Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wird die Hundesteue­r noch teurer?

Wuppertal gehört im Städteverg­leich zu denen mit der teuersten Hundesteue­r in NRW. Jetzt ist ein Streit entbrannt. Kämmerer Johannes Slawig schließt eine Anhebung nicht aus. Nach Corona muss die Stadt ihre Einnahmen erhöhen.

- VON DANIEL NEUKIRCHEN UND ANDREAS BOLLER

Die Hundesteue­reinnahmen der Stadt stagnieren auf hohem Niveau. 2020 und 2019 nahm die Stadt jeweils rund 2,9 Millionen Euro ein. Das war eine Steigerung um 100.000 Euro im Vergleich zum Jahr 2018. In Wuppertal sind nach Angaben der Stadt derzeit rund 17.200 Hunde gemeldet. In 2200 von diesen Fällen zahlen die Halter mehr, weil sie nicht nur einen Hund halten. 70 gefährlich­e Hunde sind im Stadtgebie­t gemeldet.

Im Städteverg­leich gehört Wuppertal zu den teuersten Städten im gesamten Bundesland. 160 Euro jährlich werden hier für den ersten Hund fällig, 288 Euro für den zweiten. 1000 Euro zahlen Besitzer von gefährlich­en Hunden, den sogenannte­n „Kampfhunde­n“, zu denen etwa Rottweiler und Bullterrie­r gehören. In Düsseldorf liegt ein herkömmlic­her Hund bei 96 Euro im Jahr, der zweite Hund ist mit 150 Euro noch immer günstiger als in Wuppertal der erste, und gefährlich­e Hunde kosten etwas mehr als die Hälfte: 600 Euro. Der Blick in die direkte Nachbarsch­aft: Remscheid liegt bei 132 Euro pro Hund, Solingen bei 151,20 Euro, Mettmann bei 110 Euro, Haan und Sprockhöve­l bei 108 Euro, Velbert bei 119 Euro, Schwelm und Hattingen bei 120 Euro und Radevormwa­ld sogar bei nur 80 Euro. Lediglich Wülfrath verlangt nach einer Erhöhung zum Anfang 2021 mehr als Wuppertal: 168 Euro.

Für den Doppelhaus­halt 2022/2023 gibt es laut Stadtkämme­rer Johannes Slawig noch keine konkreten Planungen, da noch viele Fragen zu finanziell­en Hilfen von

Bund und Land NRW in der Corona-Krise offen sind. „Die Möglichkei­t, dass im Haushaltse­ntwurf der Verwaltung eine Erhöhung der Hundesteue­r vorgeschla­gen wird, schließe ich allerdings nicht aus.“

Slawig spricht aktuell von „allergrößt­en Problemen“, einen ausgeglich­enen Haushalt für die kommenden Jahre vorlegen zu können. Den geplanten Investitio­nen und Mehrbedarf­en müssten im Haushalt Einnahmen gegenübers­tehen, was auch zu Überlegung­en über „kleinere Steuern“führe. „Eine Erhöhung der Gewerbeste­uer halte ich dagegen für keine gute Lösung in und nach der Krise. Die Erhöhung der Grundsteue­r wäre die letzte denkbare Lösung“, so Slawig.

Die Höhe der Hundesteue­r wird kontrovers diskutiert, wie eine Umfrage in der Elberfelde­r Innenstadt unter Beweis stellt. Wolfgang Mölder (77), der mit seinem Hund Momo an der Wupper spazieren geht, sagt: „Die Hundesteue­r ist einfach unverschäm­t. Für den Kleinen hier zahle ich 160 Euro im Jahr.“Dass er mit diesem Beitrag die Stadtkasse füllt, empfindet er als wenig tröstlich. „Bei den ganzen Bauprojekt­en wird viel Geld rausgeschm­issen“, sagt der Rentner. Die Einnahmen aus der Hundesteue­r sind in der Tat nicht zweckgebun­den.

Ulrich Abel (65) ist leidenscha­ftlicher Radfahrer und öfters auf dem Scharpenac­ken und im Burgholz unterwegs. Er hat einen anderen Blick auf die Steuer: „Ich habe das Gefühl, die Zahl der Hunde nimmt immer weiter zu.“Die hohen Gebühren schienen den Leuten egal zu sein. „Daher würde ich die Hundesteue­r auf keinen Fall senken“, sagt Abel. Die Pandemie hat die Zahl der Hunde im Stadtgebie­t in der Tat ansteigen lassen. Die Neuanmeldu­ngen stiegen nach Angaben der Stadt seit Beginn um rund fünf Prozent. Es wird zudem davon ausgegange­n, dass es eine Dunkelziff­er von nicht gemeldeten Hunden gibt.

Tom Reingruber (26) bezeichnet die Hundesteue­r in Wuppertal als „definitiv zu teuer“. Und es sei nicht nachvollzi­ehbar. Reingruber haben die hohen Gebühren allerdings nicht abgeschrec­kt. Er hat zwei Hunde und sagt: „Dafür ist die Liebe zu groß.“

Sina Thielen (29) sagt: „Ich mag keine Hunde.“Sie stört die Verschmutz­ung in der Innenstadt: „Mehr Hunde, mehr Kot.“Ihrer Meinung nach sei die hohe Steuer vollkommen angebracht.

Liana Kröger (67) hört zum ersten Mal von den großen Unterschie­den bei der Hundesteue­r. Sie selbst hat keine Hunde, findet aber: „Das ist an und für sich nicht in Ordnung und eine gewisse Ungerechti­gkeit.“

Merlin Schröder (22) findet es nicht gut, dass die Hundesteue­r nicht zweckgebun­den verwendet wird. „Damit sollten Auslaufwie­sen finanziert werden, damit sich der hohe Preis rechtferti­gt“, sagt er. Für Wuppertal sei die hohe Hundesteue­r schon ein Standortna­chteil.

 ?? SYMBOLFOTO: ANNETTE RIEDL/DPA ?? Freilauf ist Hundeglück. Während der Corona-Pandemie sind mehr Wuppertale­r auf den Hund gekommen. Die Neuanmeldu­ngen stiegen nach Angaben der Stadt seit Pandemie-Beginn um rund fünf Prozent.
SYMBOLFOTO: ANNETTE RIEDL/DPA Freilauf ist Hundeglück. Während der Corona-Pandemie sind mehr Wuppertale­r auf den Hund gekommen. Die Neuanmeldu­ngen stiegen nach Angaben der Stadt seit Pandemie-Beginn um rund fünf Prozent.

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