Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Was Sie bei Hitze im Homeoffice tun können
Zahlt mir die Firma einen Ventilator? Gibt es eigentlich Hitzefrei bei der Arbeit von zu Hause? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
DÜSSELDORF Bis zu 36 Grad sollen es noch diese Woche in NRW werden. Viele Menschen, die im Homeoffice arbeiten, wünschen sich da wohl sehnlichst die Klimaanlage aus dem Großraumbüro zurück. Dabei sollten Arbeitgeber an sich auch dann für ein gutes Klima sorgen, wenn Beschäftigte zu Hause arbeiten. Und die Mitarbeiter können schon mit einfachen Maßnahmen die Hitze besser überstehen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Ab wann ist es zu warm zum Arbeiten? Eine maximal zulässige Temperatur gibt es laut der Arbeitsstättenverordnung nicht. „Auch ein Recht auf Hitzefrei gibt es nicht“, sagt Kersten Bux, Experte für das Klima am Arbeitsplatz bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Der Arbeitgeber ist nach dem Arbeitsschutzgesetz aber verpflichtet, die Arbeit so zu gestalten, dass die Gesundheit der Beschäftigten nicht gefährdet wird. Zu einer solchen Gefährdung kann es ab 26 Grad Celsius kommen. „Mit entsprechenden Maßnahmen kann man es aber bis zu 35 Grad aushalten“, so Bux. „Ab dann wird es unzumutbar.“
Was gilt für das Homeoffice? Viele Menschen arbeiten zu Hause wegen der Homeoffice-Pflicht, die im Infektionsschutzgesetz festgeschrieben ist. „Ein Problem“, so Bux. Denn es gibt Unterschiede zwischen den Regelungen für den festen Arbeitsplatz im Büro und für die Arbeit zu Hause. „Im Homeoffice gilt das Arbeitsschutzgesetz“, sagt Bux. Der Arbeitgeber müsse danach bei Hitze eine sogenannte Gefährdungsbeurteilung
vornehmen. Gemeinsam mit dem jeweiligen Mitarbeiter sollte er dann nach geeigneten Maßnahmen suchen. Das könnte die Anschaffung von zusätzlichem Hitzeschutz sein. „Dazu gehört etwa ein Ventilator, ein Klimagerät oder eine Sonnenschutzfolie.“Unternehmen und Mitarbeiter müssen aber an einem Strang ziehen. „Das meiste ist eine Frage der Absprache“, sagt Bux. Das gilt auch für die zusätzlichen Stromkosten.
Getränke muss der Arbeitgeber gemäß der Arbeitsstättenregel ab 30 Grad bereitstellen.
Kann ich meine Arbeitszeit ändern?
Das sollte man auf jeden Fall versuchen: „Die Arbeitszeitverschiebung ist bei der Hitze das Mittel der Wahl“, rät Bux. Die größte Hitze komme nachmittags ab 14 Uhr. Wer von 10 bis 18 Uhr arbeitet, habe es deswegen am schwersten. Sinnvoll
sei es, den Arbeitsstart etwa auf 6 Uhr morgens vorzuverlegen und so schon vor der Nachmittagshitze mit der Arbeit fertig zu sein – sofern es die betrieblichen Bedingungen erlauben.
Wie schütze ich meine Wohnung am
besten vor der Hitze? Ist die warme Luft einmal in die Wohnung gelangt, lässt sie sich nur schwer zurückdrängen. Innenliegender Sonnenschutz wie etwa zugezogene Gardinen oder im Raum angebrachte Rollos sind deswegen nicht die beste Lösung. „Ihre Wirksamkeit ist beschränkt, denn sie müssen die bereits eingedrungene Sonnenstrahlung reflektieren“, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Besser sind deswegen Markisen oder außenliegende Rollläden. Wer sie aber als Mieter anbringen will, sollte das mit dem Vermieter absprechen.
Lieber Ventilator oder Klimagerät?
Der Unterschied ist vor allem ein technischer: Während ein Klimagerät die Luft tatsächlich kühlt, kann ein Ventilator die stehende Luft nur bewegen. Das fühlt sich trotzdem deutlich angenehmer an. Ein wesentlicher Faktor ist dabei der Kostenunterschied. Während es Ventilatoren schon ab 20 Euro zu kaufen gibt, fangen die Preise für mobile Raumklimageräte bei 500 Euro an. Hinzu kommen die Stromkosten. Laut Verbraucherzentrale verursacht ein Ventilator im Jahr bei etwa 500 Stunden Betrieb Mehrkosten von fünf bis zehn Euro – ein Klimagerät hingegen 30 bis 100 Euro jährlich.
Wie lüftet man richtig? Am besten lüftet man erst dann, wenn es draußen kühler ist als drinnen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, tagsüber alle Türen und Fenster zu schließen, damit warme Luft gar nicht erst in die Wohnung kommt. Ideal ist es laut Verbraucherzentrale, nachts zu lüften. So gelangt die Hitze nach draußen, die sich tagsüber in der Wohnung und in den Möbeln gespeichert hat.
Wie kann man noch selbst für Abkühlung sorgen? Ein guter Tipp sei, Hände, Arme und Gesicht regelmäßig mit Wasser zu benetzen, sagt Kersten Bux. Auch ein Bad für die Füße könne helfen. Was im Homeoffice den Arbeitnehmern zugutekommt: Es gibt meist keinen Dresscode. So kann man eher auf eine kurze Hose, ein T-Shirt oder andere luftige Kleidung setzen. Man sollte auch genug trinken. „Bei Sommerhitze ist circa ein Liter zusätzliche Flüssigkeit nötig“, betont Bux.