Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Maike Sachser hat sich 13 Jahre für die Schule engagiert.

Maike Sachser hat sich 13 Jahre lang für die Klassen- und Schulpfleg­schaft an der Katholisch­en Grundschul­e engagiert. Jetzt geht sie.

- VON THERESA DEMSKI

WERMELSKIR­CHEN Es gab Abende, da saß Maike Sachser Zuhause an der Nähmaschin­e und stellte sich das Lachen der Erstklässl­er vor. Für jedes einzelne I-Dötzchen der Katholisch­en Grundschul­e nähte sie dann ein kleines, buntes Stoff-Portmonee und versah es kunstvoll mit dem gestickten Namen des Kindes. Stunde für Stunde, Abend für Abend verbrachte sie dann an der Nähmaschin­e. Ihr Lohn? „Ich habe es mir nie nehmen lassen, den Kindern unser kleines Geschenk selber in die Hand zu drücken und mich über ihr Lachen zu freuen“, sagt Maike Sachser.

Insgesamt 13 Jahre hat sie sich erst für die Klassenpfl­egschaft, dann für die Schulpfleg­schaft und den Schulverei­n an der Katholisch­en Grundschul­e engagiert – seit der Einschulun­g ihres Sohnes. Jetzt verlässt ihr Jüngster die Grundschul­e. Und mit ihm geht auch Maike Sachser. „Das ist ein emotionale­r Abschied für mich“, sagt die sechsfache Mutter, „wir waren hier wie eine Familie.“

Dabei hatte sich Maike Sachser damals eigentlich geschworen, erstmal nicht mehr in der Elternscha­ft mitzuwirke­n. Im Kindergart­en hatte sie viele Jahre im Beirat mitgewirkt. Als ihre älteste Tochter dann in die KGS eingeschul­t wurde, hielt sie sich bei der Frage nach Freiwillig­en zurück. Ein Jahr später, als die gleiche Frage beim ersten Elternaben­d ihres Sohnes gestellt wurde, hob sie den Arm. „Ich hatte immer Spaß daran, als Bindeglied zwischen Eltern, Lehren und Kindern zu sein“, sagt sie, „und ich hatte nie Angst vor Arbeit.“

Das bewies Maike Sachser in den kommenden 13 Jahren eindrucksv­oll. Vom Waffelback­en und Portmonee-Nähen bis hin zu politische­n Diskussion­en und Streitigke­iten: Die heute 46-Jährige ging vorne weg. „Mir ging es dabei immer um die Kinder“, sagt Maike Sachser, „nie um Ämter.“Wer ihr vorwarf, die Aufgaben zu übernehmen, um Vorteile für ihre eigenen Kinder zu bekommen, den lachte die sechsfache Mutter an und erwiderte: „Du bist herzlich eingeladen, mitzumache­n.“Meistens allerdings blieb es bei dem kleinen, überschaub­aren Kreis derer, die sich Zeit nehmen konnten für die Arbeit in der Elternvert­retung. „Ein wirklich gutes Team“, sagt die 46-Jährige. Maike Sachser setzte immer auf die Kraft des Gesprächs, auf die Chance, gemeinsam Lösungen zu finden, auf ein Vertrauens­verhältnis mit Mitstreite­rn, die sich für die gleichen Ziele stark machten. „Uns war es wichtig, die Möglichkei­ten für die Kinder zu erweitern“, erzählt sie. Fragen und Wünsche, um die sich Lehrer

nicht kümmern können, nahm der Elternbeir­at in Angriff: damals, als es in der OGS eng und laut wurde und Eltern sich Sorgen machten um die Betreuung ihrer Kinder. Oder beim Thema Schulweg, als sich die Schulpfleg­schaft morgens mit Stift und Block ausstattet­e und die Autos in der Jörgensgas­se zählte. Oder als die Politik die Schulbegle­iter abschaffen wollte. „Da saß ich als Zuschaueri­n im Stadtrat“, erzählt Maike Sachser, „wir haben um unsere Schulbegle­iter gekämpft.“Mit Erfolg: Auch künftig wurden Schüler mit Förderbeda­rf von Schulbegle­iterin unterstütz­t.

Und weil Maike Sachser wusste, dass Pläne immer mal wieder eben auch am Geld scheitern, engagierte sie sich nach Klassen- und Schulpfleg­schaft schließlic­h auch noch für den Schulverei­n. „Wir sind eine kleine Schule mit begrenzten finanziell­en Möglichkei­ten, also machten wir uns zur Aufgabe, Geld zu besorgen, um die Wünsche von Kindern und Lehrern zu erfüllen.“So wurde das Kletterger­üst auf dem Schulhof möglich, Hangrutsch­e und Nestschauk­el, Abschlussf­ahrten nach Elspe, Lernboxen zum selbststän­digen Lernen und jene kleinen Geschenke zur Einschulun­g, die Maike Sachser Jahr für Jahr an der heimischen Nähmaschin­e nähte und für die Stoff und Faden gekauft werden mussten.

Der Verein schrieb Unternehme­n an und bat sie um finanziell­e Unterstütz­ung. Maike Sachser backte unzählige Waffeln, setze sich beim Schulfest ein, stand stundenlan­g beim Weihnachts­markt in einer kleinen Bude und warb für den Fördervere­in. „Meine Kinder mussten oft zurückstec­ken, weil ich im

Einsatz war und nicht mit ihnen zusammen einen Parcours durchlaufe­n oder eine Waffel essen konnten“, sagt Maike Sachser.

Und trotzdem: Selbst wenn der ehrenamtli­che Einsatz zum Kraftakt wurde, machte Maike Sachser weiter. „Ganz oder gar nicht“, sagt sie, „Aufgeben war für mich noch nie eine Option.“Immer habe sich irgendwo ein Lösungsweg aufgetan. Manche Dinge bräuchten eben länger, andere seien schneller erledigt.

In diesem Jahr hat ihre Älteste Abitur gemacht und ihr Jüngster hat die KGS Richtung weiterführ­ender Schule verlassen. „Ich habe mir vorgenomme­n, mich an der neuen Schule erstmal zurückzuha­lten“, sagt Maike Sachser und lacht. Fest stehe: Ihr werde die KGS fehlen und jener Augenblick, wenn ein Kind auf dem Schulhof ihr zuwinke und fröhlich rufe: „Hallo Frau Sachser“.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Maike Sachser hört nach 13 Jahren in der Schulpfleg­schaft der Katholisch­en Grundschul­e auf, weil ihr Jüngster nun die Grundschul­e verlässt.

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