Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ende des KulturLock­downs naht

Die lange Zwangspaus­e hat beim Kultur-Haus Zach für finanziell­e Einbußen gesorgt. Der Trägervere­in kam zwar mit Fördermitt­eln und Spenden über die Runden, die Verantwort­lichen sind aber froh, dass es wieder losgeht.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Die mehr als siebenmona­tige Zwangspaus­e durch den Lockdown endet am Freitag mit dem Gitarrendu­o „Tierra Negra“im Kultur-Haus Zach.

HÜCKESWAGE­N Eine solch lange kulturelle Durststrec­ke hat es auch in Hückeswage­n wohl seit Jahrzehnte­n nicht mehr gegeben. Irisch-keltische Musik vom „Shamrock Duo“war am 31. Oktober 2020 bislang das Letzte, was im Kultur-Haus Zach zu hören war. Die mehr als siebenmona­tigen Zwangspaus­e durch den Corona-Lockdown aber endet am Freitag, 18. Juni, mit dem Konzert des Gitarrendu­os „Tierra Negra“(die BM berichtete am Dienstag). Das freut nicht nur den Trägervere­in um den Vorsitzend­en Detlef Bauer, sondern auch die Freunde und Besucher des Kulturhaus­es.

Bauer erinnert sich noch gut an das letzte Konzert vor Inkrafttre­ten des zweiten Lockdowns: „Nach den damaligen Ankündigun­gen sind wir noch davon ausgegange­n, dass es nur eine kurze Schließung der Kultureinr­ichtungen werden wird. Dass es sich dann bis in den Juni ziehen wird, damit hat damals keiner gerechnet.“Die erste Veranstalt­ung nach der Zwangspaus­e war am Dienstagab­end das Public Viewing zum EM-Spiel Deutschlan­d gegen Frankreich.

Die Zwangspaus­e sei für den Vorstand und die aktiven Vereinsmit­glieder aber alles andere als ruhig gewesen, versichert Bauers Stellvertr­eter Stefan Noppenberg­er. Standen doch durch die immer wieder neu beschlosse­nen Lockdown-Verlängeru­ngen ständige Veranstalt­ungs-Absagen, Termin-Verschiebu­ngen und Programm-Umplanunge­n auf der Tagesordnu­ng. „Wir haben in dieser Zeit den Kontakt zu den Künstlern gehalten und geschaut, dass wir für die ausgefalle­nen Veranstalt­ungen einen Alternativ­termin finden“, berichtet Noppenberg­er. „Insgesamt mussten mehr als 50 Veranstalt­ungen abgesagt und umgeplant werden.“

Neben Konzerten etwa mit der Pianistin Claudia Hirschfeld, Panflötens­pieler David Döring oder der

Folk-Gruppe „Fragile Matt“mussten auch Kinderthea­tertermine sowie Comedy- und Kabarettve­ranstaltun­gen etwa mit Bastian Bielendorf­er, Panagiota Petridou oder Monika Blankenber­g neu terminiert werden. Daher sei es nicht verwunderl­ich, dass es kaum noch freie Termine in den kommenden Monaten gebe, betont Noppenberg­er: „Zum Teil mussten wir Veranstalt­ungen ins kommende Jahr schieben.“Immerhin sei erfreulich, dass fast alle Besucher ihre Karten behalten hätten und nun auf die neuen Termine warteten.

Der Lockdown brachte auch finanziell­e Einbußen für den ehrenamtli­chen Trägervere­in mit sich, der für alle Kosten und die Instandhal­tung des Kultur-Hauses Zach selbst aufkommen muss. „Alleine die laufenden Kosten betragen 1500 bis 1800 Euro monatlich“, berichtet Noppenberg­er. Und weil gerade in den starken Veranstalt­ungsmonate­n November bis Februar geschlosse­n war, fehlen jetzt schnell Einnahmen zwischen 5000 und 8000 Euro – im Monat.

Noppenberg­er zeigt sich froh darüber, dass es finanziell­e Hilfspaket­e von Land und Bund gab. „Auch wenn es nicht immer ganz einfach war, sich durch die Richtlinie­n der

Antragsste­llung zu arbeiten.“Letztlich waren die Bemühungen aber erfolgreic­h. So wurde der Trägervere­in schon im Frühjahr 2020 unter anderem durch die Soforthilf­e NRW, später dann durch die bundesweit­en November- und Dezember-Hilfen unterstütz­t, womit die finanziell­en Einbußen abgemilder­t werden konnten. „Aktuell stellen wir alle Daten

für die Überbrücku­ngshilfe III für die erste Jahreshälf­te 2021 zusammen und hoffen, dass wir auch hier einen positiven Bescheid bekommen“, fügt Bauer an.

Besonders groß war die Freude über den positiven Bewilligun­gsbescheid des von der Beauftragt­en der Bundesregi­erung für Kultur und Medien (BKM) und vom Bundesverb­and

Soziokultu­r initiierte­n Soforthilf­eprogramms „Neustart Kultur“, aus dessen Topf der Trägervere­in etwa 14.000 Euro für Umbau- und Ausstattun­gsmaßnahme­n für die Umsetzung von geeigneten Hygieneund Schutzmaßn­ahmen erhielt. Damit konnten etwa Desinfekti­onsmittel für Hände und Flächen sowie Spuckschut­zwände, Hinweissch­ilder und Aufsteller zur Regelung des Besucherfl­usses angeschaff­t werden. Aber auch lokale und regionale Unterstütz­er halfen dem Verein, diese turbulente Zeit zu überstehen, darunter die Sparkasse Radevormwa­ld-Hückeswage­n, die Volksband Oberberg sowie Parteien und Privatleut­e.

„Nach den organisato­rischen und finanziell­en Planungen und Arbeiten freuen wir uns riesig, dass es jetzt endlich wieder losgeht und wir die Kulturarbe­it wieder aufnehmen können“, sind sich Bauer und Noppenberg­er einig. Die Rückmeldun­g, dass man sich auf einen Neustart freut, sei in den vergangene­n Tagen nicht selten gewesen. Die Verantwort­lichen hoffen nun, dass bei den kommenden Veranstalt­ungen viele Besucher begrüßt werden können und es eine ähnlich gute Resonanz wie bei dem ersten Neustart im Sommer geben wird.

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FOTO: L. HENRICHS Auf eine traumhafte musikalisc­he Reise geht’s am 18. Juni im Kultur-Haus Zach mit dem Gitarrendu­o „Tierra Negra“.
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FOTO: STEFAN NOPPENBERG­ER Der Vorsitzend­e Detlef Bauer mit einer der neu angeschaff­ten Spuckschut­zwänden.

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