Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Türkei mit „Heimspiel“in Baku
BAKU (dpa) Deutlicher könnte die Botschaft nicht sein. „Türkei, unsere Herzen schlagen mit dir!“, steht auf Aserbaidschanisch auf zahlreichen Plakaten am Nationalstadion in Baku. Mit Türkei-Trikots, Autoaufklebern und Fahnen machen die Menschen in der Hauptstadt der Südkaukasusrepublik klar, auf wessen Seite sie bei der Fußball-EM stehen.
Auch aus der Türkei wollen Tausende Fans den Weg ins Nachbarland antreten, ihre Mannschaft nach vorn brüllen und das Spiel am Mittwoch gegen Wales (18 Uhr/ARD und Magenta TV ) zu einem unvergesslichen Heimspiel machen. Die Partie ist nicht nur für den weiteren Turniererfolg der beiden Teams richtungsweisend — sie hat in einer nervösen Region auch geopolitische Dimensionen.
Unter den womöglich mehr als 30.000 Zuschauern werden die beiden mächtigsten Männer der Türkei und Aserbaidschans erwartet: der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und sein aserbaidschanischer Amtskollege Ilham Aliyev, der die frühere Sowjetrepublik seit mehr als 17 Jahren autoritär führt.
Als „Bruder“bezeichnete Erdogan im türkischen Parlament Aliyev zuletzt – und diese Beschreibung hört man auch immer wieder, wenn man mit Menschen in Baku über die Türkei spricht. Die Türkei ist militärische Schutzmacht von Aserbaidschan und unterstützte das Land auch unlängst im Krieg mit Armenien um die Region Berg-Karabach. Die beiden Nationen stehen sich traditionell sehr nahe.
Ein- und Ausreise sind für türkische Fans im Vergleich mit anderen Nationen kein großes Problem. Mehrere Direktflüge steuern aus der Türkei täglich Baku an. „Wir erwarten 12.000 türkische Fans bei jedem Spiel des Teams“, sagte der Vizepräsident des aserbaidschanischen Fußballverbands Affa, Elkhan Mammadov.
Sportlich hilft beiden Teams nur ein Sieg wirklich weiter. Wales trifft im letzten Gruppenspiel auf die starken Italiener, die Türkei muss vor dem Duell mit der Schweiz das 0:3 aus dem Eröffnungsspiel gegen die Squadra Azzurra wieder gutmachen. Das „Heimspiel“kommt da recht.