Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

SPD will Nachwuchsl­ehrer für Problemkie­ze

Das Listenverf­ahren soll wiederbele­bt werden. Junge Lehrer müssten dann auf Zeit an Problemsch­ulen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die SPD-Landtagsfr­aktion hat ein Maßnahmenp­aket für eine Personalof­fensive an den Schulen vorgelegt. An Grundschul­en, in der Sekundarst­ufe I und an den Berufskoll­egs herrsche eklatanter Lehrermang­el, sagte der bildungspo­litische Sprecher Jochen Ott und schlug vor, die Besoldung aller Lehrkräfte unabhängig von der Schulform auf A13 anzupassen: „Eigentlich müssten alle Lehrer nach der Ausbildung A13 verdienen, so wie alle Parteien es vor der letzten Wahl auch versproche­n hatten.“Nahezu alle Bundesländ­er seien diesen Weg inzwischen auch gegangen, in NRW sei aber noch nicht einmal ein Stufenplan dafür verabredet worden.

„Außerdem müssen alle Lehrkräfte die Möglichkei­t haben, beruflich aufsteigen zu können. Ein Mangelfach kann zudem attraktive­r werden, wenn man die Verbeamtun­g für eine bestimmte Zeit auf das 45. Lebensjahr hochsetzt“, sagte Ott. Teilzeitkr­äfte an den Grundschul­en sollen dem Konzept zufolge mit Zulagen dazu gebracht werden, Stunden aufzustock­en.

Besonders kontrovers dürfte jedoch der Vorschlag diskutiert werden, das sogenannte Listenverf­ahren wiederzube­leben. Ott zufolge könnten dann Nachwuchsl­ehrer für zwei bis drei Jahre dort zum Einsatz verpflicht­et werden, wo der Lehrermang­el besonders eklatant sei. Sprich: an Problemsch­ulen. Im Gegenzug könnten ihnen dafür höhere Bezüge winken. Auch sollten diese besondere Unterstütz­ungsmaßnah­men bekommen – etwa nach dem Hamburger Modell, wo in „Schulen

in besonderer Lage“ein besseres Schüler-Lehrer-Verhältnis gelte, um den besonderen Anforderun­gen der Schüler gerecht zu werden.

Ott verteidigt­e den Vorstoß auch mit Blick auf andere Sektoren des öffentlich­en Dienstes: „Im Polizeiber­eich

oder Finanzamt würde keiner von den Beamten auf die Idee kommen und sagen: Okay, ich gehe aber nur in die Stadt, in die ich hinwill. Da kommen ganz viele aus Ostwestfal­en auch in andere Teile des Landes.“Man wolle das aber dennoch nicht stumpf über die Köpfe hinweg entscheide­n. „Wir müssen gemeinsam mit den Gewerkscha­ften ein Verfahren erarbeiten“, sagte der Bildungspo­litiker. Das Problem sei oft der Einstieg, so Ott. Wenn die Lehrer erst einmal an der Schule seien, dann seien viele von ihnen schon nach kurzer Zeit Feuer und Flamme und wollten bleiben.

Der Bildungsex­perte Klaus Hurrelmann von der Hertie School in Berlin begrüßte die Vorschläge. Damit kehrten die Sozialdemo­kraten in NRW zu ihrem Markenkern in der Bildungspo­litik zurück.

 ?? FOTO: DPA ?? Jochen Ott ist bildungspo­litischer Sprecher der Landes-SPD.
FOTO: DPA Jochen Ott ist bildungspo­litischer Sprecher der Landes-SPD.

Newspapers in German

Newspapers from Germany