Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Periodenartikel werden bereitgestellt
Die Politik im Hauptausschuss zeigt sich einig: Für ein Jahr sollen in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden kostenlos Menstruationsartikel in Spendern zur Verfügung gestellt werden. Manche Bürger finden das nicht gut.
RADEVORMWALD Es ist ein Thema, das derzeit in vielen Kommunen in Nordrhein-Westfalen von der Politik diskutiert wird. Soll man in den Toiletten von Schulen und öffentlichen Gebäuden kostenlose Menstruationsartikel anbieten? In Radevormwald haben sich die Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Grüne dafür eingesetzt. Der Haupt- und Finanzausschuss hat in seiner Sitzung am Dienstag diesen Antrag gebilligt. Zunächst soll es eine einjährige Testphase
„Ein Briefschreiber befürchtet, dass kriminelle Clans die Spender ausräumen könnten“
Elisabeth Pech-Büttner Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Grüne
geben.
„In den sanitären Anlagen der öffentlich zugänglichen Gebäuden wie dem Rathaus, dem Bürgerhaus, den Jugendzentren, der Sekundarschule sowie dem Gymnasium“sollen nach den Vorstellungen von CDU und Grünen entsprechende Spender installiert werden. „Man könnte die Artikel natürlich auch einfach auslegen, aber leider hat sich gezeigt, dass sie dann in großer Menge mitgenommen werden“, erläutert Elisabeth Pech-Büttner, die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Natürlich sei nicht ausgeschlossen, dass das Angebot missbraucht werde, so die Antragsteller, daher zunächst die Testphase, damit man in einem Jahr Bilanz ziehen kann, ob sich das Ganze bewährt hat.
Dieser neue Service soll unter anderem dafür sorgen, dass pubertierende Mädchen an Schulen oder in anderen Gebäuden nicht in peinliche Situationen kommen. Zwar ist es in manchen Schulen möglich, Periodenartikel beispielsweise im Sekretariat zu bekommen, doch danach zu fragen, bedeutet für manche junge Frauen eine Hemmschwelle.
Und „auch erfahrenen Frauen kann es passieren, dass sie ihre Periodenprodukte vergessen oder die Periode überraschend einsetzt“, argumentieren CDU und Grüne in dem Antrag. Auch eine soziale Komponente spielt eine Rolle: Für Frauen und Mädchen, die nicht über viel Geld verfügen, sind die Kosten für die genannten Artikel oft ein Problem. Etwa 550 Euro im Jahr, so rechnen Experten vor, fallen pro Jahr dafür an – bei einem kleinen privaten Budget eine erhebliche Summe.
Es ist bemerkenswert, dass die Politik der Kleinstadt Radevormwald mit diesem Thema sachlicher umzugehen scheint als die Fraktionen in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Dort hatte das Thema für einen heftigen Schlagabtausch zwischen den politischen Kräften im Stadtrat geführt. Man wirft sich gegenseitig vor, dem Thema nicht gerecht zu werden.
Die erste Stadt in Nordrhein-Westfalen, die dieses Angebot für Frauen umgesetzt hat, ist die Ruhrgebietsstadt Hamm. Die zweite Stadt, in der die Politik diesen Antrag billigte, war Ratingen, seither wird in vielen Städten darüber diskutiert.
Es gehe nicht zuletzt darum, hatten CDU und Grüne in ihrem Antrag formuliert, das Thema aus der Tabu-Ecke zu holen. Emotionale Reaktionen gab es dann doch. So erklärte eine Leserbriefschreiberin im „Stadtnetz Radevormald“, beim Lesen des Antrages „Schnappatmung“bekommen zu haben.
Die Grünen-Fraktion habe ebenfalls das Schreiben eines Bürgers erhalten, der auf den Missbrauch der Apparate hingewiesen habe – und zwar durch organisierte Kriminelle. „Er befürchtet, dass Clans aus Berlin und dem Ruhrgebiet nach Radevormwald kommen, um die Spender zu plündern und die Artikel dann zu verkaufen“, berichtet Elisabeth Pech-Büttner. „Ehrlich gesagt, ich dachte zunächst, dass sollte so eine Art Glosse sein, aber der Brief ist offenbar ernst gemeint.“
Der Schreiber habe auch angemerkt, dass gleiches Recht auch für Männer gelten solle – und zwar mit entsprechenden Kondom-Automaten.