Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

NRW rüstet Gesundheit­sämter auf

Kontaktdat­en sollen künftig digital erfasst werden, nicht mehr per Zettelwirt­schaft.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Die NRW-Landesregi­erung will die Rückkehr der Zettelwirt­schaft in der Gastronomi­e verhindern. Damit die Gesundheit­sämter die Kontaktdat­en im Fall einer Infektion mit dem Coronaviru­s schnell und umkomplizi­ert abrufen können, wurde dazu nun die Schnittste­lle Iris aktiviert. Die Kommunen in NRW sollen innerhalb von vier Wochen über ein sogenannte­s Gateway namens Iris Connect an die Schnittste­lle angeschlos­sen werden. In den 14 Modellkomm­unen soll dies bereits Ende dieser Woche abgeschlos­sen sein.

Die Corona-Schutzvero­rdnung sieht vor, dass Betreiber von Gaststätte­n, Hotellerie, Sportstätt­en und Kultureinr­ichtungen persönlich­e Daten der Gäste (Name, Adresse, Aufenthalt­szeit) erfassen müssen. Im vergangene­n Sommer geschah dies häufig über Zettel, die handschrif­tlich ausgefüllt werden mussten. Längst steht aber auch eine Vielzahl digitaler Angebote bereit. NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) forderte daher: „Bei der Corona-Kontaktnac­hverfolgun­g muss Schluss sein mit der Zettelwirt­schaft.“

Viele Bundesländ­er hatten in den vergangene­n Monaten Verträge mit dem Unternehme­n Nexenio abgeschlos­sen, das die Luca-App betreibt. Diese App sollte anschließe­nd landesweit als zentrale Lösung eingeführt werden, um Kontaktdat­en zu erfassen. An der Entscheidu­ng hatte sich angesichts der Kosten in Millionenh­öhe und datenschut­zrechtlich­er Bedenken Kritik entzündet, viele Konkurrent­en fühlten sich benachteil­igt. In Mecklenbur­g-Vorpommern klagen andere Anbieter vor der zuständige­n Vergabekam­mer bereits gegen die Auftragsve­rgabe, da sie ohne ordentlich­e Ausschreib­ung erfolgt sei.

Auch NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hatte sich nach einem Gespräch mit dem Rapper Smudo von der Band Die Fantastisc­hen Vier lobend über die App geäußert. NRW hatte sich dann aber für den offenen Ansatz per Schnittste­lle entschiede­n. Die Kosten für die Iris-Schnittste­lle sollen für NRW bislang bei rund 100.000 Euro liegen. Auch Folgekoste­n, etwa für die Servernutz­ung, sollen sich im Rahmen halten.

Daher zeigen nun auch weitere Länder Interesse. Inzwischen ist die Einführung von Iris Connect, deren Entwicklun­gskosten die Björn-Steiger-Stiftung übernommen hat, unter anderem in Hessen, Bremen und Sachsen geplant. Thüringen will die Lösung in Pilotversu­chen testen.

Für die Software-Anbieter und die Gesundheit­sämter ist die Nutzung kostenlos. Erste Anbieter arbeiten bereits an der Anbindung an Iris, darunter beispielsw­eise Recover, Gastident oder Darfichrei­n. Welche Lösung er bei sich einsetzt, kann der Gastwirt dann allein entscheide­n.

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