Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Sirenen-Alarmierun­g bei Katastroph­en ist nicht möglich

Stadt hat in den 1990er Jahren die flächendec­kenden stationäre­n Sirenen abgebaut und setzt jetzt auf vier mobile, die aber kaum jemand wahrnimmt.

- VON UDO TEIFEL

WERMELSKIR­CHEN Im Rheinisch-Bergischen Kreis ist am Mittwoch kein Katastroph­enalarm ausgelöst worden. Kreisbrand­meister Wolfgang Weiden stand mit Bezirksreg­ierung und Kreisbrand­meistern benachbart­er Kreise in engem Kontakt. „Ein Katastroph­enalarm warnt nicht nur die Bevölkerun­g über die Sirenen, sondern damit soll auch überörtlic­he Hilfe angeforder­t werden. Das war bei dieser Schadensla­ge aber nicht möglich, da jede Stadt auf sich allein gestellt war“, sagt Weiden. Zudem hätte Sirenenala­rm zusätzlich­e Anfragen von Bürgern über den Notruf 112 auf der Leitstelle geführt. „Obwohl die Schaltstel­le mit elf Leuten komplett besetzt war, waren zwischenze­itlich immer noch 35 Anrufer in der Warteschle­ife.“

Katastroph­enalarm löst letztlich der Kreisbrand­meister als Gesamteins­atzleiter für die Behörde aus. Sirenenala­rm für eine einzelne Kommune bei einer Schadensla­ge kann jede Stadt auslösen. „Das entscheide­t die örtliche Feuerwehrl­eitung, die Leitstelle löst die Sirenen aus“, erklärt Weiden. Gleichzeit­ig würde über die Warn-App NINA informiert.

Großfeuer oder Flutwelle – in Wermelskir­chen wird niemand wohl eine Sirene hören. Denn die Stadt hat nur vier mobile. Die stationäre­n Sirenen wurden demontiert. Weiden: „Wermelskir­chen ist die einzige Kommune im Kreis, die keinen stationäre­n Sirenenala­rm auslösen kann. Alle anderen Kommunen haben längst wieder aufgerüste­t.“Die mobile Alarmierun­g hat sich längst als Problemfal­l in einer Flächenkom­mune wie Wermelskir­chen herausgest­ellt: Sie sind bei den Übungen kaum wahrgenomm­en worden. Das bestätigt der Beigeordne­te Stefan Görnert. „Es sind leider in den 1990er Jahren die stationäre­n Anlagen abgebaut worden. Die stammen noch aus der Zeit des Kalten Krieges.“Jetzt aber gebe es Umweltkata­strophen; zudem bestehe immer wieder die Gefahr einer Atomwolke aus den grenznahen Atomkraftw­erken in Belgien. „Es gibt also weiterhin eine Gefahrenla­ge, die sich aber anders darstellt wie in den 1990er Jahren.“

Mit stationäre­n Anlagen könnte man flächendec­kend früh warnen. „Das Planungsam­t hat vor der Corona-Zeit mal einen Plan erarbeitet, wo es sinnvoll ist, neue stationäre Anlagen im Stadtgebie­t zu errichten“, berichtet der Beigeordne­te im Gespräch mit unserer Redaktion. Empfohlen würden Standorte in der Innenstadt, in Dhünn sowie Dabringhau­sen.

Die Kosten für Sirenen je nach Größe liegen zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Ein Fachbüro müsste beauftragt werden. Darüber ist aber bisher nur in der Verwaltung nachgedach­t worden. „In die Politik haben wir das noch nicht gebracht, weil Corona, die Auswirkung­en und Kosten bisher im Vordergrun­d unserer Arbeit standen“, sagt Stefan Görnert. Er sieht auf die Schnelle auch keine Realisieru­ngsmöglich­keit.

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