Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Dachgauben entfachen Streit um neue Landesbauo­rdnung

CDU und FDP wollen durch Vereinfach­ungen dem Handwerk helfen. Der NRW-Städtetag plädiert für die Beibehaltu­ng des Genehmigun­gsverfahre­ns.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die von der nordrhein-westfälisc­hen Landesregi­erung geplante Novelle der Landesbauo­rdnung stößt weiterhin auf Widerstand. Nach mehreren Wirtschaft­sverbänden lehnte auch die Arbeitsgem­einschaft der kommunalen Spitzenver­bände den Antrag der Koalitions­fraktionen im Bauausschu­ss ab, für neu gebaute Parkfläche­n ab 35 Stellplätz­en eine Überdachun­gspflicht mit Solaranlag­en einzuführe­n.

Man begrüße zwar weiterhin das

Ziel, durch Änderungen in der Landesbauo­rdnung das Bauen zu vereinfach­en und die Baukosten zu verringern, heißt es in der Stellungna­hme. Aber auch die Aufstockun­g der Stellfläch­en – zunächst sollte die Überdachun­gspflicht schon ab 25 Stellplätz­en gelten – und die Beschränku­ng auf Gewerbeflä­chen löst aus Sicht ihrer Gegner das Problem nicht. Eine solche Zahl an Parkplätze­n entstünde meist bei Einzelhänd­lern, die aber „integriert und wohnortnah“angesiedel­t werden sollten. Daher müsse dann auch entspreche­nd begrünt und bepflanzt werden, so der Städteund Gemeindebu­nd NRW. Der Handel sieht erhebliche Zusatzkost­en bei Neuansiedl­ungen auf sich zukommen.

Ein weiterer Knackpunkt, der bei der Ausschusss­itzung an diesem Mittwoch erneut debattiert werden wird, ist die Idee von CDU und FDP, dass Dachgauben und ähnliche Aufbauten künftig nicht mehr genehmigun­gspflichti­g sein sollen. „Zur Wahrung der öffentlich­en Belange und des Nachbarsch­aftsschutz­es“könne man nicht nachvollzi­ehen, warum auf ein einfaches Genehmigun­gsverfahre­n

verzichtet werden solle, so der Städtetag, der am Mittwoch auch mündlich Stellung beziehen soll. Der Gauben-Passus gehört zu einem Änderungsa­ntrag, den CDU und FDP in die Sitzung am Dienstag eingebrach­t hatten.

Die CDU wollte nach Angaben ihres Ausschusss­prechers Fabian Schrumpf mit der Genehmigun­gsfreiheit eine Kompromiss­lösung schaffen und dem Handwerk helfen. Zuvor sei der Versuch, die in anderen Bundesländ­ern praktizier­te, kleine Bauvorlage­nberechtig­ung (mit der auch Handwerksm­eister und Bautechnik­er

bestimmte Bauanträge einreichen dürfen), gescheiter­t. Dagegen hatten sich Ingenieurs­verbände und Architekte­nkammern ausgesproc­hen. „Wenn die Gauben genehmigun­gsfrei sind, heißt das ja nicht, dass man sich nicht an geltendes Recht halten müsste“, sagte Schrumpf unserer Redaktion. SPD-Sprecher Andreas Becker dagegen erklärte, die Sozialdemo­kraten seien wie der Städtetag für das Genehmigun­gsverfahre­n, um Rechtssich­erheit für alle zu schaffen.

Die Landesbauo­rdnung ist erst vor zwei Jahren grundlegen­d reformiert worden. Dennoch hatte die schwarz-gelbe Landesregi­erung erneut Veränderun­gen in Angriff genommen, mit denen Ministerin Ina Scharrenba­ch (CDU) die Bauordnung an die Praxis anpassen wollte. Unter anderem sollten die Vorschrift­en für den Ausbau von Dachgescho­ssen zu Wohnungen entschärft werden, wodurch mehr Wohnraum geschaffen werden sollte, so die Argumentat­ion der Ministerin. Die Novellieru­ng der Landesbauo­rdnung soll zum 1. Juli dieses Jahres greifen. Dieser Zeitplan könnte nun ins Wanken geraten.

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