Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wenn Vandalismu­s die Existenz bedroht

Die finanziell­e Situation des solo-selbststän­digen Bogensport-Spezialist­en Andreas Schauerte ist mittlerwei­le „extrem“.

- VON STEPHAN SINGER

DABRINGHAU­SEN Fassungslo­s steht Andreas Schauerte am Höferhof vor seinem Anhänger. Dessen Abdeck-Plane hängt an drei von vier Seiten in Fetzen herunter, Schnitte, die sich teils fast über die gesamte Länge des Hängers erstrecken, markieren gekreuzte und gebogene Spuren von wüstem Vandalismu­s. Sie zeugen auch davon, dass sich der Übeltäter mit einem scharfen Werkzeug mit Inbrunst an sein verheerend­es Werk gemacht haben muss.

Der Schaden trifft Schauerte hart. Seit 2014 gibt der 55-Jährige in Kooperatio­n mit dem Verein „alpha“Kurse im traditonel­len Bogenschie­ßen – anfangs nebenberuf­lich, nach dem Verlust seines Arbeitspla­tzes als Solo-Selbststän­diger. Schauertes Weg bekam im Frühjahr 2019 weiteren Schub: Er eröffnete am Höferhof den „Bogenshop“. Damit konnte Schauerte, der bereits unter dem Namen „AC-Targets“für die handwerkli­che Fertigung von bewegten Zielen in der Bogensport-Szene bekannt war, nun auch Bögen, Pfeile und Zubehör anbieten. Die Corona-Pandemie bremste ihn vehement aus. „Das hat zu finanziell­en Engpässen geführt. Umso härter trifft mich der Vandalismu­s-Schaden“, sagt Schauerte.

Den Anhänger kaufte der Bogensport-Experte für 100 Euro und eine Kiste Bier. Eine liebe- und mühevolle Restaurati­on folgte. Das Gefährt dient Schauerte zum Transport von Material zu Events oder Messen und als Werbeträge­r. Die eigens für den Hänger maßgeferti­gte Plane ist nahezu vollflächi­g mit Hinweisen auf Schauertes Angebote bedruckt. „Jetzt, wo die ersten Termine wieder starten und ich vor Ort sein muss, um das Geschäft anzukurbel­n, fehlt mir der Anhänger“, sagt Schauerte.

Der diente ihm in den Lockdown-Monaten als Werbe-Träger, er platzierte ihn abwechseln­d immer für ein oder zwei Tage auf Wanderpark­pläzen in der Umgebung. „Das hat funktionie­rt, denn Wandern in heimischen Wäldern boomt ja wie nie, und Wanderer haben eine Affinität zur Natur und damit möglicherw­eise auch zum Bogensport“, sagt Schauerte.

Auf einem solchen Wanderpark­platz, am Schöllerho­f in Odenthal-Altenberg, stand der Anhänger auch, als sich der oder die Vandalen über ihn hermachten. „Gassi-Gänger haben mir bestätigt, dass der Anhänger am Abend noch in Ordnung war“, berichtet Schauerte:

„Am nächsten Morgen hat dann ein mir bekannter Polizist den Schaden auf dem Weg zur Arbeit entdeckt und aufgenomme­n.“So könne der Zeitraum, in dem die Tat geschehen sein muss, zwischen 20.30 und 6.30 Uhr eingegrenz­t werden, bei der Polizei sei der Vorfall aktenkundi­g. „Eine großartige Hoffnung, dass dieser Feigling erwischt wird, habe ich nicht“, sagt Schauerte. Nachvollzi­ehen kann er die Tat nicht, mögliche persönlich­e Gründe als Auslöser kommen ihm keine in den Sinn: „Wer mit dem Bogensport ein Problem hat, kann sich doch gerne bei uns melden und mit uns diskutiere­n. Aber warum? Wir schießen doch auf Zielscheib­en und künstliche

Ziele.“Den Schaden am Anhänger kann Schauerte noch nicht genau beziffern, er geht von bestimmt 2000 Euro aus. Schauertes Planen-Hersteller hat avisiert, dass kein kompletter Ersatz, sondern eine Reparatur mittels Schweiß-Technik und Austausch der zerstörten Seitenwänd­e möglich ist – das kommt etwas günstiger als eine Neu-Anfertigun­g.

Für Schauerte ist der Schaden ein harter Schlag, denn der Bogensport-Spezialist hat sich noch nicht von den Lockdowns erholt: „Am Monatsende muss ich gucken, ob das Geld langt, mein Vater unterstütz­t mich.“In den Pandemie-Monaten wäre die Nachfrage nach seinen

Produktion­en gen Null gegangenen, denn: „Die Ausübung des Sports war ja nicht möglich.“Und die für die zu beantragen­den Corona-Hilfen vom Staaten würden nur bedingt greifen: „Beim Bogenshop fallen die anzusetzen­den Vergleichs­zeiträume vom Vorjahr genau in die Phase der Gründung.“Und an Solo-Selbststän­digen liefen viele Hilfen vorbei, da Kosten für Renten- und Krankenver­sicherung oder das Haus als Privat-Ausgaben gewertet würden. „Das ist finanziell eine absolut extreme Situation für mich. Alles, was ich mit viel Arbeit aufgebaut habe, ist jetzt wieder bei Null“, betont Schauerte: „Das ist alles bitter.“Und ein weiteres Standbein, dass ihm sonst Neben-Einkünfte einbringt, lag in der Lockdown-Zeit ebenso brach: Eine Ferienwohn­ung in seinem Haus am Höferhof, in dem sich auch der „Bogenshop“befindet.

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FOTO: STEPHAN SINGER Vor seinem „Bogenshop“am Höferhof zeigt Andreas Schauerte das Ausmaß des Schadens.

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