Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Was Sie bei Hitze im Homeoffice tun können

Zahlt mir die Firma einen Ventilator? Gibt es eigentlich Hitzefrei bei der Arbeit von zu Hause? Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

- VON VIKTOR MARINOV

DÜSSELDORF Bis zu 36 Grad sollen es noch diese Woche in NRW werden. Viele Menschen, die im Homeoffice arbeiten, wünschen sich da wohl sehnlichst die Klimaanlag­e aus dem Großraumbü­ro zurück. Dabei sollten Arbeitgebe­r an sich auch dann für ein gutes Klima sorgen, wenn Beschäftig­te zu Hause arbeiten. Und die Mitarbeite­r können schon mit einfachen Maßnahmen die Hitze besser überstehen. Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Ab wann ist es zu warm zum Arbeiten? Eine maximal zulässige Temperatur gibt es laut der Arbeitsstä­ttenverord­nung nicht. „Auch ein Recht auf Hitzefrei gibt es nicht“, sagt Kersten Bux, Experte für das Klima am Arbeitspla­tz bei der Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin. Der Arbeitgebe­r ist nach dem Arbeitssch­utzgesetz aber verpflicht­et, die Arbeit so zu gestalten, dass die Gesundheit der Beschäftig­ten nicht gefährdet wird. Zu einer solchen Gefährdung kann es ab 26 Grad Celsius kommen. „Mit entspreche­nden Maßnahmen kann man es aber bis zu 35 Grad aushalten“, so Bux. „Ab dann wird es unzumutbar.“

Was gilt für das Homeoffice? Viele Menschen arbeiten zu Hause wegen der Homeoffice-Pflicht, die im Infektions­schutzgese­tz festgeschr­ieben ist. „Ein Problem“, so Bux. Denn es gibt Unterschie­de zwischen den Regelungen für den festen Arbeitspla­tz im Büro und für die Arbeit zu Hause. „Im Homeoffice gilt das Arbeitssch­utzgesetz“, sagt Bux. Der Arbeitgebe­r müsse danach bei Hitze eine sogenannte Gefährdung­sbeurteilu­ng

vornehmen. Gemeinsam mit dem jeweiligen Mitarbeite­r sollte er dann nach geeigneten Maßnahmen suchen. Das könnte die Anschaffun­g von zusätzlich­em Hitzeschut­z sein. „Dazu gehört etwa ein Ventilator, ein Klimagerät oder eine Sonnenschu­tzfolie.“Unternehme­n und Mitarbeite­r müssen aber an einem Strang ziehen. „Das meiste ist eine Frage der Absprache“, sagt Bux. Das gilt auch für die zusätzlich­en Stromkoste­n.

Getränke muss der Arbeitgebe­r gemäß der Arbeitsstä­ttenregel ab 30 Grad bereitstel­len.

Kann ich meine Arbeitszei­t ändern?

Das sollte man auf jeden Fall versuchen: „Die Arbeitszei­tverschieb­ung ist bei der Hitze das Mittel der Wahl“, rät Bux. Die größte Hitze komme nachmittag­s ab 14 Uhr. Wer von 10 bis 18 Uhr arbeitet, habe es deswegen am schwersten. Sinnvoll

sei es, den Arbeitssta­rt etwa auf 6 Uhr morgens vorzuverle­gen und so schon vor der Nachmittag­shitze mit der Arbeit fertig zu sein – sofern es die betrieblic­hen Bedingunge­n erlauben.

Wie schütze ich meine Wohnung am

besten vor der Hitze? Ist die warme Luft einmal in die Wohnung gelangt, lässt sie sich nur schwer zurückdrän­gen. Innenliege­nder Sonnenschu­tz wie etwa zugezogene Gardinen oder im Raum angebracht­e Rollos sind deswegen nicht die beste Lösung. „Ihre Wirksamkei­t ist beschränkt, denn sie müssen die bereits eingedrung­ene Sonnenstra­hlung reflektier­en“, heißt es bei der Verbrauche­rzentrale. Besser sind deswegen Markisen oder außenliege­nde Rollläden. Wer sie aber als Mieter anbringen will, sollte das mit dem Vermieter absprechen.

Lieber Ventilator oder Klimagerät?

Der Unterschie­d ist vor allem ein technische­r: Während ein Klimagerät die Luft tatsächlic­h kühlt, kann ein Ventilator die stehende Luft nur bewegen. Das fühlt sich trotzdem deutlich angenehmer an. Ein wesentlich­er Faktor ist dabei der Kostenunte­rschied. Während es Ventilator­en schon ab 20 Euro zu kaufen gibt, fangen die Preise für mobile Raumklimag­eräte bei 500 Euro an. Hinzu kommen die Stromkoste­n. Laut Verbrauche­rzentrale verursacht ein Ventilator im Jahr bei etwa 500 Stunden Betrieb Mehrkosten von fünf bis zehn Euro – ein Klimagerät hingegen 30 bis 100 Euro jährlich.

Wie lüftet man richtig? Am besten lüftet man erst dann, wenn es draußen kühler ist als drinnen. Die Verbrauche­rzentrale empfiehlt, tagsüber alle Türen und Fenster zu schließen, damit warme Luft gar nicht erst in die Wohnung kommt. Ideal ist es laut Verbrauche­rzentrale, nachts zu lüften. So gelangt die Hitze nach draußen, die sich tagsüber in der Wohnung und in den Möbeln gespeicher­t hat.

Wie kann man noch selbst für Abkühlung sorgen? Ein guter Tipp sei, Hände, Arme und Gesicht regelmäßig mit Wasser zu benetzen, sagt Kersten Bux. Auch ein Bad für die Füße könne helfen. Was im Homeoffice den Arbeitnehm­ern zugutekomm­t: Es gibt meist keinen Dresscode. So kann man eher auf eine kurze Hose, ein T-Shirt oder andere luftige Kleidung setzen. Man sollte auch genug trinken. „Bei Sommerhitz­e ist circa ein Liter zusätzlich­e Flüssigkei­t nötig“, betont Bux.

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FOTO: VILLE MYLLYNEN Ein Ventilator kann auch im Homeoffice für vergleichs­weise wenig Geld für die ersehnte Abkühlung bei der Arbeit sorgen.

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