Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Traut Euch endlich und kauft Aktien“
Thomas Seppi, Vorstand der FPM Frankfurt Performance Management AG, erklärt im Interview, was bei der Geldanlage in Aktien zu beachten ist und wie sich die Renditechancen erhöhen lassen.
Herr Seppi, in Deutschland gib es immer noch vergleichsweise wenige Anleger, die in Aktien oder Aktienfonds investieren. Gleichzeitig haben viele ihr Vermögen weiterhin auf dem Tagesgeldkonto oder Sparbuch. Woran meinen Sie liegt das?
THOMAS SEPPI Vermögensanlage und Geldanlage ist für viele Menschen ein Thema, welches mit den unterschiedlichsten Begründungen verdrängt wird. Ich sage Ihnen: So reduzieren Sie aber Ihre finanziellen Möglichkeiten in der Zukunft! Erschwerend kommt jetzt das Thema Inflation hinzu. Menschen, die sich mit Geldanlage beschäftigen sind weder Pfennigfuchser noch gierige rücksichtlose Egoisten. Aber wofür haben Sie gespart, wenn Ihr Geld durch „Negativzinsen“und höhere Preise reduziert wird? Das Thema ist für viele Menschen zu aufwendig und komplex, um sich damit aktiv auseinanderzusetzen. Und viele haben Angst, an der Börse Geld zu verlieren.
Aber wie kann dann mein Vermögen sinnvoller eingesetzt werden und höhere Renditechancen erreichen?
SEPPI Um den Aufwand und ein mögliches Verlustrisiko zu vermindern, empfehle ich die Suche nach professioneller Unterstützung. Diese gibt es bei allen Banken – aber es gibt auch sehr gute Produkte, wie zum Beispiel Fonds. Der erste historisch dokumentierte Fonds wurde im Jahre 1774 mit dem Namen „Eendracht Maakt Magt“(Eintracht macht stark) von Abraham van Ketwich, ein Niederländer mit vermutlich deutschen Vorfahren aus Essen gegründet. Meine besondere Verbindung dazu ist, dass Kettwig meine Geburtsstadt ist. Fonds nach deutschem und europäischen Recht sind streng reguliert und kontrolliert. Man unterscheidet unter anderem zwischen aktiven und passiven Fonds. Alle Fonds haben gemeinsam, dass die Risiken auf viele Ziele, zum Beispiel mehrere Aktien in Aktienfonds verteilt sind – es wird also nicht nur auf ein Pferd gesetzt.
Und wie kann ich mein Vermögen am besten anlegen, wenn ich mich in der Materie nicht so gut auskenne?
SEPPI Wenn Sie sich nicht regelmäßig mit der Geldanlage beschäftigen möchten, ist meine Empfehlung: Verteilen Sie Ihr Geld in Anleihefonds und Aktienfonds, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf Aktienfonds liegen sollte. Noch risikoärmer wäre es, regelmäßig – zum Beispiel monatlich – Teilbeträge in Fonds anzusparen.
Aktien schwanken doch, kann man da nicht auf kurze Sicht auch Geld verlieren?
SEPPI Ja, man kann sehr wohl mit Aktien Geld verlieren. Und wenn man mit seinem Geld nur in eine oder zwei Aktien (insbesondere bei heißen Top-Empfehlungen) investiert, ist das Risiko besonders hoch! Man wird auch nicht über Nacht reich. Aber schauen wir uns doch mal historische Daten an: Ich habe Ihnen hier eine
Grafik mitgebracht, welche die Renditen der deutschen Aktien von der Frankfurter Wertpapierbörse (ab 1987 auf Basis des DAX = Deutscher Aktienindex) zeigen, wenn man diese Aktien über „festgelegte“Zeiträume gehalten hat. Auch das Deutsche Aktieninstitut veröffentlicht jährlich das sogenannte „Rendite-Dreieck“(zu finden unter www.dai.de/fileadmin/user_ upload/201231_DAX-Rendite-Dreieck_50_Jahre_Web. pdf). In dieser Grafik (siehe unten links) ist dargestellt, wie die jeweilige Jahresrendite seit 1960 für kalendergenaue fünf Jahre Haltedauer war.
Das ist aber eine Grafik mit vielen Aufs und Abs. Was kann ich da erkennen?
