Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
SPD will Nachwuchslehrer für Problemkieze
Das Listenverfahren soll wiederbelebt werden. Junge Lehrer müssten dann auf Zeit an Problemschulen.
DÜSSELDORF Die SPD-Landtagsfraktion hat ein Maßnahmenpaket für eine Personaloffensive an den Schulen vorgelegt. An Grundschulen, in der Sekundarstufe I und an den Berufskollegs herrsche eklatanter Lehrermangel, sagte der bildungspolitische Sprecher Jochen Ott und schlug vor, die Besoldung aller Lehrkräfte unabhängig von der Schulform auf A13 anzupassen: „Eigentlich müssten alle Lehrer nach der Ausbildung A13 verdienen, so wie alle Parteien es vor der letzten Wahl auch versprochen hatten.“Nahezu alle Bundesländer seien diesen Weg inzwischen auch gegangen, in NRW sei aber noch nicht einmal ein Stufenplan dafür verabredet worden.
„Außerdem müssen alle Lehrkräfte die Möglichkeit haben, beruflich aufsteigen zu können. Ein Mangelfach kann zudem attraktiver werden, wenn man die Verbeamtung für eine bestimmte Zeit auf das 45. Lebensjahr hochsetzt“, sagte Ott. Teilzeitkräfte an den Grundschulen sollen dem Konzept zufolge mit Zulagen dazu gebracht werden, Stunden aufzustocken.
Besonders kontrovers dürfte jedoch der Vorschlag diskutiert werden, das sogenannte Listenverfahren wiederzubeleben. Ott zufolge könnten dann Nachwuchslehrer für zwei bis drei Jahre dort zum Einsatz verpflichtet werden, wo der Lehrermangel besonders eklatant sei. Sprich: an Problemschulen. Im Gegenzug könnten ihnen dafür höhere Bezüge winken. Auch sollten diese besondere Unterstützungsmaßnahmen bekommen – etwa nach dem Hamburger Modell, wo in „Schulen
in besonderer Lage“ein besseres Schüler-Lehrer-Verhältnis gelte, um den besonderen Anforderungen der Schüler gerecht zu werden.
Ott verteidigte den Vorstoß auch mit Blick auf andere Sektoren des öffentlichen Dienstes: „Im Polizeibereich
oder Finanzamt würde keiner von den Beamten auf die Idee kommen und sagen: Okay, ich gehe aber nur in die Stadt, in die ich hinwill. Da kommen ganz viele aus Ostwestfalen auch in andere Teile des Landes.“Man wolle das aber dennoch nicht stumpf über die Köpfe hinweg entscheiden. „Wir müssen gemeinsam mit den Gewerkschaften ein Verfahren erarbeiten“, sagte der Bildungspolitiker. Das Problem sei oft der Einstieg, so Ott. Wenn die Lehrer erst einmal an der Schule seien, dann seien viele von ihnen schon nach kurzer Zeit Feuer und Flamme und wollten bleiben.
Der Bildungsexperte Klaus Hurrelmann von der Hertie School in Berlin begrüßte die Vorschläge. Damit kehrten die Sozialdemokraten in NRW zu ihrem Markenkern in der Bildungspolitik zurück.