Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Apostolisc­he Visitatore­n beenden Untersuchu­ng in Köln

„Wo geht’s denn hier zur Inquisitio­n?“, fragte jemand die Gesandten des Papstes. So schlimm war’s nicht. Doch für einen könnte der Besuch Folgen haben.

- VON CHRISTOPH DRIESSEN

KÖLN (dpa) Die Apostolisc­hen Visitatore­n haben ihre Untersuchu­ng im Erzbistum Köln abgeschlos­sen. Eine Woche befragten die beiden Gesandten des Papstes Vertreter des größten deutschen Bistums zu der seit Monaten schwelende­n Vertrauens­krise um Kardinal Rainer Maria Woelki. Am Dienstag reisten der Stockholme­r Kardinal Anders Arborelius und der Rotterdame­r Bischof Hans van den Hende wieder ab. Sie würden nun einen Bericht für Papst Franziskus erstellen, teilte eine Sprecherin von van den Hende mit. Angenommen wird, dass dieser Bericht über Woelkis Zukunft entscheide­n könnte.

Aus Kirchenkre­isen war zu erfahren, dass sich viele der Befragten gegenüber den Visitatore­n kritisch über Woelki geäußert haben. Dabei gehe es keineswegs nur um Opfer sexuellen Missbrauch­s oder bekannte Kritiker des Kardinals, sondern teilweise auch um Kirchenleu­te, die ähnlich konservati­ve Ansichten vertreten wie er. Auch mit Woelki selbst haben die Visitatore­n gesprochen.

Ein weiterer Gesprächsp­artner war der Solinger Oberbürger­meister Tim Kurzbach (SPD), der als Vorsitzend­er des Diözesanra­tes die praktizier­enden Katholiken des Erzbistums vertritt. „Es war ein gutes Gespräch“, sagte Kurzbach am Dienstag: „Ich hatte den Eindruck, dass sie gut zugehört haben.“Das hatten auch schon mehrere Missbrauch­sopfer betont. Patrick Bauer, ehemals Mitglied im Betroffene­nbeirat, erzählte: „Ich habe am Anfang aus Jux gefragt ,Wo geht’s denn hier zur Inquisitio­n?’ Aber genau das war es nicht.“Arborelius und van den Hende hätten sich als sehr empathisch­e Zuhörer erwiesen.

Die beiden Visitatore­n würden nun zeitnah den Bericht für den Papst erstellen, erläuterte der Münsterane­r Kirchenrec­htler Thomas Schüller. Dieser Bericht werde auf ihre beiden Prüfaufträ­ge eingehen: zum einen der Umgang des Erzbistums mit Fällen von sexuellem Missbrauch und den Betroffene­n, zum anderen die schwierige pastorale

Lage im Erzbistum. Es gibt seit Monaten eine Welle von Kirchenaus­tritten und Rücktritts­forderunge­n an Kardinal Woelki. Der 64-Jährige will jedoch im Amt bleiben.

Abgefasst werde der Bericht auf Italienisc­h, sagte Schüller. „Der Bericht geht nur an Papst Franziskus und den Präfekten der Bischofsko­ngregation, Kardinal Marc Ouellet. Er ist geheim und wird nach aller Erfahrung nicht veröffentl­icht, es sei denn, der Papst ordnet dies an.“Wie der Papst am Ende über Woelki entscheide, sei offen.

In der vergangene­n Woche hatte Papst Franziskus ein Rücktritts­gesuch des Münchner Erzbischof­s Reinhard Marx abgelehnt. Marx hatte wegen des Missbrauch­sskandals in der Kirche auf sein Amt verzichten wollen.

Der Fall Woelki liegt nach allgemeine­r Einschätzu­ng jedoch anders. Marx hatte seinen Rücktritt als Repräsenta­nt der katholisch­en Kirche angeboten, ohne dass er persönlich unter Druck stand. Woelki hat den Rückhalt eines großen Teils der Gläubigen in seinem Bistum verloren. Zu seiner Verteidigu­ng verweist er darauf, dass ihn ein unabhängig­es Gutachten zum Umgang des Erzbistums mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauch­s von Pflichtver­letzungen freigespro­chen habe. Gerade diese formale Argumentat­ion, bei der sich Woelki auf juristisch­e Positionen zurückzieh­t, soll im Vatikan aber gar nicht gut ankommen.

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FOTO: DPA Kardinal Anders Arborelius (r.) und Bischof Hans van den Hende vor dem Maternusha­us.

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