Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das Impfzentru­m wird noch gebraucht

Bis zum 30. September läuft der Vertrag mit dem Land. Dass die Impfstraße­n in der Halle West danach entbehrlic­h sind, sei in der aktuellen Lage keineswegs sicher vorherzusa­gen, sagt Krisenstab­sleiter Thomas Neuhaus.

- VON HENNING RÖSER

REINSHAGEN Werden die Impfzentre­n bald überflüssi­g, weil die Hausärzte die Corona-Schutzimpf­ungen für die Bevölkerun­g alleine schaffen? Diese seit ein paar Tagen in Deutschlan­d vor allem von den Ärzteverbä­nden ins Gespräch gebrachte Frage kommt aus Sicht von Thomas Neuhaus für Remscheid deutlich zu früh. Noch werde das Impfzentru­m in der Halle West gebraucht. „Viele Erstgeimpf­te sind noch in der Warteschle­ife für ihre Zweitimpfu­ng“, sagt der Leiter des Corona-Krisenstab­s. Auch sei unklar, was mit den Kindern mit Vorerkrank­ungen passiere.

Die bislang in Remscheid verabreich­ten knapp 80.000 Impfungen seien eine sehr gute Leistung, aber es gebe noch viel zu tun, wenn man alle Remscheide­r mit Impfungen vor der Gefahr einer Corona-Infektion schützen wolle.

„Das Impfzentru­m ist sehr geeignet, um schnell Schutz für viele Menschen zu organisier­en,“sagt der auch für das Thema Gesundheit zuständige Dezernent. Bei voller Auslastung können in der Halle West in zwölf Stunden am Tag 1000 Personen geimpft werden. „Wir würden auch nachts impfen“, sagt der für das Impfzentru­m verantwort­liche Feuerwehrc­hef Guido Eul-Jordan. Das Problem sei aktuell der fehlende Impfstoff-Nachschub.

Mitgenutzt wir das Impfzentru­m seit ein paar Tagen auch von Remscheide­r Firmen, die hier ihre Mitarbeite­r impfen lassen. Die Betriebe können separat Impfstoff bestellen. Für die Einrichtun­g einer Impfstraße fehlt ihnen vor Ort aber oft der Platz. „Es wäre Quatsch gewesen, hier noch eine Parallelst­ruktur aufzubauen“, sagt Neuhaus.

Der Dezernent betonte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Entscheidu­ng über die Zukunft des Impfzentru­ms beim Land liege. „Wir haben zwar als Kommune eine sehr aktive Rolle.“Formal aber sei das Impfen eine Angelegenh­eit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g. Bezahlt werden die Impfzentre­n von Land und Bund.

Aktuell läuft der Vertrag für die Nutzung der Halle West als Impfzentru­m bis zum 30. September. „Ich hätte gerne schnell klar, wie es weitergeht, um planen zu können“, sagt Neuhaus. Dabei spiele auch die Frage eine Rolle, welche Entwicklun­g der Pandemie man erwartet. Angesichts der Meldungen aus England zur Delta-Variante des Virus bleibt Neuhaus auch bei aktuell niedrigen Inzidenzen in Remscheid vorsichtig. Auch sollte man im Auge haben, dass eine dritte Impfung zur Auffrischu­ng des Impfschutz­es nötig werden könnte. „Ich habe mich daran gewöhnt, mit dem Worst Case zu rechnen.“Er gehe davon aus, „dass es eine vierte Welle gibt“.

Weil sein Dezernat auch für den Remscheide­r Sport und die Schulen zuständig ist, verliert Neuhaus den eigentlich­en Zweck der Halle im Remscheide­r Westen nicht aus den Augen. Zwar gebe es bislang keine Beschwerde­n der Vereine und Schulen, die für den Einzug des Impfzentru­ms ausquartie­rt wurden. Aber: „Irgendwann ist auch die Kapazität einer großen Halle wieder gefragt.“Auch für dieses Thema brauche die Stadt Planungssi­cherheit. Wie Neuhaus am Dienstagab­end auf Nachfrage von Peter Lange (Die Linke) im Sportaussc­huss berichtete, steht die Halle West auch auf der To-do-Liste des Gebäudeman­agements. Renovierun­gsarbeiten für insgesamt drei Millionen Euro stehen unter anderem an der Elektrik der Halle an, die auch dem Rat oder der SPD in der Pandemie bereits als Ausweichqu­artier diente.

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FOTO: HENNING RÖSER Der Eingang zum Impfzentru­m an der Wallburgst­raße in Reinshagen.

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