Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
So könnte Deutschland gegen Frankreich auflaufen
MÜNCHEN Schwer, schwerer, Frankreich: Im ersten Gruppenspiel bei der Fußball-EM empfängt die deutsche Nationalmannschaft mit dem amtierenden Weltmeister den dicksten denkbaren Brocken. Wir schauen auf die mögliche Aufstellung.
Tor/Abwehr Im Tor hat Deutschland traditionell keine Probleme. Manuel Neuer ist immer noch der beste Torhüter der Welt – und durch die Verletzung von Marc-André ter Stegen unumstrittener denn je. In der Abwehr
hingegen klemmte es zuletzt regelmäßig, egal ob bei dicken Patzern oder dem Thema mangelnde Schnelligkeit. Nationaltrainer Joachim Löw favorisiert wohl die Dreierkette, auch wenn die guten Spiele mit diesem System eher dünn gesät waren. Zentral soll Rückkehrer-Routinier Mats Hummels für die zuletzt vermisste Stabilität und eine saubere Spieleröffnung sorgen.
Links dürfte Matthias Ginter spielen, rechts Antonio Rüdiger - letzterer mit dem Selbstvertrauen eines Champions-League-Siegers. Der Mann vom FC Chelsea offenbarte aber in den vergangenen Jahren immer wieder große Schwächen, wenn er den Adler auf der Brust trug. Gegen die französische Offensive mit Kylian Mbappé, Karim Benzema, Antoine Griezmann oder auch Olivier Giroud steht die deutsche Abwehr vor einer harten Aufgabe. Vor allem die oft gezeigten Tempo-Defizite könnten sich gegen die wohl stärkste Offensive des Turniers ganz schnell bitter rächen.
Mittelfeld Ohne Zweifel das deutsche Prunkstück, hier können wir sogar mit den weltmeisterlichen
Franzosen mithalten. Regisseur Toni Kroos und Joshua Kimmich sind im zentralen defensiven Mittelfeld fußballerische Weltklasse und bringen die notwendige Führungsqualität mit. Weil Kimmich von Jogi Löw aber wohl auf die rechte Seite gezogen wird, dürfte Ilkay Gündogan an Kroos‘ Seite das Zentrum besetzen. Das könnte einem gegen Frankreich etwas Bauchschmerzen bereiten, denn es wird auf gutes Pressing und eine kompakte Formation in der Defensive und der Rückwärtsbewegung ankommen. Auf der linken Seite würden wir uns gegen Frankreich
für Leroy Sané entscheiden. Der Bayern-Spieler bringt enorme Geschwindigkeit und Zug zum Tor mit und hat deswegen für uns die Nase einen Tick vor Italien-Legionär Robin Gosens. Der könnte aber im nächsten Spiel ins Team rücken, wenn die Formation gegen Frankreich gar nicht funktionieren sollte.
Angriff Hier könnten die eingespielten Bayern-Asse Thomas Müller und Serge Gnabry wirbeln, unterstützt vom hochtalentierten Ex-Leverkusener Kai Havertz, der beim 7:1 gegen Lettland bewiesen hat, dass er sich im Sturm gut zurechtfindet. Der schnelle Timo Werner, wie Rüdiger Champions-League-Sieger, dürfte von der Bank wertvoller sein, er vergab in den vergangenen Jahren immer wieder beste Torchancen in teils haarsträubender Manier. Ohne eine effektive Chancenverwertung dürfte aber auch nur ein Pünktchen gegen die Équipe tricolore unerreichbar sein. Als Einwechsler könnte mit Kevin Volland ein echter Stoßstürmer ins Spiel kommen. Dass er treffen kann, zeigte er ausgerechnet in Frankreich diese Saison bei AS Monaco.