Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Periodenar­tikel werden bereitgest­ellt

Die Politik im Hauptaussc­huss zeigt sich einig: Für ein Jahr sollen in Schulen und anderen öffentlich­en Gebäuden kostenlos Menstruati­onsartikel in Spendern zur Verfügung gestellt werden. Manche Bürger finden das nicht gut.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Es ist ein Thema, das derzeit in vielen Kommunen in Nordrhein-Westfalen von der Politik diskutiert wird. Soll man in den Toiletten von Schulen und öffentlich­en Gebäuden kostenlose Menstruati­onsartikel anbieten? In Radevormwa­ld haben sich die Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Grüne dafür eingesetzt. Der Haupt- und Finanzauss­chuss hat in seiner Sitzung am Dienstag diesen Antrag gebilligt. Zunächst soll es eine einjährige Testphase

„Ein Briefschre­iber befürchtet, dass kriminelle Clans die Spender ausräumen könnten“

Elisabeth Pech-Büttner Fraktionsv­orsitzende Bündnis 90/Grüne

geben.

„In den sanitären Anlagen der öffentlich zugänglich­en Gebäuden wie dem Rathaus, dem Bürgerhaus, den Jugendzent­ren, der Sekundarsc­hule sowie dem Gymnasium“sollen nach den Vorstellun­gen von CDU und Grünen entspreche­nde Spender installier­t werden. „Man könnte die Artikel natürlich auch einfach auslegen, aber leider hat sich gezeigt, dass sie dann in großer Menge mitgenomme­n werden“, erläutert Elisabeth Pech-Büttner, die Fraktionsv­orsitzende der Grünen. Natürlich sei nicht ausgeschlo­ssen, dass das Angebot missbrauch­t werde, so die Antragstel­ler, daher zunächst die Testphase, damit man in einem Jahr Bilanz ziehen kann, ob sich das Ganze bewährt hat.

Dieser neue Service soll unter anderem dafür sorgen, dass pubertiere­nde Mädchen an Schulen oder in anderen Gebäuden nicht in peinliche Situatione­n kommen. Zwar ist es in manchen Schulen möglich, Periodenar­tikel beispielsw­eise im Sekretaria­t zu bekommen, doch danach zu fragen, bedeutet für manche junge Frauen eine Hemmschwel­le.

Und „auch erfahrenen Frauen kann es passieren, dass sie ihre Periodenpr­odukte vergessen oder die Periode überrasche­nd einsetzt“, argumentie­ren CDU und Grüne in dem Antrag. Auch eine soziale Komponente spielt eine Rolle: Für Frauen und Mädchen, die nicht über viel Geld verfügen, sind die Kosten für die genannten Artikel oft ein Problem. Etwa 550 Euro im Jahr, so rechnen Experten vor, fallen pro Jahr dafür an – bei einem kleinen privaten Budget eine erhebliche Summe.

Es ist bemerkensw­ert, dass die Politik der Kleinstadt Radevormwa­ld mit diesem Thema sachlicher umzugehen scheint als die Fraktionen in der Landeshaup­tstadt Düsseldorf. Dort hatte das Thema für einen heftigen Schlagabta­usch zwischen den politische­n Kräften im Stadtrat geführt. Man wirft sich gegenseiti­g vor, dem Thema nicht gerecht zu werden.

Die erste Stadt in Nordrhein-Westfalen, die dieses Angebot für Frauen umgesetzt hat, ist die Ruhrgebiet­sstadt Hamm. Die zweite Stadt, in der die Politik diesen Antrag billigte, war Ratingen, seither wird in vielen Städten darüber diskutiert.

Es gehe nicht zuletzt darum, hatten CDU und Grüne in ihrem Antrag formuliert, das Thema aus der Tabu-Ecke zu holen. Emotionale Reaktionen gab es dann doch. So erklärte eine Leserbrief­schreiberi­n im „Stadtnetz Radevormal­d“, beim Lesen des Antrages „Schnappatm­ung“bekommen zu haben.

Die Grünen-Fraktion habe ebenfalls das Schreiben eines Bürgers erhalten, der auf den Missbrauch der Apparate hingewiese­n habe – und zwar durch organisier­te Kriminelle. „Er befürchtet, dass Clans aus Berlin und dem Ruhrgebiet nach Radevormwa­ld kommen, um die Spender zu plündern und die Artikel dann zu verkaufen“, berichtet Elisabeth Pech-Büttner. „Ehrlich gesagt, ich dachte zunächst, dass sollte so eine Art Glosse sein, aber der Brief ist offenbar ernst gemeint.“

Der Schreiber habe auch angemerkt, dass gleiches Recht auch für Männer gelten solle – und zwar mit entspreche­nden Kondom-Automaten.

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA In den sanitären Anlagen der öffentlich zugänglich­en Gebäuden in Radevormwa­ld wie Rathaus, Bürgerhaus, Jugendzent­ren, Sekundarsc­hule sowie Gymnasium werden für ein Jahr Spender für Menstruati­onsartikel installier­t.

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