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Das sind die Aufgaben gegen Portugal
Um die Chance auf das Achtelfinale bei der EM zu wahren, muss Bundestrainer Joachim Löw einige Probleme lösen. Vor allem die Zielstrebigkeit im Angriffsspiel der deutschen Mannschaft ließ zu wünschen übrig.
DÜSSELDORF Erst gar keine Zweifel aufkommen lassen, den Blick ja nach vorn richten – nach dieser Devise schwor Bundestrainer Joachim Löw seine Spieler schon direkt nach der ersten Auftaktniederlage einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei einer Europameisterschaft ein. „Wir werden uns wieder aufrichten. Wir werden das nächste Spiel dann angehen – und gewinnen“, sagte er nach dem 0:1 gegen Frankreich noch am Dienstagabend.
Es ist ein bemerkenswerter Optimismus, den der Bundestrainer an den Tag legt. Schließlich geht es am Samstag (18 Uhr) gegen den amtierenden Europameister Portugal, der am Dienstagabend Ungarn mit 3:0 schlug. Aber Löw dürfte nicht verborgen geblieben sein, dass die Südeuropäer um Superstar Cristiano Ronaldo auch so ihre Probleme hatten. Es fehlte an Tempo und Kreativität – ähnlich wie dem deutschen Team gegen Frankreich. Der Unterschied: kurz vor Schluss der Partie schlug der Titelverteidiger gnadenlos zu.
Diese Zielstrebigkeit fehlte dem DFB-Team gegen Frankreich über 90 Minuten. Zwar hatte es in der zweiten Halbzeit den Anschein, als würde man den Gegner dominieren, zwingend wurden Thomas Müller, Serge Gnabry und Co. kaum. Vielmehr verteidigte Frankreich die Angriffsbemühungen der Deutschen relativ souverän weg und blieb durch Konter stets selbst gefährlich.
Ernsthafte Gedanken daran, dass das Spiel nach dem Eigentor von Rückkehrer Mats Hummels doch noch kippen könnte, machten sich wohl die wenigsten Beobachter. Wenngleich die Spieler nach Abpfiff zu einem anderen Fazit kamen. Joshua Kimmich, der auf der rechten Seite eines seiner schwächeren Spiele im Nationaltrikot absolvierte, sah das DFB-Team auf „Augenhöhe“mit Frankreich und auch Toni Kroos wollte keinen großen Unterschied erkennen.
Dabei war der durchaus gegeben. Die Abstände zwischen den Reihen war über die gesamte Spielzeit zu groß. Das Offensivtrio um Müller hing über weite Strecken verloren zwischen den engen Ketten der Franzosen. Das Mittelfeld-Duo Toni Kroos und Ilkay Gündogan schaltete sich zu selten ins Offensivspiel mit ein, um Überzahlsituationen im Mittelfeld zu produzieren.
Dabei hatte Löw im Vorfeld der EM darauf Wert gelegt, genauso wie auf Standards, die gegen Frankreich allesamt miserabel ausgeführt wurden. Das letzte Testspiel gegen Lettland machte Hoffnung, dass die Mannschaft dies verinnerlicht habe. Dass der Weltmeister allerdings ein anderes Kaliber als die
Mannschaft aus dem Baltikum ist, war schon damals klar. Am Dienstag zeigte sich das deutlich, was zu Folge hatte, dass nur Robin Goossens über die linke Seite ab und an gefährlich durchstechen konnte. Die fehlende Strafraumbesetzung der DFB-Offensive macht es dann aber für die Franzosen leicht, diese Angriffe zu klären.
„Dass wir spielerisch noch Luft nach oben haben, wissen wir natürlich auch“, sagte Hummels selbstkritisch. „Aber man hat gesehen, dass wir uns zerreißen wollen bei diesem Turnier, dass wir Euch wieder begeistern und erfolgreich sein wollen.“
Das konnte man dem DFB-Team nicht absprechen. Am Samstag gegen Portugal kann die Devise aber nur lauten, „zielstrebiger“zu spielen, wie es Kimmich ausdrückte. Bedeutet konkret: Deutschland muss vertikaler spielen, den Gegner mehr bewegen, um Freiräume zu generieren, in denen die hochveranlagten Offensivkräfte ihre Technik ausspielen können. Nur ein einziges erfolgreiches Dribbling steht in den Statistiken des Spiels. Und vielleicht sollte Löw dann auch über seine Startelf nachdenken. Neben Kimmich funktionierte auch das Duo Kai Havertz und Müller überhaupt nicht. Zudem wäre er wohl gut beraten, Hummels und Antonio Rüdiger häufiger in das Aufbauspiel mit einzubinden.
Noch ist natürlich nichts verloren für die deutsche Nationalmannschaft, wenngleich „Druck auf dem Kessel ist“, wie Goosens es formulierte. Die Rechnung ist einfach: „Es gibt noch sechs Punkte, die wir holen können“, sagte Kroos. Dann wäre man sicher im Achtelfinale.