Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Starkregen werden weiter zunehmen

Immer häufiger werden bei heftigen Gewittern Straßen überflutet, laufen die Keller voll. Große Schäden gab es in Wermelskir­chen bisher zum Glück nicht. Damit das auch so bleibt, gibt es Möglichkei­ten, das Zuhause zu schützen.

- VON KATHRIN KELLERMANN

Immer häufiger werden bei heftigen Gewittern Straßen überflutet, und Keller laufen voll. Große Schäden gab es bisher zum Glück nicht.

WERMELSKIR­CHEN Bei sommerlich­en Temperatur­en und dem so lange ersehnten Sonnensche­in mag eigentlich niemand an den nächsten schlimmen Gewitterre­gen denken. Doch glaubt man den Wetterprog­nosen, steht uns genau das in den kommenden Tagen bevor. Und damit droht auch wieder die Gefahr von extremen Regenfälle­n, die mit geballter Wucht auf den trockenen Boden einprassel­n und im schlimmste­n Fall dafür sorgen, dass ganze Straßen überflutet werden oder die Keller voll laufen.

„Unsere Schmutz- und Regenwasse­rkanäle sind für normale Regenfälle ausgelegt. Die können zwar schon sehr viel abfangen, aber nicht mehr die Starkregen, bei denen in einem kurzen Zeitraum viel Wasser abregnet. Diese urbanen Sturzflute­n

sind in den vergangene­n zehn Jahren durch den Klimawande­l verstärkt aufgetrete­n und deshalb bei den Planern auch immer mehr in den Fokus gerückt“, erklärt Bauingenie­ur Stefan Tesche vom Städtische­n Abwasserbe­rtrieb bei einem Pressegesp­räch. Jetzt größere Kanäle zu verlegen, um die veränderte­n Witterunge­n in den Griff zu bekommen, würde das Problem allerdings auch nicht lösen. Denn: „In größeren Rohren würde der Schlick nicht mehr regelmäßig abtranspor­tiert, und dann würde es an heißen Tagen schnell anfangen zu riechen“, sagt der Fachmann.

Vorteil der kleineren Kanäle sei deshalb, dass sie sich selbst reinigen. Der Nachteil jedoch: „Bei extrem starken Regenmasse­n ist der Kanal irgendwann voll, das Wasser kommt hoch und läuft über die Straße ab.“Wichtig für Hausbesitz­er sei deshalb, schon vor einem Starkregen-Ereignis zu checken, „wo die Fließwege des Wassers sind, um Überflutun­gen zu vermeiden“, rät Harald Drescher, Leiter des Tiefbauamt­es. „Noch sind wir in Wermelskir­chen bisher meist glimpflich davon gekommen bei Starkregen, aber die Witterung wird uns irgendwann mal treffen. Deshalb macht es grundsätzl­ich Sinn, jedes Zuhause mal zu überprüfen, wo Wasser ins Haus reinlaufen könnte“, fügt er hinzu. „Gefährdete Stellen sind Kellereing­änge, Terrassent­üren, Lichtschäc­hte oder Souterrain-Fenster, die man im Zweifel aber absichern kann, indem man einen kleinen Vorsprung mauert, an dem das Wasser vorbei fließen kann, ohne in den Keller zu gelangen.“Auch Einfahrten seien ein beliebter Punkt, an dem sich Regenwasse­r sammeln und von dort einen Weg suchen kann, der nicht gewünscht ist. „Das Wasser sollte aber nicht auf die Straße geleitet werden“, warnt Thomas Marner, Technische­r Beigeordne­ter, „denn das ist verboten.“Sinnvoller sei es, Akku-Rinnen mit Sickerpack­ung einzubauen, durch die auch große Regenmasse­n sicher ablaufen und auf dem eigenen Grundstück versickern können.

„Problemati­sch wird es bei Starkregen meist, wenn Sturzflute­n auf Feldwege treffen und beim Abfließen auch Geröll mitreißen oder auf versiegelt­en Flächen“, sagt Stefan Tesche. Ab einer Größe von 800 Quadratmet­ern bebauter Fläche müsse deshalb bereits jetzt nachgewies­en werden, dass das Wasser schadlos abgeleitet werden kann. Das gelte auch für den Straßenbau, erklärt Harald Drescher: „Wir haben bei Neubaugebi­eten

natürlich schon die Entwässeru­ng im Blick, damit das Wasser von der Straße nicht auf die Grundstück­e läuft.“Dennoch gebe es in Wermelskir­chen auch Gebiete, „in denen wir noch viele Straßen ausbauen müssen, um das Wasser von den Häusern leiten zu können“, sagt er. Anwohner an diesen kritischen Stellen seien aber informiert, dass es zu einer Überschwem­mung kommen könnte.

Übrigens: Auch Flachdäche­r können bei Starkregen zum Problem werden, weil das Wasser ungebremst vom Dach stürzt. Da helfe eine hübsche Dachbegrün­ung mit Sedumpflan­zern oder verschiede­nen Gräsern, die bis zu 80 Prozent des Regenwasse­rs speichern und quasi nebenbei auch einen wichtigen Lebensraum in der Stadt für viele Insekten bieten.

„Es macht grundsätzl­ich Sinn, jedes Zuhause zu überprüfen, wo Wasser ins Haus laufen könnte“

Harald Drescher

Leiter Tiefbauamt Stadt Wermelskir­chen

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FOTO: PATRICK SCHÜLLER Im vergangene­n Jahr stand in Jüchen im RheinKreis Neuss ein ganzes Wohngebiet unter Wasser. Zahlreiche Keller liefen voll, einige Gärten wurden komplett verwüstet. Die Feuerwehr befand sich mehrere Stunden im Dauereinsa­tz.

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