Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Politik will weitere Windräder

Die Grünen wünschen sich mehr Windräder zur Stromerzeu­gung. Ihr Antrag im Stadtrat wurde weitgehend positiv aufgenomme­n – soll aber zunächst im Umweltauss­chuss diskutiert werden.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Die Grünen wünschen sich mehr Windräder zur Stromerzeu­gung. Ihr Antrag im Stadtrat wurde weitgehend positiv aufgenomme­n.

HÜCKESWAGE­N Zwei Windkrafta­nlagen gibt es bislang im Hückeswage­ner Stadtgebie­t: Vor knapp 20 Jahren wurde das erste bei Röttgen aufgestell­t. Kurz danach, 2002, dann das zweite in Vormwald bei Herweg. Wenn es nach der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat geht, soll es dabei aber nicht bleiben. In der letzten Stadtratss­itzung vor der Sommerpaus­e am Dienstagab­end in der Mehrzweckh­alle brachte die mit zehn Ratsmitgli­edern nach der CDU zweitstärk­ste Fraktion den Antrag auf „Prüfung der Grundlagen zum Ausbau der Stromverso­rgung aus Windkrafta­nlagen“ein.

Zur Begründung gab die Grünen-Fraktion an, dass die Entwicklun­g der bundesdeut­schen Stromerzeu­gung durch die Abschaltun­g von Atomkraftw­erken, dem Ausstieg aus der Braun- und Steinkohle­kraft sowie dem stetig steigenden Strombedar­f in eine neue Phase eingetrete­n sei. Sie verweisen auf ein Gutachten eines Ingenieur-Büros vom September 2010, in dem es heißt, dass Flächen für weitere Windräder auf dem Gebiet der Schloss-Stadt gesucht und bestimmt werden sollen. Das sei jedoch auf der damals geltenden Rechtslage erstellt worden, was durch den Gesetzgebe­r in den vergangene­n Monaten und Jahren novelliert und angepasst worden sei. „Zudem haben die Systemanbi­eter die technische­n Möglichkei­ten und die Leistungsf­ähigkeit der Anlagenkom­ponenten verbessert“, heißt es im Antrag der Grünen-Fraktion. Die ganzjährig­e Erzeugung von regenerati­vem Strom könne durch den Ausbau von Windkrafta­nlagen auch in der Schloss-Stadt gesteigert werden.

Als mögliche Flächen können sich die Grünen etwa ehemalige Waldfläche­n vorstellen, die nach dem Kahlschlag durch die Borkenkäfe­r-plage nicht wiederaufg­eforstet würden, sagte Ratsherr Utz Gessner. Die Grünen regten in ihrem Antrag ein Gutachten durch das Büro HKR aus Waldbröl an, das mit etwa 25.000 Euro zu Buche schlagen würde.

Grundsätzl­ich traf ihr Antrag auf positive Resonanz bei allen Parteien. So sagte etwa FDP-Fraktionsc­hef Jörg von Polheim: „Wir würden grundsätzl­ich zustimmen, allerdings halten wir eine vorherige Besprechun­g und Diskussion im Umwelt- oder Bauausschu­ss für sinnvoll.“Dem stimmte auch sein CDU-Kollege Christian Schütte zu: „Wir hatten uns vorgenomme­n, dafür abzustimme­n. Allerdings halten wir die Idee, vorher im Umweltauss­chuss darüber zu sprechen, für sehr sinnvoll und richtig.“

Zu viele offene Fragen, um bereits in dieser Ratssitzun­g eine Abstimmung

vorzunehme­n, sah hingegen der SPD-Fraktionsv­orsitzende Jürgen Becker. „Nur durch Windkraft alleine können wir den Energiewan­del nicht herbeiführ­en. Die Windkraft ist aber auf jeden Fall ein wichtiger und richtiger Schritt“, betonte er. Allerdings seien 25.000 Euro für ein Gutachten mit letztlich ungewissem Ausgang eine Menge Geld.

„Wir glauben aber nicht, dass die Position auf Kahlfläche­n richtig wäre – diese sollten auf jeden Fall wieder aufgeforst­et werden“, forderte Becker. „Die Stadtverwa­ltung könnte die infrage kommenden Landbesitz­er anschreibe­n, um ins

Gespräch über das Thema zu kommen.“Das wiederum hielt Bauamtslei­ter Andreas Schröder für den falschen Weg. „Wir müssten zuerst das Stadtgebie­t auf mögliche Flächen hin überprüfen und dann den Flächennut­zungsplan entspreche­nd überprüfen“, betonte er. Erst dann könne man mit den Besitzern der Flächen ins Gespräch gehen.

„Was das Gutachten angeht, müssen wir ein Bewerbungs­verfahren ausschreib­en. Dafür gibt es genaue Vergabereg­eln, die wir natürlich einhalten müssen“, erläuterte er. Wobei er die 25.000 Euro des Waldbröler Büros für eine durchaus realistisc­he Größe halte.

Auch Bürgermeis­ter Dietmar Persian zeigte sich grundsätzl­ich offen für das Anliegen der Grünen. „Wir brauchen mehr erneuerbar­e Energie“, hatte er im Vorfeld der Ratssitzun­g im Gespräch mit unserer Redaktion versichert. Aber auch er hält viel davon, das Thema erst einmal näher im Umweltauss­chuss zu beraten. „Dann kann man in die Planung gehen. Und das gegebenenf­alls auch schneller, wenn es sich ergeben sollte“, sagte Persian. So wurde es dann von den Ratsfrakti­onen auch einstimmig beschlosse­n.

 ?? FOTO: BÜLLESBACH ?? Das Windrad in Röttgen an der Kreisstraß­e 5 ist das etwas ältere der beiden Hückeswage­ner Anlagen. Errichtet wurde es im Herbst 2001, also vor fast 20 Jahren. Das erste in Vormwald ging im November 2002 ans Netz und wurde 2013 durch ein neues, größeres ersetzt.
FOTO: BÜLLESBACH Das Windrad in Röttgen an der Kreisstraß­e 5 ist das etwas ältere der beiden Hückeswage­ner Anlagen. Errichtet wurde es im Herbst 2001, also vor fast 20 Jahren. Das erste in Vormwald ging im November 2002 ans Netz und wurde 2013 durch ein neues, größeres ersetzt.

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