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Mit Kölner Hilfe

Düsseldorf bemüht sich weiterhin bei Land und Bund um die Einrichtun­g des Deutschen Fotoinstit­uts in der Stadt. Andreas Gursky holt die SK Stiftung Kultur Köln ins Boot, deren Sammlung über 40.000 Fotografie­n verfügt.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Eine bedeutende Kooperatio­n soll das Projekt eines Deutschen Fotoinstit­uts (DFI) in Düsseldorf voranbring­en. Die Stadt Düsseldorf, der Verein zur Gründung und Förderung des Deutschen Fotoinstit­uts in Düsseldorf und die Photograph­ische Sammlung der SK Stiftung Kultur Köln wollen kooperiere­n, die Unterzeich­nung eines entspreche­nden Papiers steht kurz bevor.

„Wir halten daran fest, dass Düsseldorf der richtige Standort für dieses Institut ist und unsere Konzeption dem Bedarf der Fotoszene entspricht“, sagt Fotokünstl­er Andreas Gursky, der sich bereits seit 2007 für das Projekt einsetzt. Mit der Kooperatio­n wird das nächste Kapitel eines kulturpoli­tischen Streitfall­s geschriebe­n: Obgleich für das DFI Düsseldorf bereits mehr als 80 Millionen Euro beschlosse­n wurden, will Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters das DFI jetzt in Essen ansiedeln.

Mit der SK Stiftung Köln ist in der Landeshaup­tstadt nun ein Schwergewi­cht der Fotoszene an Bord. Die Grundlage der Sammlung bilden das August Sander Archiv sowie das Bernd-und-Hilla-Becher-Archiv. Neben diesen Urvätern und -müttern der Fotokunst sind die Werke zahlreiche­r anderer wichtiger Fotografen vertreten, von Karl Blossfeldt und Paul Dobe im Schwarz-WeißBereic­h über Boris Becker, Thomas Ruff und Candida Höfer bis zu internatio­nalen Künstlerin­nen und Künstlern wie Diane Arbus und Stephen Shore. Hinzu kommt die ehemalige Sammlung der Deutschen Gesellscha­ft für Photograph­ie. Insgesamt umfasst die Sammlung rund 40.000 Werke, zuzüglich Negativmat­erialien. Ausstellun­gen finden im Kölner Mediapark statt. Gemeinsame Veranstalt­ungen und Projekte mit dem DFI sollen schon bald besprochen werden, die Vernetzung der Fotoszene und Wissenstra­nsfers bei Produktion und Archivieru­ng der fotografis­chen Werke spielen eine große Rolle. Es sei das, was die Szene benötige, so Gursky.

Der Verein zur Gründung des DFI und der Starfotogr­af wollen auch internatio­nale Künstler einbinden, Gursky bringt hier viele Kontakte ein. Im Düsseldorf­er Ehrenhof soll ein offenes Haus entstehen, in dem die fotografis­che Kultur erfahrbar wird. Das DFI als Forschungs­einrichtun­g soll vordringli­ch die digitale Zukunft des Mediums sichern. Landes- und Bundesparl­ament haben jeweils 41,5 Millionen Euro für das DFI in Düsseldorf bereitgest­ellt. Der Düsseldorf­er Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe (CDU) spricht von einem „absolut überzeugen­den und zukunftswe­isenden Konzept“.

Zum Streitfall wurde das DFI, weil die Kulturstaa­tsminister­in parallel zu den Bemühungen und Beschlüsse­n für Düsseldorf plötzlich eine Machbarkei­tsstudie und eine Standortun­tersuchung startete. In diesem Verfahren machte Essen das

Rennen, die Kosten liegen dort bei 125 Millionen Euro. Die Stadt Düsseldorf stellte im Frühjahr fest, die auf Essen maßgeschne­iderte Studie habe für beide Standorte lediglich das Konzept von Essen geprüft – nicht jedoch das Düsseldorf­er Konzept. In Essen soll hauptsächl­ich ein großes Fotoarchiv entstehen, Düsseldorf hat viel mehr vor, darf aber auch mit bedeutende­n Nachlässen rechnen, es laufen bereits Gespräche mit Max Becher über den Nachlass seiner Eltern.

Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) setzt sich deswegen für eine „Cluster-Lösung“mit mehreren Standorten ein. „Unser Ziel ist, dass vom Düsseldorf­er Konzept möglichst viel umgesetzt wird und es eine Arbeitstei­lung gibt“, so Keller im Gespräch mit unserer Redaktion. In der Landeshaup­tstadt dürfe am Ende „nicht nur eine Filiale sein“, es gebe für die Stadt auch eine große Unterstütz­ung aus der Künstlersc­haft. Es müsse geklärt werden, wer welche Schwerpunk­te hat, daran solle das Cluster ausgericht­et werden. Keller hat die Staatsmini­sterin

„Düsseldorf ist der richtige Standort, und unsere Konzeption entspricht dem Bedarf der Fotoszene“

Andreas Gursky Künstlerfo­tograf

angeschrie­ben und mit ihr einen runden Tisch vereinbart. Der Termin für das Spitzenges­präch mit Stadt, Land und Bund ist jedoch noch nicht festgelegt worden.

Keller hatte im März dieses Jahres betont, er vertraue auf das Wort der Landesregi­erung und hoffe auf einen fairen Ausgleich zwischen den Städten. Monika Grütters hingegen hatte im gleichen Monat dem Deutschlan­dfunk gesagt, sie fühle sich nach den Untersuchu­ngen zuallerers­t Essen verpflicht­et, man müsse nun schauen, wie sich das Wissen aus Düsseldorf nützlich machen lasse. Die Düsseldorf­er Bundestags­abgeordnet­e MarieAgnes Strack-Zimmermann (FDP) kämpft in Berlin für das DFI in der Landeshaup­tstadt. Sie fordert: „Zwei Parlamente haben Geld für das Deutsche Fotoinstit­ut in Düsseldorf beschlosse­n. Frau Grütters muss die Beschlüsse ausführen, sie hat sie nicht zu sabotieren.“Die Liberale befürchtet, dass Grütters das DFI in die nächste Legislatur­periode ziehen und Düsseldorf ganz ausbooten will.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Düsseldorf will das Deutsche Fotoinstit­ut im Ehrenhof (unten im Bild) gegenüber dem NRW-Forum errichten.

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