Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Enttäuschung über „Wohnwerk“-Aus
Der Arbeitskreis Inklusion äußerte sich in der Ratssitzung zur Entscheidung der OBG.
HÜCKESWAGEN Die Ankündigung, dass das Wohnheim für Demenzkranke „Wohnwerk“an der Peterstraße nach zwölf Jahren aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden muss, ist in der SchlossStadt nicht gut angekommen. Dass die Trägerin, die Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte (OBG), gesagt hatte, das „Wohnwerk“sei nicht wirtschaftlich zu halten, mache die Entscheidung letztlich auch nicht leichter zu verkraften. Shirley Finster überbrachte in der Sitzung des Stadtrats am Dienstagabend eine Nachricht, die sie als Ansprechpartnerin des Arbeitskreises Inklusion erreicht habe. „Darin wurde die große Trauer über die Entscheidung zum Ausdruck gebracht – verbunden mit der Frage, ob denn nicht doch eine Möglichkeit bestehe, daran etwas zu ändern“, sagte die Grünen-Ratsfrau.
Bürgermeister Dietmar Persian könne das sehr gut nachvollziehen, sagte er nachdenklich. Denn auch er habe in den vergangenen Tagen viele Gespräche mit enttäuschten Hückeswagenern geführt. Das Problem, dass das „Wohnwerk“nicht wirtschaftlich betrieben werden könne, sei allerdings schon seit drei
Jahren bekannt gewesen. „2018 kamen die Geschäftsführung und der Vorstand der OBG auf mich zu und meldeten entsprechenden Gesprächsbedarf an“, berichtete Persian. Man könne das „Wohnwerk“, das in den ehemaligen Räumlichkeiten des Hückeswagener Bauhofs untergebracht sei, aber nicht auf Dauer wirtschaftlich führen. Das hatte auch die Geschäftsführerin Simone
Ufer im Gespräch mit unserer Redaktion betont.
Mitte der 1960er Jahre hatte die Stadt das Gebäude an der Peterstraße gekauft und dort den Bauhof untergebracht, das Gebäude aber 2007 an die OGB weiterverkauft. Am 2. März 2009 war das „Wohnwerk“schließlich eröffnet worden. „Man müsse jedes Jahr Gelder zuschießen, so hieß es – und das wohl schon seit der Eröffnung 2009“, sagte Persian. Umso tragischer sei dies, als dass der Ruf der Einrichtung auch über die Stadtgrenzen hinaus sehr gut sei.
Das Ziel sei gewesen, sagte der Bürgermeister weiter, die Einrichtung zu erhalten. „Klar war aber, dass andere Lösungen gefunden werden müssten“, sagte der Bürgermeister. Es habe in der Folge des Gesprächs mit Geschäftsführung und Vorstand der OBG zahlreiche weitere Gespräche mit unterschiedlichen Beteiligten gegeben. „Zuletzt hat es sogar einen unterschriftsreifen Vertrag mit einem neuen Träger gegeben, der die Einrichtung hätte fortführen wollen. Aber der ist letztlich in letzter Sekunde abgesprungen“, berichtete Persian.
Er bedauere diese „sehr traurige“Entwicklung vor allem für die Angehörigen, aber auch für die Stadt Hückeswagen. „Das ‚Wohnwerk‘ mit seinem speziell auf Menschen mit dementieller Erkrankung zugeschnittenem Angebot hat die Versorgungssituation in Hückeswagen bereichert – und es wird fehlen“, sagte der Bürgermeister. Es tue ihm um die Menschen besonders leid, die sich gerade in ihrer neuen Umgebung eingelebt hätten und diese nun wieder verlassen müssten. „Aber ich sehe leider keine Möglichkeit, das noch zu verhindern. Es ist eine traurige Entwicklung – mir fehlt aber leider die Fantasie für eine Lösung“, sagte Persian weiter.
„Ein neuer Träger ist letztlich in letzter Sekunde abgesprungen“
Dietmar Persian Bürgermeister