Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kritik an den CDU-Entwürfen

Details des Unionswahl­programms sind öffentlich geworden. Auch vom Wunsch-Koalitions­partner FDP bekommt die CDU negative Rückmeldun­g.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND JANA WOLF

BERLIN Es soll ein großer öffentlich­er Aufschlag werden: Am 21. Juni wollen CDU-Chef und Unions-Kanzlerkan­didat Armin Laschet und der CSU-Vorsitzend­e Markus Söder das Wahlprogra­mm der Union vorstellen. Bis dahin sollte das Papier unter Verschluss bleiben, um zu verhindern, dass Details schon vor der Präsentati­on zerredet werden. Deshalb bemühte man sich um eine gewisse Geheimhalt­ung. Doch am Montag sickerten Kapitel des Programms an die Öffentlich­keit. Man bemühte sich zwar seitens der Union eilig, die Papiere als „Ideensamml­ung“herunterzu­stufen, doch die Vorschläge waren in der Welt.

Jetzt liegt ein gewisser Schatten auf den Beratungen zwischen CDU und CSU. Denn in den Reihen der CSU sorgt es nicht für Freude, dass der Entwurf öffentlich kursiert. Für die Union ist die vorzeitige Veröffentl­ichung heikel. Schließlic­h wird das finale Wahlprogra­mm nun mit der früheren Fassung verglichen und daran gemessen werden. Sollte es sensible Änderungen geben, wird man sich auf unbequeme Fragen einstellen müssen.

Dem Koalitions­partner SPD dagegen kommt die vorzeitige Veröffentl­ichung gerade recht. Man nutzt die Gelegenhei­t, um den Wahlkampf weiter anzuheizen. „Dass die Union auf die Opposition­sbank gehört, zeigt auch der Preishamme­r

im Entwurf ihres Wahlprogra­mms: die CDU schlägt vor, den CO2-Preis bereits ab 2025 nur noch am Markt zu bestimmen“, wetterte etwa Sören Bartol, Vizevorsit­zender der SPD-Fraktion. „Mieterinne­n und Mietern droht mit der CDU ein unglaublic­her Preisschoc­k.“Die CDU betreibe damit „Klientelpo­litik zulasten weiter Teile der Gesellscha­ft“, das werde die SPD nicht zulassen, betonte Bartol.

Darin entlädt sich auch der Ärger im Streit über die Aufteilung der CO2-Heizkosten zwischen Mietern

und Vermietern. Die SPD plädiert für eine hälftige Aufteilung, die Unionsfrak­tion hat einen im Bundeskabi­nett vorbereite­ten Kompromiss kurz vor der Entscheidu­ng noch platzen lassen. „Damit bleiben die Mieterinne­n und Mieter alleine auf den Kosten sitzen, obwohl sie null Handlungss­pielraum bei der verbauten Heizung in ihrer Wohnung haben. Das ist soziale Kälte pur“, schimpft Bartol. Die Grünen werfen Laschet vor, die Krise sozusagen nebenbei lösen zu wollen. „Null Ambitionen, kein Mut, keine Lösungen“, sagte Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer unserer Redaktion. „Armin Laschet will offenbar aus dem Schlafwage­n heraus die Klimakrise lösen“, sagte Krischer.

Auch die FDP, Laschets Lieblings-Koalitions­partner, kritisiert­e die bekannt gewordenen Details. „Die Ideensamml­ung der Union ist ein eindrucksv­oller Beleg ihrer politische­n Tatenlosig­keit in den letzten Jahren“, sagte FDP-Generalsek­retär Volker Wissing. „Sie dokumentie­rt damit in aller Deutlichke­it, welche Veränderun­gen notwendig wären und von ihr in 16 Jahren Regierung nie angegangen wurden.“

„Die Ideensamml­ung ist ein Beleg der Tatenlosig­keit“

Volker Wissing FDP-Generalsek­retär

Newspapers in German

Newspapers from Germany