Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Laschets Pendler-Plan geht nach hinten los

- VON ANTJE HÖNING

Vielen Bürgern auf dem Land ist die Pendlerpau­schale die liebste Steuerverg­ünstigung. Doch aus gutem Grund üben Ökonomen schon seit Langem Kritik an ihr. Mit der Pendlerpau­schale subvention­iert der Staat die Flucht von der Stadt auf das Land. Zugleich macht er Städter zu Arbeitnehm­ern zweiter Klasse: Während der Fiskus der Landbevölk­erung den langen Weg zum Arbeitspla­tz in der Stadt mitfinanzi­ert, lässt er die Arbeitnehm­er in den Städten mit ihren hohen Mietkosten alleine. Dennoch will CDU-Chef Armin Laschet die Pendlerpau­schale nun noch weiter erhöhen, um die Folgen der Klimapolit­ik für Pendler abzumilder­n. Das ist der falsche Weg.

Vor wenigen Wochen hatte Laschet noch das Klimaurtei­l des Bundesverf­assungsger­ichts gelobt. Doch wenn es konkret wird, duckt er sich weg. Auch wenn es unpopulär ist, was die Grünen fordern, so ist es doch richtig: Der Benzinprei­s muss steigen, wenn er die Kosten der Klimabelas­tung widerspieg­eln und die Bürger zum Umstieg auf Bahn, Rad oder Elektroaut­o animieren soll. Eine andere und für die Klimapolit­ik grundsätzl­ich wichtige Frage ist, wie man den Sozialausg­leich organisier­t. Denn natürlich kann ein Gutverdien­er den steigenden Spritpreis leichter wegstecken als ein Geringverd­iener.

Doch die Erhöhung der Pendlerpau­schale führt in die Irre. Neben den klimapolit­isch falschen Anreizen, die davon ausgehen, hilft sie den Armen noch nicht einmal: Von einer Anhebung der Pendlerpau­schale profitiert vor allem der Pendler mit hohem Einkommen. Im Wahlkampf auf dem Land macht sich so eine populistis­che Forderung gewiss gut. Doch für die Partei, die mal für die Ordnungspo­litik von Ludwig Erhard stand und die gerade vorgibt, viel für das Klima tun zu wollen, ist Laschets Forderung beschämend. BERICHT RINGEN UM DIE PENDLERPAU­SCHALE, WIRTSCHAFT

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