Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Darauf sollten Mieter in den Abrechnungen genau achten.
Die Gesundheitsminister wollen die Einrichtungen für die Auffrischungstermine erhalten. Die Testpflicht nach Urlaubsreisen soll bleiben. Apotheker sind empört über Spahns Pläne, die Vergütung bei Impfpässen zu kürzen.
BERLIN/DÜSSELDORF Die Impfzentren in Deutschland sollen über den September hinaus erhalten bleiben, aber verändert werden. Das kündigten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern nach ihrem Treffen am Mittwoch an. „Wir brauchen eine Weiterentwicklung zum Impfzentrum 2.0“, sagte Bayerns Minister Klaus Holetschek (CSU). In zwei Wochen wollen die Ressortchefs dazu ein Konzept vorlegen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte: „Wir dürfen Arztpraxen und Impfzentren nicht gegeneinander ausspielen, beide haben ihre Berechtigung.“
Zwar werde der Bedarf bis September abnehmen, weil dann alle Impfwilligen geimpft seien. Doch für die dritte Impfung blieben die Zentren wichtig. „Menschen in Pflegeheimen sollen zuerst ihre Auffrischung bekommen. Dafür sind Impfzentren und mobile Teams wichtig“, so Spahn. Wann die Auffrischungsimpfungen starten, müsse noch mit Fachleuten diskutiert werden. „Wir wollen vorbereitet sein für alles, was kommen kann“, sagte Spahn mit Blick auf die Delta-Virusvariante, die derzeit die Zahlen in Großbritannien in die Höhe treibt. Der Bund sei bereit, über September hinaus finanziell zu unterstützen.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund begrüßte die Pläne: „Die Impfzentren sind ein unverzichtbarer Baustein in der Pandemiebekämpfung, der Weiterbetrieb ist mindestens bis Ende des Jahres notwendig“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg unserer Reaktion. „Wenn, wie zu erwarten ist, die Lieferung von Impfdosen weiterhin kontinuierlich steigt, können die Impfzentren einen wichtigen Beitrag leisten, das Impfgeschehen bis September insgesamt deutlich zu beschleunigen. Das ist wichtig, da niemand ausschließen kann, dass die sogenannte Delta-Variante neue Ausbruchsgeschehen verursacht.“Auch für die Auffrischungsimpfung „brauchen wir wieder voll leistungsfähige Impfzentren“, betonte er. Natürlich würden die Zentren Geld kosten, aber das sei gut angelegt. Es sei eine Illusion zu glauben, man könne Impfzentren schließen, um sie bei Bedarf wieder zu öffnen. Das würde Wochen dauern.
Mit Blick auf die Virusvarianten wollen die Minister an den Einreiseregeln festhalten. Flugreisende aus dem Ausland müssen sich auch in der Hauptreisezeit vor dem Abflug nach Deutschland testen lassen. Zudem soll die Quarantäne-Pflicht bei Einreisen bleiben: Wer aus einem Risikogebiet nach Deutschland zurückkehrt, muss für zehn Tage in Quarantäne – eine Freitestung ist möglich. Wer aus Hochinzidenzgebieten einreist, muss ebenfalls zehn Tage lang in Quarantäne, kann sich aber frühestens nach fünf Tagen freitesten. Wer aus einem Virusvarianten-Gebiet wie Brasilien, Südafrika, Indien oder Großbritannien nach Deutschland kommt, muss für 14Tage in Quarantäne – ohne die Möglichkeit, sich freizutesten, so Spahn: „Wir wollen die Virusvarianten aus dem Land halten, soweit es geht.“
Ärger verursachen die Pläne, die Vergütung der Apotheker für die Ausstellung der digitalen Impfzertifikate zu senken. Spahn plant dies zum 1. Juli, wie er in der Ministerrunde ankündigte. Je Zertifikat sollen Apotheken demnach nur noch sechs statt derzeit 18 Euro erhalten. Das Ministerium erklärte dazu: „Es war immer geplant, die Vergütung zu senken. Die Vergütung von 18 Euro war dafür gedacht, Strukturen aufzubauen und die Apotheker vom Mitmachen zu überzeugen. Nun soll die Vergütung gesenkt werden.“Apotheken und Impfzentren haben seit Montag bereits mehr als zehn Millionen digitale Impfpässe erstellt.
Der Apothekerverband Nordrhein lehnt Spahns Pläne ab. „Uns erreichen zahlreiche Beschwerden unserer Mitglieder. Sie sind entsetzt, dass nach noch nicht einmal drei Tagen Honorarkürzungen angekündigt werden“, sagte Verbandschef Thomas Preis unserer Redaktion. „In sehr kurzer Zeit mussten Apotheken wieder einmal reagieren, investieren und Personal schulen. Sie sehen sich jetzt zu Recht massiv vor den Kopf gestoßen.“Preis kündigte an, dass viele Apotheken dann den Service einstellen würden: „Viele Kollegen wollen den Service ab Juli einstellen, weil es finanziell nicht mehr tragbar ist.“Um die neue Aufgabe durchführen zu können, hätten sie sogar höhere Betriebsversicherungen abschließen müssen. Jetzt bleibt man neben den Startinvestitionen auch auf diesen Ausgaben sitzen. „Apotheken brauchen gerade auch in Pandemiezeiten Planungssicherheit, um ihren Versorgungsauftrag gewährleisten zu können“, so Preis.