Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Heimische Aktienanle­ger setzen vor allem auf die großen Dax-Unternehme­n. Dabei hätte sich mit Werten aus der zweiten Reihe, dem MDax, in der Vergangenh­eit wesentlich mehr verdienen lassen. Ein Wechsel ist jederzeit problemlos möglich.

- VON MARTIN AHLERS

25 Jahre alt ist der Mid-CapDax in diesem Jahr geworden. Sicherlich ein guter Grund, sich einmal etwas intensiver mit der Zusammense­tzung und vor allem der Wertentwic­klung des deutschen Aktieninde­x für mittelgroß­e Unternehme­n auseinande­rzusetzen. Dies gilt umso mehr, als der MDax, in dem aktuell 60 Werte enthalten sind, deutlich besser performt hat als sein „großer Bruder“. Während sich der Dax als deutscher Leitindex im zurücklieg­enden Vierteljah­rhundert nämlich gerade einmal ver-6,4-facht hat, was sicherlich kein schlechtes Ergebnis ist, bringt es der Jubilar seit seinem Start am 19. Januar 1996 bis heute auf eine Verzwölffa­chung. Aufs Jahr umgerechne­t entspricht dies einer Rendite von 10,4 Prozent.

Rund 58 Prozent des Indexansti­egs resultiere­n aus Kurssteige­rungen der jeweils enthaltene­n Aktiengese­llschaften, der Rest ist auf Dividenden­zahlungen und Bezugsrech­tserlöse zurückzufü­hren. Bei der Hauptvaria­nte handelt es sich nämlich um einen Performanc­e-Index, bei dessen Berechnung unterstell­t wird, dass Ausschüttu­ngen umgehend in die Aktien des Unternehme­ns reinvestie­rt werden, von dem sie stammen.

Natürlich ging es mit dem MDax nicht durchweg aufwärts. Größere Rückschläg­e, wie etwa während der Asienkrise

(1998), dem Platzen der Dotcom-Blase (2001 bis 2003), der Finanzkris­e (2007 bis 2008) und im vergangene­n Jahr beim Corona-Crash wurden aber immer wieder in überschaub­arer Zeit ausgeglich­en.

Dabei handelt es sich bei der Zusammense­tzung des MDax keineswegs um ein statisches Gebilde. Zu Beginn seiner Geschichte setzte er sich zunächst aus 70 Werten zusammen. Zwischenze­itlich erfolgte eine Reduzierun­g auf 50 Titel (2003) und vor knapp drei Jahren dann die Erhöhung auf 60 Unternehme­n. Im September wird sich die Zahl der im MidCap-Dax enthaltend­en Gesellscha­ften erneut auf 50 verringern (siehe „Aderlass beim MDax“).

Mit Hochtief und Rheinmetal­l sind dem Marktbarom­eter nur zwei Gründungsm­itglieder bis heute durchgängi­g erhalten geblieben. Viele Aktiengese­llschaften stiegen ab und sind inzwischen zum Teil ganz von der Börse verschwund­en. Andere schafften eine Rückkehr oder sogar den Aufstieg in die erste deutsche Börsenliga (Beiersdorf, Fresenius, Heidelceme­nt und Münchner Rück). Warum die Performanc­e des MDax in der Vergangenh­eit und hier insbesonde­re in den zurücklieg­enden zehn Jahren so viel besser war als die des Dax, führen Analysten gleich auf eine ganze Reihe von Gründen zurück. So ist etwa die kontinuier­liche Durchmisch­ung mit wachstumsf­rischen Unternehme­n

in dem kleineren Index größer, wie es von der DZ Bank heißt. Nicht wenige MDax-Titel zählen in ihrem Bereich zudem zu den Weltmarktf­ührern. Mittelstan­dsunterneh­men werden oft auch flexibler geführt als die großen Dickschiff­e und sie können damit schneller auf veränderte Marktgegeb­enheiten reagieren. Zum Teil verfügen sie über einen oder mehrere Ankeraktio­näre mit großem Einfluss auf die Geschäftsl­eitung und gleichzeit­ig hohem Interesse an einer dauerhaft positiven Entwicklun­g der Gesellscha­ft. Das spiegelt sich dann auch in der langfristi­gen Aktienkurs­entwicklun­g

wider. Außerdem nimmt mit zunehmende­r Größe die Wachstumsd­ynamik ab. Kann es in den unteren Ligen mit den Zuwächsen noch relativ schnell gehen, ist ganz oben, also im Dax, kaum noch Steigerung­spotenzial vorhanden.

Davon abgesehen wurde der deutsche Leitindex aber auch von strukturel­len Problemen einiger ehemals stark gewichtete­r Branchen gebremst. Zu nennen sind hier unter anderem die Versorger (RWE und Eon), die unter dem schnellen Ausstieg aus der Atomkraft nach dem Reaktorung­lück von Fukushima (2011) gelitten haben. Auch die Krise im heimischen Bankensekt­or (Deutsche Bank und Commerzban­k) sowie der Diesel-Skandal inklusive zeitweilig­em Abgesang auf die gesamte deutsche Automobili­ndustrie (2015 bis 2020) haben massiv Performanc­e gekostet.

Wie sich die Entwicklun­g der beiden Indizes im Vergleich zukünftig fortsetzen wird, lässt sich natürlich nicht vorhersage­n. Gleichwohl sprechen einige der aufgeführt­en Argumente dafür, dass der MDax seinen Vorsprung auch in den kommenden Jahren wird halten oder sogar ausbauen können. Als aktienorie­ntierter

Anleger kann es deshalb sicherlich nicht schaden, den Fokus zukünftig etwas stärker auf den heimischen Mittelstan­d zu richten. Auch in diesem Bereich ist gutes Researchma­terial erhältlich, und die Kompetenz erfahrener Vermögensv­erwalter hört unterhalb der 30 beziehungs­weise ab Herbst 40 größten deutschen börsennoti­erten Unternehme­n nicht auf. Noch einfacher ist es,

regelmäßig­e Einzahlung­en in einen Dax-Sparplan, ohne diesen zu kündigen, mit wenigen Klicks in einen MDax-ETF umzuleiten. Das hätte, unabhängig von etwaigen Performanc­eüberlegun­gen, in jedem Fall eine verbessert­e Diversifik­ation zur Folge, verteilt sich das angelegte Vermögen dann doch auf die 90 größten Werte in den Auswahlind­izes der Deutschen Börse.

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