Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Christen unter Generalverdacht
Zu: Bürger kritisieren freikirchlichen Einfluss
Beim Lesen des Offenen Briefes an unsere Bürgermeisterin überkommen mich Zweifel, ob dabei noch die richtige Tonlage getroffen wird. Die Verfasser des Briefes setzen sich mit dem Konzept der Bowl-Church auseinander und verweisen auf eine Aussage in der Satzung, in der „...von unkonventionellen, überkonfessionellen, christlich-geprägten Gottesdienstangeboten für Kirchen- und gotteshausferne Menschen...“gesprochen werde. Ist neuerdings allein die Tatsache, dass sich Menschen offen zu ihrem christlichen Glauben bekennen, Anlass genug, deren Integrität in Frage zu stellen? Das wird noch mit dem Vorwurf und der Plattitüde unterlegt, die von der „freikirchlicher Weltsicht“spricht. Das Ganze mündet in der Behauptung: „Viele Jugendliche würden sich zurückziehen. Damit würden die Freikirchler unter sich bleiben, und sie unterstützen damit hauptsächlich ihre Gemeindemitglieder.“Dabei wäre es für die Briefschreiber einfach gewesen, einen Blick auf die Wermelskirchener Geschichte der vergangenen 20 Jahre zu werfen, als das Evangelisch-Freikirchliche Sozialwerk gegründet wurde. Dieser, von Christen
getragene Verein, hat seitdem die Trägerschaft für den „Offenen Mittagtisch“, der ein kostenloses, warmes Mittagessen an Bedürftige ausgibt. Ehrenamtliche Helfer sorgen seit 20 Jahren für diesen Dienst, obwohl in der Vereinssatzung ein ebenso klares Bekenntnis zu der Bindung an den christlichen Glauben steht, wie das bei der Bowl Church der Fall ist. Seit fast 15 Jahren verantwortet der Träger auch die Arbeit des JUCA am Markt, wo Jugendliche in den Genuss von Lebensberatung, Hausaufgabenhilfe, Bewerbungstraining und Freizeitgestaltung kommen. Viele Nationalitäten, Hautfarben und verschiedenste Religionszugehörigkeiten sind Alltag im JUCA – und das ist auch gut so!
Beide Arbeitszweige werden durch Spenden finanziert, die zum größten Teil von Christen unserer Stadt zum Wohle der Stadt aufgebracht werden. Genauer hinzuschauen hätte die Verfasser davor bewahren können „unerträgliche und unfassbare“Unterstellungen an die Adresse der Bowl-Church-Verantwortlichen in einen „offenen Brief“zu packen. Für das „übers Ziel hinausschießen“haben sich die Leiter der Bowl-Church entschuldigt – ob die Briefverfasser die gleiche Größe haben?
Ulrich Abels von Mai 2000 bis Januar 2021 Pastor im GZD und Vorsitzender des Sozialwerks – jetzt im Ruhestand per E-Mail
erfahren.
Ob man auch von einer unerwünschten ideellen Beeinflussung sprechen würde, wenn die Jugendorganisation einer der etablierten demokratischen Parteien im Eifgen tätig würde, wage ich zu bezweifeln.
Jegliche Jugendarbeit unterliegt aber einer auch ideellen Motivation. Die Bowl-Church ist immerhin seit Jahren aktiv und hat sich selbst als nicht offensiv-missionarisch dargestellt. Dass in einer Vereinssatzung eine ideelle Begründung erscheint, ist sicherlich nicht ungewöhnlich und in der demokratischen Debatte notwendig. Es liegt ein Projekt vor, das das inhaltliche Angebot der Kommune Wermelskirchen spürbar erweitert. Zu diesen Inhalten hat immerhin sonst niemand etwas angeboten.
Heinrich Pfläging
Dhünn per E-Mail