Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Entscheidung ohne Alternative
Der Ärger von Christa Kraus ist nachvollziehbar. Denn gerade Demenzkranke sind darauf angewiesen, in einem funktionierenden Umfeld zu leben, in dem sie sich auskennen und wohlfühlen. Auch für die Angehörigen ist das so ungemein wichtig, da Pflege und Betreuung von demenziell Erkrankten noch einmal ein Vielfältiges schwieriger sind als die von Senioren in den üblichen Altenheimen. Für Christa Kraus ist das Schreiben mit der Botschaft, dass das „Wohnwerk“zum Jahresende schließt, daher gleich ein doppelter Schlag. Muss sie sich auf die neuerliche Suche nach einer Unterbringungsmöglichkeit begeben und muss sich ihr Mann in dem dann neuen Heim erst einmal wieder an alles Neue gewöhnen. Demenzkranke leiden darunter besonders.
Nun ist die Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte mbH aber eine Kapitalgesellschaft und nicht die Wohlfahrt. Wenn eine Einrichtung nicht wenigstens mit einer schwarzen Null betrieben werden kann, ist das auf Dauer nicht gesund – weder für die Einrichtung selbst, vor allem aber für die gesamte GmbH nicht. Und das „Wohnwerk“ist offenbar seit Beginn an defizitär, also seit der Einweihung vor zwölf Jahren – das konnte irgendwann nicht mehr gut gehen. Daher ist die jetzt getroffene Entscheidung, so schmerzlich sie vor allem für die Bewohner und Mitarbeiter auch ist, nachvollziehbar. Denn letztlich hängen auch die weiteren Einrichtungen der OGB daran und damit auch deren Bewohner und Mitarbeiter.
Heute mag das Konstrukt der kleinen Einheit für Demenzkranke naiv klingen. Doch vor 14 Jahren, als die OGB den alten Bauhof von der Stadt abgekauft und anschließend umgebaut hatte, war die Welt auch noch eine andere. Die Idee ist dennoch gut, nur eben leider nicht wirtschaftlich.
Auf jeden Fall muss sich die Gesellschaft aber an den Worten Rainer Drevermanns messen lassen und sowohl für die Mitarbeiter bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle als auch bei der Nachforschung für die Bewohner nach einem neuen Heimplatz behilflich sein. Soviel Wohlfahrt sollte es denn dann doch sein.
STEPHAN BÜLLESBACH