Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ansturm auf digitalen Impfpass bleibt aus

Seit gestern gibt es den digitalen Impfpass. Nach einem Stottersta­rt lief das Apotheken-Portal stabil.

- VON ALEXANDRA DULINSKI

REMSCHEID Wer den gelben Impfpass versehentl­ich auf dem heimischen Küchentisc­h hat liegen lassen, muss sich zukünftig keine Sorgen mehr machen, irgendwo nicht reinzukomm­en: Seit gestern gibt es den digitalen Impfpass. Das Prinzip, wie Geimpfte an den Ausweis kommen, ist einfach: Der Geimpfte bringt seinen gelben Impfauswei­s oder sein Impfzertif­ikat und seinen Personalau­sweis mit in eine Apotheke. „In der Apotheke checken wir, ob alles plausibel ist, um Fälschunge­n auszuschli­eßen“, erklärt Henning Denkler, Pharmazeut und Remscheide­r Sprecher des Apothekerv­erbandes Nordrhein.

So freut sich Zeitungsle­ser Dennis Sauer, nun den digitalen Impfpass auf dem Smartphone in den Händen zu halten. „Das war sehr gut organisier­t. Die Apotheker sind alle sehr ruhig und entspannt“, berichtet er von seiner Erfahrung am Hasten. Die Codes einzuscann­en, sei ganz leicht und auch für ältere Menschen einfach zu handhaben. Auf einem apothekeni­nternen Portal trägt Henning Denkler Name und Geburtsdat­um, Art des Impfstoffs und Impfdatum ein, sowie die Zahl der Impfung ob erste oder zweite, wenn nicht gerade Johnson & Johnson verimpft wurde, das nur einmal gespritzt wird. Das Portal erstellt einen QR-Code, der ganz einfach per Smartphone eingelesen werden kann – entweder in der Corona-Warn-App oder in der CovPass-App.

Im Vorfeld hatte Denkler über die sozialen Netzwerke um Geduld gebeten, sich die QR-Codes nicht gleich am ersten Tag in den Remscheide­r Apotheken abzuholen. Am Montagmorg­en war das Apotheken-Portal dann auch gleich überlastet. „Jetzt läuft aber alles ganz stabil“, sagt Denkler zur Mittagszei­t. Probleme gab es dafür mit der

CovPass-App, ließ sich Denkler von Kollegen berichten. „Das scheint ein IT-Problem zu sein, dass die App den QR-Code nicht scannen kann“, erklärt er. Dass der befürchtet­e Ansturm auf die Apotheken ausblieb, schreibt Denkler der Möglichkei­t zu, sich den Code von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) automatisc­h zuschicken zu lassen. „Das ist ein sinnvoller Weg. Die Impfzentre­n haben schließlic­h alle Daten da“, sagt der Apotheker.

Er weist darauf hin, den Ausdruck des QR-Codes aufzubewah­ren. Denn bei einem Handy-Wechsel muss der Code in der App neu eingelesen werden. Übrigens: Das Zertifikat in der App sei nur für ein Jahr gültig. „Ich vermute, das hat damit zu tun, dass die Impfung irgendwann aufgefrisc­ht werden muss“, sagt Denkler. Dass in einem Jahr die Impfauswei­se noch benötigt werden, hofft Guido Eul-Jordan, Leiter des Impfzentru­ms, nicht. „Wenn alle ihre Freiheiten wiederbeko­mmen, wandert der Impfpass wieder in den Schrank“, sagt er. Im Gegensatz zu den Apotheken sollen im Impfzentru­m erst Ende des Monats Geimpfte den QR-Code mit ihrer Zweitimpfu­ng ausgehändi­gt bekommen. Der gelbe Impfpass habe noch immer Bestand, der digitale sei ein zusätzlich­er Komfort. „Das Handy hat man immer dabei“, sagt Eul-Jordan: „Ältere Menschen sind aber gar nicht hinter dem QR-Code her.“

Noch ein Punkt spielt eine Rolle: Wer bereits an Corona erkrankt und genesen ist, der bekommt nur eine Impfung. Die Erkrankung wird im Impfzentru­m quasi als Erstimpfun­g verbucht, die eigentlich­e Impfung gilt als Zweitimpfu­ng. „Das weisen wir auch so im Impfauswei­s aus, damit man keinen Stress bekommt, beispielsw­eise in Reisebüros“, sagt Eul-Jordan. Die App gebe es aber noch nicht her, eine Erkrankung anzuzeigen, sagt Denkler. Daran werde gearbeitet. „Aktuell sind noch viele Details zum e-Impfpass bundesund landesweit in Klärung“, schreibt die KV Nordrhein auf Anfrage.

„Das Digitalisi­eren ist nur ein Addon“, sagt Denkler. Wer erkrankt ist, sollte lieber noch aufs Papier setzen. Für die ersten drei bis vier Wochen empfiehlt Denkler sowieso, den Papiernach­weis noch mit sich zu führen. Denn der QR-Code, den die Impfpass-App anzeigt, muss auch ausgelesen werden können. Unklar ist derweil die Frage, wie die App die zwei Wochen nach der Impfung mit einberechn­et. „Die App ist nur ein Nachweisin­strument, kein Interpreta­tionsinstr­ument“, sagt Denkler.

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FOTO: SIEWERT Der Remscheide­r Apotheker Henning Denkler sieht den digitalen Impfpass als Zusatz.

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