Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ansturm auf digitalen Impfpass bleibt aus
Seit gestern gibt es den digitalen Impfpass. Nach einem Stotterstart lief das Apotheken-Portal stabil.
REMSCHEID Wer den gelben Impfpass versehentlich auf dem heimischen Küchentisch hat liegen lassen, muss sich zukünftig keine Sorgen mehr machen, irgendwo nicht reinzukommen: Seit gestern gibt es den digitalen Impfpass. Das Prinzip, wie Geimpfte an den Ausweis kommen, ist einfach: Der Geimpfte bringt seinen gelben Impfausweis oder sein Impfzertifikat und seinen Personalausweis mit in eine Apotheke. „In der Apotheke checken wir, ob alles plausibel ist, um Fälschungen auszuschließen“, erklärt Henning Denkler, Pharmazeut und Remscheider Sprecher des Apothekerverbandes Nordrhein.
So freut sich Zeitungsleser Dennis Sauer, nun den digitalen Impfpass auf dem Smartphone in den Händen zu halten. „Das war sehr gut organisiert. Die Apotheker sind alle sehr ruhig und entspannt“, berichtet er von seiner Erfahrung am Hasten. Die Codes einzuscannen, sei ganz leicht und auch für ältere Menschen einfach zu handhaben. Auf einem apothekeninternen Portal trägt Henning Denkler Name und Geburtsdatum, Art des Impfstoffs und Impfdatum ein, sowie die Zahl der Impfung ob erste oder zweite, wenn nicht gerade Johnson & Johnson verimpft wurde, das nur einmal gespritzt wird. Das Portal erstellt einen QR-Code, der ganz einfach per Smartphone eingelesen werden kann – entweder in der Corona-Warn-App oder in der CovPass-App.
Im Vorfeld hatte Denkler über die sozialen Netzwerke um Geduld gebeten, sich die QR-Codes nicht gleich am ersten Tag in den Remscheider Apotheken abzuholen. Am Montagmorgen war das Apotheken-Portal dann auch gleich überlastet. „Jetzt läuft aber alles ganz stabil“, sagt Denkler zur Mittagszeit. Probleme gab es dafür mit der
CovPass-App, ließ sich Denkler von Kollegen berichten. „Das scheint ein IT-Problem zu sein, dass die App den QR-Code nicht scannen kann“, erklärt er. Dass der befürchtete Ansturm auf die Apotheken ausblieb, schreibt Denkler der Möglichkeit zu, sich den Code von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) automatisch zuschicken zu lassen. „Das ist ein sinnvoller Weg. Die Impfzentren haben schließlich alle Daten da“, sagt der Apotheker.
Er weist darauf hin, den Ausdruck des QR-Codes aufzubewahren. Denn bei einem Handy-Wechsel muss der Code in der App neu eingelesen werden. Übrigens: Das Zertifikat in der App sei nur für ein Jahr gültig. „Ich vermute, das hat damit zu tun, dass die Impfung irgendwann aufgefrischt werden muss“, sagt Denkler. Dass in einem Jahr die Impfausweise noch benötigt werden, hofft Guido Eul-Jordan, Leiter des Impfzentrums, nicht. „Wenn alle ihre Freiheiten wiederbekommen, wandert der Impfpass wieder in den Schrank“, sagt er. Im Gegensatz zu den Apotheken sollen im Impfzentrum erst Ende des Monats Geimpfte den QR-Code mit ihrer Zweitimpfung ausgehändigt bekommen. Der gelbe Impfpass habe noch immer Bestand, der digitale sei ein zusätzlicher Komfort. „Das Handy hat man immer dabei“, sagt Eul-Jordan: „Ältere Menschen sind aber gar nicht hinter dem QR-Code her.“
Noch ein Punkt spielt eine Rolle: Wer bereits an Corona erkrankt und genesen ist, der bekommt nur eine Impfung. Die Erkrankung wird im Impfzentrum quasi als Erstimpfung verbucht, die eigentliche Impfung gilt als Zweitimpfung. „Das weisen wir auch so im Impfausweis aus, damit man keinen Stress bekommt, beispielsweise in Reisebüros“, sagt Eul-Jordan. Die App gebe es aber noch nicht her, eine Erkrankung anzuzeigen, sagt Denkler. Daran werde gearbeitet. „Aktuell sind noch viele Details zum e-Impfpass bundesund landesweit in Klärung“, schreibt die KV Nordrhein auf Anfrage.
„Das Digitalisieren ist nur ein Addon“, sagt Denkler. Wer erkrankt ist, sollte lieber noch aufs Papier setzen. Für die ersten drei bis vier Wochen empfiehlt Denkler sowieso, den Papiernachweis noch mit sich zu führen. Denn der QR-Code, den die Impfpass-App anzeigt, muss auch ausgelesen werden können. Unklar ist derweil die Frage, wie die App die zwei Wochen nach der Impfung mit einberechnet. „Die App ist nur ein Nachweisinstrument, kein Interpretationsinstrument“, sagt Denkler.