Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Geht‘s noch, Herr Rüdiger?
Aha, es war also nur ein „anknabbern“und man solle sich jetzt mal nicht so anstellen. Es wäre ja schließlich nichts passiert, es habe keine Verwarnung und schon gar kein Platzverweis gegeben. Selbst der Videoschiedsrichter habe nicht eingegriffen. Also: Klappe drauf. Von wegen: Wir müssen zwingend noch einmal über die Beiß-Attacke von DFB-Verteidiger Antonio Rüdiger an Paul Pogba sprechen. Und vor allem fragen: Geht´s noch, Herr Rüdiger? Die Aktion des deutschen Nationalspielers war in erster Linie unsportlich und gehört bestraft. Wenn nicht von der Uefa, dann zumindest vom Deutschen Fußball-Bund. Auf dem Feld hat ein solches Verhalten – egal wie fest oder zielgerichtet es sein mag – überhaupt nichts verloren. Erinnern wir uns an die WM 2014, als der Uruguayer Luis Suarez dem Italiener Giorgio Chiellini in die Schulter biss. Der Aufschrei danach war groß und die Strafe für den Stürmer von Atletico Madrid war hart. Neun Länderspiele musst er damals aussetzen. Rüdiger hat in den vergangenen Wochen und Monaten viel dafür getan, dass man ihn als Vorbild wahrnehmen muss. Er spendete Geld und Pizza an Krankenhäuser, unterstützte diverse Aktionen und machte auch sportlich eine herausragende Figur. Mit der Aktion gegen Pogba reißt er aber vieles wieder ein, was er sich so mühsam aufgebaut hat.
Wenig glanzvoll ist übrigens auch der Umgang mit der Beiß-Attacke durch Experten. „Das war eine Kontaktaufnahme, er hat nur mal geschnuppert“, sagte Olaf Thon, das ZDF-Kommentatoren-Duo Bela Rethy und Sandro Wagner nannten es einen „Knabberversuch“. Einer der wenigen kritischen Beobachter war Christoph Kramer, der die richtigen Worte fand: „Dann kann das ein ganz blödes Zeichen sein, das Rüdiger setzt.“So ist es!