Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Erst versenkt, dann vergessen: Munition im Meer
In der Ostsee und der Nordsee lagert eine riesige Menge an Granaten, Torpedos, Minen und Bomben. Die Sprengstoffe können zum Problem werden.
Stell dir einmal einen gigantischen Müllberg vor. Was soll man mit dem bloß machen? Einfach so herumliegen lassen? Geht nicht! Dafür ist der Müll aus alter Munition zu gefährlich. Was also kann man tun? Man versenkt einfach alles im Meer! In der Ostsee und in der Nordsee! Vor rund 75 Jahren ist genau das passiert. Damals endete der Zweite Weltkrieg mit der Niederlage Deutschlands. Die Sieger überlegten, was mit den Sprengstoffen, also Granaten, Minen, Bomben und anderer Munition passieren soll. Die Lösung: Man versenkte alles im Meer. „Damals hielt man das für eine prima Idee“, sagt der Forscher Jens Greinert. Er gehört zu einem Team von Fachleuten, das sich seit einiger Zeit mit diesem Thema beschäftigt. Sie versuchen, die Munitionsbestände aufzuspüren und in Karten einzutragen. Die Fachleute haben hochgerechnet: In Ostund Nordsee liegen etwa 1,6 Millionen
Tonnen Munition. „Das ist eine richtige Müllhalde unter Wasser“, erklärt Greinert.
Viele Jahre hat sich niemand dafür interessiert. Doch jetzt gibt es ein Problem: Das Metall der Munitionshüllen rostet im Salzwasser. Dadurch können giftige Stoffe austreten. Durch heftigen Wellengang könnte die Munition zerbrechen und der Sprengstoff könnte dann offen herumliegen.
„Sprengstoffe und andere giftige Abbauprodukte können sich in Pflanzen und Tieren ansammeln. In Wasserproben aus der Ostsee konnte man zum Beispiel schon den Sprengstoff TNT nachweisen“, sagt Greinert. Von TNT weiß man, dass es Krankheiten wie Krebs auslösen kann. Deshalb suchen die Fachleute nach Methoden, wie man die Munition bergen und entsorgen kann.