von „How To Sell Drugs Online (Fast)“, „The Witcher“, „The Crown“und „Haus des Geldes“erscheinen.
Prime Video Das Streaming-Angebot von Amazon ist nach Konzernangaben in mehr als 200 Ländern und Gebieten verfügbar. Weltweit gibt es mehr als 200 Millionen Prime-Kunden. Wer dazugehört, nutzt aber nicht zwangsläufig das Streaming-Angebot Prime Video. Denn Amazon verbindet viele Angebote in einem Account. Prime-Mitglieder können Videos und Musik streamen, auf Bücher und Zeitschriften zugreifen, und sie haben Vorteile beim Bestellen über Amazon. Das Prime-Abo kostet monatlich 7,99 Euro ( Jahres-Abo: 69 Euro, Studenten zahlen die Hälfte). Ein Prime-Konto kann bis zu sechs Profile (auch Kinderprofile mit altersgerechten Inhalten) enthalten. Als einziger der drei großen Streaming-Dienste bietet Amazon derzeit ein kostenloses Probe-Abo von einem Monat an.
Prime Video hat eine ähnlich große Auswahl wie der Konkurrent Netflix. Allerdings sichert sich Amazon häufiger aktuelle Blockbuster. Diese verschwinden andererseits auch schnell wieder aus dem Sortiment.
Dafür setzt Amazon vermehrt auf Eigenproduktionen. Die jüngsten Erfolge sind die Serien „The Boys“und „Star Trek: Picard“. Auch „Fleabag“, „The Marvelous Mrs. Maisle“und „Bosch“sind Erfolgsformate. Fans sehnen derzeit die neue „Der Herr der Ringe“-Serie herbei, die Ende 2021 erscheinen soll. Außerdem plant Amazon eine Serienverfilmung von Wolfgang Hohlbeins Roman „Der Greif“.
Disney Plus Der jüngste Anbieter auf dem Markt ist Disney Plus. Im November 2019 ging der Dienst an den Start. Im März 2020 kam das Angebot nach Deutschland. Mittlerweile ist es in 54 Ländern verfügbar, weitere sollen folgen. Die Abo-Zahlen wuchsen rasant. Aktuell zählt der Dienst 103,6 Millionen Nutzer.
Ein Abo kostet 8,99 Euro monatlich ( Jahres-Abo: 89,90 Euro). Auf einem Account können sieben Profile (auch Kinderprofile) erstellt werden und Inhalte auf bis zu vier Endgeräten gleichzeitig gestreamt werden.
Das Angebot war zunächst voll auf Kinder und Familien zugeschnitten. Erst seit Februar gibt es auf Disney Plus Inhalte, deren Altersfreigabe über FSK zwölf liegt. Verkaufsargumente waren und sind die vielen Disney-Filme sowie die Filmreihen des „Star Wars“- und des Marvel-Universums. Dazu kommen Produktionen von Pixar und National Geographic sowie Serien wie „Die Simpsons“, „Grey’s Anatomy“oder „Scrubs“. Doch dort liegt auch der Kritikpunkt: Disney Plus vermarktet großteils alte Inhalte.
Das soll sich aber ändern. Nach dem Erfolg von „The Mandalorian“sollen weitere „Star Wars“-Serien folgen. So ist „The Book of Boba Fett“für Dezember dieses Jahres angekündigt. Aus dem Marvel-Universum ging jüngst die Serie „Loki“an den Start. Zudem kommt von Pixar jetzt der Animationsfilm „Luca“, und für Juli steht die Abenteuer-Komödie „Jungle Cruise“mit Dwayne Johnson an.