Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wenn Vandalismus die Existenz bedroht
Die finanzielle Situation des solo-selbstständigen Bogensport-Spezialisten Andreas Schauerte ist mittlerweile „extrem“.
DABRINGHAUSEN Fassungslos steht Andreas Schauerte am Höferhof vor seinem Anhänger. Dessen Abdeck-Plane hängt an drei von vier Seiten in Fetzen herunter, Schnitte, die sich teils fast über die gesamte Länge des Hängers erstrecken, markieren gekreuzte und gebogene Spuren von wüstem Vandalismus. Sie zeugen auch davon, dass sich der Übeltäter mit einem scharfen Werkzeug mit Inbrunst an sein verheerendes Werk gemacht haben muss.
Der Schaden trifft Schauerte hart. Seit 2014 gibt der 55-Jährige in Kooperation mit dem Verein „alpha“Kurse im traditonellen Bogenschießen – anfangs nebenberuflich, nach dem Verlust seines Arbeitsplatzes als Solo-Selbstständiger. Schauertes Weg bekam im Frühjahr 2019 weiteren Schub: Er eröffnete am Höferhof den „Bogenshop“. Damit konnte Schauerte, der bereits unter dem Namen „AC-Targets“für die handwerkliche Fertigung von bewegten Zielen in der Bogensport-Szene bekannt war, nun auch Bögen, Pfeile und Zubehör anbieten. Die Corona-Pandemie bremste ihn vehement aus. „Das hat zu finanziellen Engpässen geführt. Umso härter trifft mich der Vandalismus-Schaden“, sagt Schauerte.
Den Anhänger kaufte der Bogensport-Experte für 100 Euro und eine Kiste Bier. Eine liebe- und mühevolle Restauration folgte. Das Gefährt dient Schauerte zum Transport von Material zu Events oder Messen und als Werbeträger. Die eigens für den Hänger maßgefertigte Plane ist nahezu vollflächig mit Hinweisen auf Schauertes Angebote bedruckt. „Jetzt, wo die ersten Termine wieder starten und ich vor Ort sein muss, um das Geschäft anzukurbeln, fehlt mir der Anhänger“, sagt Schauerte.
Der diente ihm in den Lockdown-Monaten als Werbe-Träger, er platzierte ihn abwechselnd immer für ein oder zwei Tage auf Wanderparkpläzen in der Umgebung. „Das hat funktioniert, denn Wandern in heimischen Wäldern boomt ja wie nie, und Wanderer haben eine Affinität zur Natur und damit möglicherweise auch zum Bogensport“, sagt Schauerte.
Auf einem solchen Wanderparkplatz, am Schöllerhof in Odenthal-Altenberg, stand der Anhänger auch, als sich der oder die Vandalen über ihn hermachten. „Gassi-Gänger haben mir bestätigt, dass der Anhänger am Abend noch in Ordnung war“, berichtet Schauerte:
„Am nächsten Morgen hat dann ein mir bekannter Polizist den Schaden auf dem Weg zur Arbeit entdeckt und aufgenommen.“So könne der Zeitraum, in dem die Tat geschehen sein muss, zwischen 20.30 und 6.30 Uhr eingegrenzt werden, bei der Polizei sei der Vorfall aktenkundig. „Eine großartige Hoffnung, dass dieser Feigling erwischt wird, habe ich nicht“, sagt Schauerte. Nachvollziehen kann er die Tat nicht, mögliche persönliche Gründe als Auslöser kommen ihm keine in den Sinn: „Wer mit dem Bogensport ein Problem hat, kann sich doch gerne bei uns melden und mit uns diskutieren. Aber warum? Wir schießen doch auf Zielscheiben und künstliche
Ziele.“Den Schaden am Anhänger kann Schauerte noch nicht genau beziffern, er geht von bestimmt 2000 Euro aus. Schauertes Planen-Hersteller hat avisiert, dass kein kompletter Ersatz, sondern eine Reparatur mittels Schweiß-Technik und Austausch der zerstörten Seitenwände möglich ist – das kommt etwas günstiger als eine Neu-Anfertigung.
Für Schauerte ist der Schaden ein harter Schlag, denn der Bogensport-Spezialist hat sich noch nicht von den Lockdowns erholt: „Am Monatsende muss ich gucken, ob das Geld langt, mein Vater unterstützt mich.“In den Pandemie-Monaten wäre die Nachfrage nach seinen
Produktionen gen Null gegangenen, denn: „Die Ausübung des Sports war ja nicht möglich.“Und die für die zu beantragenden Corona-Hilfen vom Staaten würden nur bedingt greifen: „Beim Bogenshop fallen die anzusetzenden Vergleichszeiträume vom Vorjahr genau in die Phase der Gründung.“Und an Solo-Selbstständigen liefen viele Hilfen vorbei, da Kosten für Renten- und Krankenversicherung oder das Haus als Privat-Ausgaben gewertet würden. „Das ist finanziell eine absolut extreme Situation für mich. Alles, was ich mit viel Arbeit aufgebaut habe, ist jetzt wieder bei Null“, betont Schauerte: „Das ist alles bitter.“Und ein weiteres Standbein, dass ihm sonst Neben-Einkünfte einbringt, lag in der Lockdown-Zeit ebenso brach: Eine Ferienwohnung in seinem Haus am Höferhof, in dem sich auch der „Bogenshop“befindet.