Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Politik will weitere Windräder
Die Grünen wünschen sich mehr Windräder zur Stromerzeugung. Ihr Antrag im Stadtrat wurde weitgehend positiv aufgenommen – soll aber zunächst im Umweltausschuss diskutiert werden.
Die Grünen wünschen sich mehr Windräder zur Stromerzeugung. Ihr Antrag im Stadtrat wurde weitgehend positiv aufgenommen.
HÜCKESWAGEN Zwei Windkraftanlagen gibt es bislang im Hückeswagener Stadtgebiet: Vor knapp 20 Jahren wurde das erste bei Röttgen aufgestellt. Kurz danach, 2002, dann das zweite in Vormwald bei Herweg. Wenn es nach der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat geht, soll es dabei aber nicht bleiben. In der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause am Dienstagabend in der Mehrzweckhalle brachte die mit zehn Ratsmitgliedern nach der CDU zweitstärkste Fraktion den Antrag auf „Prüfung der Grundlagen zum Ausbau der Stromversorgung aus Windkraftanlagen“ein.
Zur Begründung gab die Grünen-Fraktion an, dass die Entwicklung der bundesdeutschen Stromerzeugung durch die Abschaltung von Atomkraftwerken, dem Ausstieg aus der Braun- und Steinkohlekraft sowie dem stetig steigenden Strombedarf in eine neue Phase eingetreten sei. Sie verweisen auf ein Gutachten eines Ingenieur-Büros vom September 2010, in dem es heißt, dass Flächen für weitere Windräder auf dem Gebiet der Schloss-Stadt gesucht und bestimmt werden sollen. Das sei jedoch auf der damals geltenden Rechtslage erstellt worden, was durch den Gesetzgeber in den vergangenen Monaten und Jahren novelliert und angepasst worden sei. „Zudem haben die Systemanbieter die technischen Möglichkeiten und die Leistungsfähigkeit der Anlagenkomponenten verbessert“, heißt es im Antrag der Grünen-Fraktion. Die ganzjährige Erzeugung von regenerativem Strom könne durch den Ausbau von Windkraftanlagen auch in der Schloss-Stadt gesteigert werden.
Als mögliche Flächen können sich die Grünen etwa ehemalige Waldflächen vorstellen, die nach dem Kahlschlag durch die Borkenkäfer-plage nicht wiederaufgeforstet würden, sagte Ratsherr Utz Gessner. Die Grünen regten in ihrem Antrag ein Gutachten durch das Büro HKR aus Waldbröl an, das mit etwa 25.000 Euro zu Buche schlagen würde.
Grundsätzlich traf ihr Antrag auf positive Resonanz bei allen Parteien. So sagte etwa FDP-Fraktionschef Jörg von Polheim: „Wir würden grundsätzlich zustimmen, allerdings halten wir eine vorherige Besprechung und Diskussion im Umwelt- oder Bauausschuss für sinnvoll.“Dem stimmte auch sein CDU-Kollege Christian Schütte zu: „Wir hatten uns vorgenommen, dafür abzustimmen. Allerdings halten wir die Idee, vorher im Umweltausschuss darüber zu sprechen, für sehr sinnvoll und richtig.“
Zu viele offene Fragen, um bereits in dieser Ratssitzung eine Abstimmung
vorzunehmen, sah hingegen der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Becker. „Nur durch Windkraft alleine können wir den Energiewandel nicht herbeiführen. Die Windkraft ist aber auf jeden Fall ein wichtiger und richtiger Schritt“, betonte er. Allerdings seien 25.000 Euro für ein Gutachten mit letztlich ungewissem Ausgang eine Menge Geld.
„Wir glauben aber nicht, dass die Position auf Kahlflächen richtig wäre – diese sollten auf jeden Fall wieder aufgeforstet werden“, forderte Becker. „Die Stadtverwaltung könnte die infrage kommenden Landbesitzer anschreiben, um ins
Gespräch über das Thema zu kommen.“Das wiederum hielt Bauamtsleiter Andreas Schröder für den falschen Weg. „Wir müssten zuerst das Stadtgebiet auf mögliche Flächen hin überprüfen und dann den Flächennutzungsplan entsprechend überprüfen“, betonte er. Erst dann könne man mit den Besitzern der Flächen ins Gespräch gehen.
„Was das Gutachten angeht, müssen wir ein Bewerbungsverfahren ausschreiben. Dafür gibt es genaue Vergaberegeln, die wir natürlich einhalten müssen“, erläuterte er. Wobei er die 25.000 Euro des Waldbröler Büros für eine durchaus realistische Größe halte.
Auch Bürgermeister Dietmar Persian zeigte sich grundsätzlich offen für das Anliegen der Grünen. „Wir brauchen mehr erneuerbare Energie“, hatte er im Vorfeld der Ratssitzung im Gespräch mit unserer Redaktion versichert. Aber auch er hält viel davon, das Thema erst einmal näher im Umweltausschuss zu beraten. „Dann kann man in die Planung gehen. Und das gegebenenfalls auch schneller, wenn es sich ergeben sollte“, sagte Persian. So wurde es dann von den Ratsfraktionen auch einstimmig beschlossen.