Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Starkregen werden weiter zunehmen
Immer häufiger werden bei heftigen Gewittern Straßen überflutet, laufen die Keller voll. Große Schäden gab es in Wermelskirchen bisher zum Glück nicht. Damit das auch so bleibt, gibt es Möglichkeiten, das Zuhause zu schützen.
Immer häufiger werden bei heftigen Gewittern Straßen überflutet, und Keller laufen voll. Große Schäden gab es bisher zum Glück nicht.
WERMELSKIRCHEN Bei sommerlichen Temperaturen und dem so lange ersehnten Sonnenschein mag eigentlich niemand an den nächsten schlimmen Gewitterregen denken. Doch glaubt man den Wetterprognosen, steht uns genau das in den kommenden Tagen bevor. Und damit droht auch wieder die Gefahr von extremen Regenfällen, die mit geballter Wucht auf den trockenen Boden einprasseln und im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass ganze Straßen überflutet werden oder die Keller voll laufen.
„Unsere Schmutz- und Regenwasserkanäle sind für normale Regenfälle ausgelegt. Die können zwar schon sehr viel abfangen, aber nicht mehr die Starkregen, bei denen in einem kurzen Zeitraum viel Wasser abregnet. Diese urbanen Sturzfluten
sind in den vergangenen zehn Jahren durch den Klimawandel verstärkt aufgetreten und deshalb bei den Planern auch immer mehr in den Fokus gerückt“, erklärt Bauingenieur Stefan Tesche vom Städtischen Abwasserbertrieb bei einem Pressegespräch. Jetzt größere Kanäle zu verlegen, um die veränderten Witterungen in den Griff zu bekommen, würde das Problem allerdings auch nicht lösen. Denn: „In größeren Rohren würde der Schlick nicht mehr regelmäßig abtransportiert, und dann würde es an heißen Tagen schnell anfangen zu riechen“, sagt der Fachmann.
Vorteil der kleineren Kanäle sei deshalb, dass sie sich selbst reinigen. Der Nachteil jedoch: „Bei extrem starken Regenmassen ist der Kanal irgendwann voll, das Wasser kommt hoch und läuft über die Straße ab.“Wichtig für Hausbesitzer sei deshalb, schon vor einem Starkregen-Ereignis zu checken, „wo die Fließwege des Wassers sind, um Überflutungen zu vermeiden“, rät Harald Drescher, Leiter des Tiefbauamtes. „Noch sind wir in Wermelskirchen bisher meist glimpflich davon gekommen bei Starkregen, aber die Witterung wird uns irgendwann mal treffen. Deshalb macht es grundsätzlich Sinn, jedes Zuhause mal zu überprüfen, wo Wasser ins Haus reinlaufen könnte“, fügt er hinzu. „Gefährdete Stellen sind Kellereingänge, Terrassentüren, Lichtschächte oder Souterrain-Fenster, die man im Zweifel aber absichern kann, indem man einen kleinen Vorsprung mauert, an dem das Wasser vorbei fließen kann, ohne in den Keller zu gelangen.“Auch Einfahrten seien ein beliebter Punkt, an dem sich Regenwasser sammeln und von dort einen Weg suchen kann, der nicht gewünscht ist. „Das Wasser sollte aber nicht auf die Straße geleitet werden“, warnt Thomas Marner, Technischer Beigeordneter, „denn das ist verboten.“Sinnvoller sei es, Akku-Rinnen mit Sickerpackung einzubauen, durch die auch große Regenmassen sicher ablaufen und auf dem eigenen Grundstück versickern können.
„Problematisch wird es bei Starkregen meist, wenn Sturzfluten auf Feldwege treffen und beim Abfließen auch Geröll mitreißen oder auf versiegelten Flächen“, sagt Stefan Tesche. Ab einer Größe von 800 Quadratmetern bebauter Fläche müsse deshalb bereits jetzt nachgewiesen werden, dass das Wasser schadlos abgeleitet werden kann. Das gelte auch für den Straßenbau, erklärt Harald Drescher: „Wir haben bei Neubaugebieten
natürlich schon die Entwässerung im Blick, damit das Wasser von der Straße nicht auf die Grundstücke läuft.“Dennoch gebe es in Wermelskirchen auch Gebiete, „in denen wir noch viele Straßen ausbauen müssen, um das Wasser von den Häusern leiten zu können“, sagt er. Anwohner an diesen kritischen Stellen seien aber informiert, dass es zu einer Überschwemmung kommen könnte.
Übrigens: Auch Flachdächer können bei Starkregen zum Problem werden, weil das Wasser ungebremst vom Dach stürzt. Da helfe eine hübsche Dachbegrünung mit Sedumpflanzern oder verschiedenen Gräsern, die bis zu 80 Prozent des Regenwassers speichern und quasi nebenbei auch einen wichtigen Lebensraum in der Stadt für viele Insekten bieten.
„Es macht grundsätzlich Sinn, jedes Zuhause zu überprüfen, wo Wasser ins Haus laufen könnte“
Harald Drescher
Leiter Tiefbauamt Stadt Wermelskirchen