SEPPI Auf jedem Punkt der blauen Linie kann man ablesen, welche jährliche Rendite man in fünf Jahren erzielt hätte. Die rote Linie gibt den Durchschnitt einer fünfjährigen Haltedauer an. Das heißt, aus 20.600 möglichen Einstiegszeitpunkten waren 15.870 (77 Prozent) Möglichkeiten positiv und nur 23 Prozent erzielten ein negatives Ergebnis. Im Durchschnitt erzielten Anleger in Fünf-Jahres-Zeiträumen eine jährliche Rendite von 6,3 Prozent. In absoluten Zahlen werden so aus 1000 Euro in fünf Jahren 1355 Euro. Bereits bei einer einjährigen Haltedauer in den letzten 60 Jahren haben die Chancen die Risiken überwogen.
Und wenn der Zeitraum länger als fünf Jahre ist, verändert sich das dann?
SEPPI Je länger die Zeiträume sind, umso besser wird das Chancen-/Risiko Verhältnis. Bei einer Haltedauer von zehn Jahren bleibt die jährliche Rendite bei circa 6,3 Prozent, jedoch die Anzahl der richtigen Einstiegszeitpunkte mit positiven Ergebnissen erhöht sich auf 85,5 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass in zehn Jahren aus 1000 Euro durchschnittlich 1790 Euro wurden (siehe Tabelle oben). Im Ergebnis können wir festhalten, dass man bei Haltedauern von über drei Jahren historisch nur in wenigen Fällen und ab zehn Jahren in sehr wenigen Fällen eine negative Rendite erzielen konnte. Und dass diese negativen Renditen – im Vergleich zu den positiven Renditen – sehr gering ausfielen.
Jetzt haben wir viel über Aktien gesprochen. Aber wie eignen sich die guten alten Bundesanleihen für meine Geldanlage?
SEPPI Wenn wir heute Geld anlegen, kennen wir sofort die Verluste durch negative Renditen,
die wir mit dem Erwerb einer festverzinslichen Bundesanleihe bis zum Laufzeitende erzielen werden. In der Grafik unten rechts sehen Sie den Vergleich der durchschnittlichen zehnjährigen Renditen von deutschen Aktien und deutschen Bundesanleihen: Sie sehen auf jedem Punkt der blauen Linie, welche jährliche Rendite man in zehn Jahren mit dem „DAX“erzielt hätte. Auf jedem Punkt der roten Linie kann man ablesen, welche jährliche Rendite man in zehn Jahren mit einer zehnjährigen Bundesanleihe erzielt hätte.
Das würde ja bedeuten, dass man aktuell mit Bundesanleihen kein Geld verdienen kann?
SEPPI Vier Prozent Rendite beim Kauf einer zehnjährigen deutschen Bundesanleihe gab es zuletzt im November 2018.
Wer derzeit eine zehnjährige deutsche Bundesanleihe erwirbt, wird bis Laufzeitende in 2031 eine negative Rendite erzielen (rote Linie im Chart). Die künftige Rendite für Aktien kennen wir natürlich nicht. Hinzu kommt, dass für alle Anlagen neben Gebühren bei der Bank der Geldgegenwert durch Inflation sinken wird. Eine Inflation von zwei Prozent bedeutet, dass heutige 1000 Euro auf dem Sparbuch in zehn Jahren eine Kaufkraft von circa 817 Euro haben. Wenn ein Abendessen für zwei Personen im Restaurant künftig 60 statt 50 Euro kostet, was nicht völlig abwegig ist, wäre dies bereits eine Preissteigerung von 20 Prozent.
Also können wir als Fazit nehmen: Man sollte sich trauen, Geld in Aktien anzulegen? SEPPI Nein, man muss sein Geld in Aktien anlegen. Die Erfahrung der letzten 60 Jahre mit Wiedervereinigung, diversen Kriegen und Krisen zeigen, dass Investitionen in unterschiedliche Aktien auch zukünftig der wichtigste Baustein in der Vermögensbildung sein wird und es wird in Inflationszeiten ihr Erspartes schützen. Wir, die FPM Frankfurt Performance Management AG, investieren seit über 20 Jahren sehr erfolgreich in deutsche Unternehmen. Auch unsere Stockpicker-Fonds kann jeder über seine Bank erwerben – auch wenn ein Berater erstmal seine hauseigenen Fonds anpreisen wird.
Herr Seppi, vielen Dank für den interessanten Austausch.