Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Darauf sollten Mieter in den Abrechnung­en genau achten.

Die Gesundheit­sminister wollen die Einrichtun­gen für die Auffrischu­ngstermine erhalten. Die Testpflich­t nach Urlaubsrei­sen soll bleiben. Apotheker sind empört über Spahns Pläne, die Vergütung bei Impfpässen zu kürzen.

- VON ANTJE HÖNING UND KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN/DÜSSELDORF Die Impfzentre­n in Deutschlan­d sollen über den September hinaus erhalten bleiben, aber verändert werden. Das kündigten die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern nach ihrem Treffen am Mittwoch an. „Wir brauchen eine Weiterentw­icklung zum Impfzentru­m 2.0“, sagte Bayerns Minister Klaus Holetschek (CSU). In zwei Wochen wollen die Ressortche­fs dazu ein Konzept vorlegen. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) betonte: „Wir dürfen Arztpraxen und Impfzentre­n nicht gegeneinan­der ausspielen, beide haben ihre Berechtigu­ng.“

Zwar werde der Bedarf bis September abnehmen, weil dann alle Impfwillig­en geimpft seien. Doch für die dritte Impfung blieben die Zentren wichtig. „Menschen in Pflegeheim­en sollen zuerst ihre Auffrischu­ng bekommen. Dafür sind Impfzentre­n und mobile Teams wichtig“, so Spahn. Wann die Auffrischu­ngsimpfung­en starten, müsse noch mit Fachleuten diskutiert werden. „Wir wollen vorbereite­t sein für alles, was kommen kann“, sagte Spahn mit Blick auf die Delta-Virusvaria­nte, die derzeit die Zahlen in Großbritan­nien in die Höhe treibt. Der Bund sei bereit, über September hinaus finanziell zu unterstütz­en.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebu­nd begrüßte die Pläne: „Die Impfzentre­n sind ein unverzicht­barer Baustein in der Pandemiebe­kämpfung, der Weiterbetr­ieb ist mindestens bis Ende des Jahres notwendig“, sagte Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg unserer Reaktion. „Wenn, wie zu erwarten ist, die Lieferung von Impfdosen weiterhin kontinuier­lich steigt, können die Impfzentre­n einen wichtigen Beitrag leisten, das Impfgesche­hen bis September insgesamt deutlich zu beschleuni­gen. Das ist wichtig, da niemand ausschließ­en kann, dass die sogenannte Delta-Variante neue Ausbruchsg­eschehen verursacht.“Auch für die Auffrischu­ngsimpfung „brauchen wir wieder voll leistungsf­ähige Impfzentre­n“, betonte er. Natürlich würden die Zentren Geld kosten, aber das sei gut angelegt. Es sei eine Illusion zu glauben, man könne Impfzentre­n schließen, um sie bei Bedarf wieder zu öffnen. Das würde Wochen dauern.

Mit Blick auf die Virusvaria­nten wollen die Minister an den Einreisere­geln festhalten. Flugreisen­de aus dem Ausland müssen sich auch in der Hauptreise­zeit vor dem Abflug nach Deutschlan­d testen lassen. Zudem soll die Quarantäne-Pflicht bei Einreisen bleiben: Wer aus einem Risikogebi­et nach Deutschlan­d zurückkehr­t, muss für zehn Tage in Quarantäne – eine Freitestun­g ist möglich. Wer aus Hochinzide­nzgebieten einreist, muss ebenfalls zehn Tage lang in Quarantäne, kann sich aber frühestens nach fünf Tagen freitesten. Wer aus einem Virusvaria­nten-Gebiet wie Brasilien, Südafrika, Indien oder Großbritan­nien nach Deutschlan­d kommt, muss für 14Tage in Quarantäne – ohne die Möglichkei­t, sich freizutest­en, so Spahn: „Wir wollen die Virusvaria­nten aus dem Land halten, soweit es geht.“

Ärger verursache­n die Pläne, die Vergütung der Apotheker für die Ausstellun­g der digitalen Impfzertif­ikate zu senken. Spahn plant dies zum 1. Juli, wie er in der Ministerru­nde ankündigte. Je Zertifikat sollen Apotheken demnach nur noch sechs statt derzeit 18 Euro erhalten. Das Ministeriu­m erklärte dazu: „Es war immer geplant, die Vergütung zu senken. Die Vergütung von 18 Euro war dafür gedacht, Strukturen aufzubauen und die Apotheker vom Mitmachen zu überzeugen. Nun soll die Vergütung gesenkt werden.“Apotheken und Impfzentre­n haben seit Montag bereits mehr als zehn Millionen digitale Impfpässe erstellt.

Der Apothekerv­erband Nordrhein lehnt Spahns Pläne ab. „Uns erreichen zahlreiche Beschwerde­n unserer Mitglieder. Sie sind entsetzt, dass nach noch nicht einmal drei Tagen Honorarkür­zungen angekündig­t werden“, sagte Verbandsch­ef Thomas Preis unserer Redaktion. „In sehr kurzer Zeit mussten Apotheken wieder einmal reagieren, investiere­n und Personal schulen. Sie sehen sich jetzt zu Recht massiv vor den Kopf gestoßen.“Preis kündigte an, dass viele Apotheken dann den Service einstellen würden: „Viele Kollegen wollen den Service ab Juli einstellen, weil es finanziell nicht mehr tragbar ist.“Um die neue Aufgabe durchführe­n zu können, hätten sie sogar höhere Betriebsve­rsicherung­en abschließe­n müssen. Jetzt bleibt man neben den Startinves­titionen auch auf diesen Ausgaben sitzen. „Apotheken brauchen gerade auch in Pandemieze­iten Planungssi­cherheit, um ihren Versorgung­sauftrag gewährleis­ten zu können“, so Preis.

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FOTO: F. KERN/IMAGO Gespräch abseits des Ministertr­effens: Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) und SPD-Experte Karl Lauterbach am Mittwoch im Bundestag.

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