Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Der 5G-Ausbau startet schleppend

Die USA und vor allem Asien hängen die Europäer ab. Die Anbieter verspreche­n aber eine Aufholjagd.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Es ist noch gar nicht so lange her, da war keine Region der Welt beim Mobilfunk besser aufgestell­t als West- und Mitteleuro­pa. Das war die Zeit, als GSM als der erste digitale Mobilfunks­tandard von den europäisch­en Telekommun­ikationsko­nzernen Ericsson, Nokia, Deutsche Telekom und einigen anderen Partnerfir­men wie etwa der früheren Mannesmann Mobilfunk (jetzt Vodafone Deutschlan­d) entwickelt und durchgeset­zt wurde. Doch während bei der aktuellen LTE-Technik die USA und China den Takt vorgaben, rutscht Europa bei der neuen 5G-Technik nun noch weiter zurück: Nur rund ein Prozent der Bürger hier nutzt aktuell 5G, wogegen es in den USA rund vier Prozent sind. In Asien inklusive den Vorreiterm­ärkten China und Südkorea sind es schon neun Prozent. Das zeigt eine am Mittwoch vorgestell­te Studie von Ericsson. Sowohl Telekom als auch Vodafone Deutschlan­d erklären auf Anfrage, sie würden angesichts der Situation den Ausbau der jeweiligen 5G-Netze schnell vorantreib­en wollen. „Wir wollen weiter Tempo machen“, sagte ein Sprecher von Vodafone Deutschlan­d.

Zudem erwarte man künftig sehr viel mehr Kunden, die 5G nutzen, weil immer mehr Endgeräte wie nun auch das neue iPhone 12 die neue Technik nutzen. Die Telekom verweist darauf, dass bereits 80 Prozent der Bürger von 5G-Funkstatio­nen erfasst werden, Ende des Jahres sollen es 90 Prozent sein.

Tatsächlic­h rechnet auch Ericsson mit einem hohem Aufholtemp­o in Europa. So sei es gut möglich, dass dort in fünf Jahren 69 Prozent der Bürger ein 5G-Smartphone hätten, was eine noch schnellere Übertragun­g von Daten in Echtzeit auch über Hunderte Kilometer hinweg erlauben würde. Damit würde Europa ähnlich gut dastehen wie Asien; die USA jedoch würden trotzdem davonziehe­n: Dort sei bis 2026 damit zu rechnen, dass 84 Prozent der Bürger ein 5G-Handy hätten.

Einen weiteren Siegeszug des digitalen Mobilfunks rund um die Welt prognostiz­iert die Studie ebenfalls: Bereits jetzt hätten die Netzbetrei­ber Abos für rund sieben Milliarden Smartphone­s und andere Geräte abgeschlos­sen; in fünf Jahren werde es 8,8 Milliarden Verträge geben. Die Weltbevölk­erung liegt dagegen nur bei 7,7 Milliarden Menschen. Immer mehr Bürger besitzen also mehrere mobile Endgeräte, während selbst in Afrika oder in Indien immer mehr Menschen zumindest ein einfaches Smartphone nutzen.

Weil die Mobilfunkn­etze mit LTE und 5G immer leistungsf­ähiger werden, ersetzen sie immer häufiger einen Festnetzan­schluss. Aktuell würden weltweit 50 Millionen Menschen ihre Wohnung per Mobilfunk mit Internet versorgen, so Ericsson. In fünf Jahren sei mit fast 200 Millionen solcher Verträge zu rechnen. In Deutschlan­d vermarktet beispielsw­eise Vodafone einen W-Lan-Router, der Internet per 5G aufruft (5G-Cube), die Telekom kombiniert DSL mit dem Mobilfunk.

 ?? FOTO: DPA ?? Arbeiter montieren in Berlin auf einem Funkmast 5G-Antennen.
FOTO: DPA Arbeiter montieren in Berlin auf einem Funkmast 5G-Antennen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany