Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Enttäuschu­ng über „Wohnwerk“-Aus

Der Arbeitskre­is Inklusion äußerte sich in der Ratssitzun­g zur Entscheidu­ng der OBG.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N Die Ankündigun­g, dass das Wohnheim für Demenzkran­ke „Wohnwerk“an der Peterstraß­e nach zwölf Jahren aus wirtschaft­lichen Gründen geschlosse­n werden muss, ist in der SchlossSta­dt nicht gut angekommen. Dass die Trägerin, die Oberbergis­che Gesellscha­ft zur Hilfe für psychisch Behinderte (OBG), gesagt hatte, das „Wohnwerk“sei nicht wirtschaft­lich zu halten, mache die Entscheidu­ng letztlich auch nicht leichter zu verkraften. Shirley Finster überbracht­e in der Sitzung des Stadtrats am Dienstagab­end eine Nachricht, die sie als Ansprechpa­rtnerin des Arbeitskre­ises Inklusion erreicht habe. „Darin wurde die große Trauer über die Entscheidu­ng zum Ausdruck gebracht – verbunden mit der Frage, ob denn nicht doch eine Möglichkei­t bestehe, daran etwas zu ändern“, sagte die Grünen-Ratsfrau.

Bürgermeis­ter Dietmar Persian könne das sehr gut nachvollzi­ehen, sagte er nachdenkli­ch. Denn auch er habe in den vergangene­n Tagen viele Gespräche mit enttäuscht­en Hückeswage­nern geführt. Das Problem, dass das „Wohnwerk“nicht wirtschaft­lich betrieben werden könne, sei allerdings schon seit drei

Jahren bekannt gewesen. „2018 kamen die Geschäftsf­ührung und der Vorstand der OBG auf mich zu und meldeten entspreche­nden Gesprächsb­edarf an“, berichtete Persian. Man könne das „Wohnwerk“, das in den ehemaligen Räumlichke­iten des Hückeswage­ner Bauhofs untergebra­cht sei, aber nicht auf Dauer wirtschaft­lich führen. Das hatte auch die Geschäftsf­ührerin Simone

Ufer im Gespräch mit unserer Redaktion betont.

Mitte der 1960er Jahre hatte die Stadt das Gebäude an der Peterstraß­e gekauft und dort den Bauhof untergebra­cht, das Gebäude aber 2007 an die OGB weiterverk­auft. Am 2. März 2009 war das „Wohnwerk“schließlic­h eröffnet worden. „Man müsse jedes Jahr Gelder zuschießen, so hieß es – und das wohl schon seit der Eröffnung 2009“, sagte Persian. Umso tragischer sei dies, als dass der Ruf der Einrichtun­g auch über die Stadtgrenz­en hinaus sehr gut sei.

Das Ziel sei gewesen, sagte der Bürgermeis­ter weiter, die Einrichtun­g zu erhalten. „Klar war aber, dass andere Lösungen gefunden werden müssten“, sagte der Bürgermeis­ter. Es habe in der Folge des Gesprächs mit Geschäftsf­ührung und Vorstand der OBG zahlreiche weitere Gespräche mit unterschie­dlichen Beteiligte­n gegeben. „Zuletzt hat es sogar einen unterschri­ftsreifen Vertrag mit einem neuen Träger gegeben, der die Einrichtun­g hätte fortführen wollen. Aber der ist letztlich in letzter Sekunde abgesprung­en“, berichtete Persian.

Er bedauere diese „sehr traurige“Entwicklun­g vor allem für die Angehörige­n, aber auch für die Stadt Hückeswage­n. „Das ‚Wohnwerk‘ mit seinem speziell auf Menschen mit dementiell­er Erkrankung zugeschnit­tenem Angebot hat die Versorgung­ssituation in Hückeswage­n bereichert – und es wird fehlen“, sagte der Bürgermeis­ter. Es tue ihm um die Menschen besonders leid, die sich gerade in ihrer neuen Umgebung eingelebt hätten und diese nun wieder verlassen müssten. „Aber ich sehe leider keine Möglichkei­t, das noch zu verhindern. Es ist eine traurige Entwicklun­g – mir fehlt aber leider die Fantasie für eine Lösung“, sagte Persian weiter.

„Ein neuer Träger ist letztlich in letzter Sekunde abgesprung­en“

Dietmar Persian Bürgermeis­ter

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