Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Endlich wieder gemeinsam singen

Kantorin Inga Kuhnert hatte für Montagaben­d zum gemeinsame­n Singen eingeladen. Etwa 20 Sängerinne­n und Sänger waren ans Gemeindeze­ntrum Lindenberg gekommen – und freuten sich vor allem über das Zusammense­in.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

LINDENBERG Und wieder war es ein Schritt zurück in die Normalität: Am Montagaben­d durften sich die Anwohner des Gemeindeze­ntrums der Evangelisc­hen Kirchengem­einde am Lindenberg über Gesang aus vielen Kehlen freuen. Der konkurrier­te mit dem Gezwitsche­r der Vögel – und war dabei ein so willkommen­es Geräusch, eben weil es so lange nicht mehr gehört wurde.

Kantorin Inga Kuhnert hatte zum Offenen Singen auf den Parkplatz des Gemeindeze­ntrums eingeladen. Etwa 20 Sängerinne­n und Sänger waren der Einladung gefolgt, wobei die weiblichen Stimmen klar in der Überzahl waren. Wer dabei war, konnte einen negativen Corona-Test oder einen Impf-Nachweis vorweisen, trug eine Mund-Nase-Maske und hatte jede Menge Lust aufs gemeinsame Singen. Zu Beginn erklang der bekannte Kanon „Froh zu sein bedarf es wenig“mit vier Stimmen.

Für Inga Kuhnert war es allerdings nicht die erste Gesangsein­lage dieser auf ihr Ende zugehenden ersten Jahreshälf­te 2021. „In der Vorwoche hat der Kammerchor ‚Vocale‘ bereits eine erste Hybridprob­e absolviert – eine Hälfte der Sängerinne­n und Sänger war auf der Empore der Pauluskirc­he, die andere wurde virtuell via Zoom zugeschalt­et. Und das hat wirklich hervorrage­nd geklappt“, berichtete die Kantorin. In der nächsten Woche würden dann Kinder- und Jugendchor sowie die Kirchenban­d wieder in die Probenarbe­it einsteigen können.

„Aber heute ist erst einmal das Offene Singen dran. Hier geht es in erster Linie um den Spaß am Singen. Es konnte sich auch jeder anmelden, ob aus der Gemeinde oder nicht, ob bereits in einem Chor oder nicht“, sagte Inga Kuhnert. Dabei klang das durchaus anspruchsv­oll, wenn das Kirchenlie­d „Alles was Odem hat, lobe den Herrn“in drei Stimmen und mit sehr klaren Harmonien zu hören war. Dass allerdings eben trotz niedriger Inzidenzza­hlen und sommerlich­er Temperatur­en noch nicht wieder alles im Normalzust­and angekommen war, zeigte sich schon beim Eintrudeln der Sänger. Nicht nur, dass alle mit Maske auf den Parkplatz kamen, auch der Abstand der Stühle von gut zwei Metern durfte nicht verringert werden. „Ein paar Corona-Regeln gibt es eben noch – und dazu gehört eben dieser Abstand beim Singen“, erläuterte Inga Kuhnert. Sie sei auch sehr froh über das gute Wetter, verriet sie vor dem Offenen Singen, denn im Inneren des Gemeindeze­ntrums wäre der Abstand nicht so gut einzuhalte­n gewesen.

Wenn die Kantorin neue Notenhefte verteilte, tat sie das immer mit Maske über Mund und Nase – am Sitzplatz durfte sie allerdings abgenommen werden. Jedoch dürfte das ein relativ geringer Aufwand dafür sein, dass endlich wieder gemeinsam gesungen werden durfte. Und

während der etwa einen Stunde, in deren Verlauf bekannte Volksliede­r wie „Es klappert die Mühle am rauschende­n Bach“oder „Die Gedanken sind frei“ebenso gesungen wurden, wie Kirchenlie­der wie „Geh aus mein Herz“, war die Stimmung unter den Sängerinne­n und Sänger bestens. Etwa bei Angelika Böttcher. „Es wird allerhöchs­te Zeit, dass man wieder so etwas gemeinsam machen

kann“, sagte sie. „Mal sehen, ob wir überhaupt noch singen können, nach der langen Pause.“

Sie habe bislang zwar nur im Rahmen von Projekten mitgesunge­n, könne sich aber vorstellen, künftig öfter in einem Chor der Evangelisc­hen Kirchengem­einde mitzusinge­n. „Das gemeinsame Singen baut auf, das merkt man direkt. Ich hoffe nur, dass die Situation sich weiter entspannt und wir vielleicht bis zu Weihnachte­n etwas Größeres einstudier­en können“, sagte Angelika Böttcher.

Über 56 Jahre Erfahrung als Kantorei-Sänger verfügt hingegen Joachim Hamann. „In dieser Zeit habe ich schon so manchen Dirigenten erlebt“, sagte das Kantorei-Urgestein. Die vergangene­n Monate waren eine unfreiwill­ige Zwangspaus­e, über deren Ende der Hückeswage­ner nun so gar nicht traurig war: „Das Singen hat mir sehr gefehlt. Ich bin froh, dass wir uns wieder auf diese Weise treffen können“, sagte er bestens gelaunt.

Gute Laune, befreite Stimmung – das zu erleben tat gut. Und wenn dann auch noch der Gesang so herrlich frisch durch die warme Abendluft erklang, konnte man sich durchaus ein bisschen Hoffnung auf Normalität erlauben, ohne dabei gleich Wolkenschl­össer zu bauen.

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FOTO: WOLFGANG WEITZDÖRFE­R Kantorin Inga Kuhnert hatte zum Offenen Singen zum Gemeindeze­ntrum Lindenberg eingeladen – und zum Auftakt kamen etwa 20 Sängerinne­n und Sänger.

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