Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Geht‘s noch, Herr Rüdiger?

- STEFAN DÖRING

Aha, es war also nur ein „anknabbern“und man solle sich jetzt mal nicht so anstellen. Es wäre ja schließlic­h nichts passiert, es habe keine Verwarnung und schon gar kein Platzverwe­is gegeben. Selbst der Videoschie­dsrichter habe nicht eingegriff­en. Also: Klappe drauf. Von wegen: Wir müssen zwingend noch einmal über die Beiß-Attacke von DFB-Verteidige­r Antonio Rüdiger an Paul Pogba sprechen. Und vor allem fragen: Geht´s noch, Herr Rüdiger? Die Aktion des deutschen Nationalsp­ielers war in erster Linie unsportlic­h und gehört bestraft. Wenn nicht von der Uefa, dann zumindest vom Deutschen Fußball-Bund. Auf dem Feld hat ein solches Verhalten – egal wie fest oder zielgerich­tet es sein mag – überhaupt nichts verloren. Erinnern wir uns an die WM 2014, als der Uruguayer Luis Suarez dem Italiener Giorgio Chiellini in die Schulter biss. Der Aufschrei danach war groß und die Strafe für den Stürmer von Atletico Madrid war hart. Neun Länderspie­le musst er damals aussetzen. Rüdiger hat in den vergangene­n Wochen und Monaten viel dafür getan, dass man ihn als Vorbild wahrnehmen muss. Er spendete Geld und Pizza an Krankenhäu­ser, unterstütz­te diverse Aktionen und machte auch sportlich eine herausrage­nde Figur. Mit der Aktion gegen Pogba reißt er aber vieles wieder ein, was er sich so mühsam aufgebaut hat.

Wenig glanzvoll ist übrigens auch der Umgang mit der Beiß-Attacke durch Experten. „Das war eine Kontaktauf­nahme, er hat nur mal geschnuppe­rt“, sagte Olaf Thon, das ZDF-Kommentato­ren-Duo Bela Rethy und Sandro Wagner nannten es einen „Knabberver­such“. Einer der wenigen kritischen Beobachter war Christoph Kramer, der die richtigen Worte fand: „Dann kann das ein ganz blödes Zeichen sein, das Rüdiger setzt.“So ist es!

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