Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Alte Fabrik in neuem Glanz

Die Feilenfabr­ik Ehlis wird aufwendig saniert. Eröffnung ist fürs Frühjahr 2022 geplant.

- VON ANNA MAZZALUPI

ESCHBACHTA­L Schon oft gab es einen geplanten Fertigstel­lungstermi­n. Und immer wieder musste er verschoben werden. Doch nun ist sich Thomas Abbas sicher: Im Frühjahr 2022 können in der ehemaligen und denkmalges­chützten Feilenfabr­ik Ehlis die ersten Events durchgefüh­rt werden.

Gemeinsam mit Volker Haag und Walter Pricken kaufte Abbas im Jahr 2016 das etwa 30.000 Quadratmet­er große Industrieg­elände im Eschbachta­l. Seitdem wird an den historisch­en Gemäuern gewerkelt, um den Ort für das Konzept aus Industried­enkmal, Veranstalt­ungsraum sowie Ateliers beziehungs­weise Werkstätte­n vorzuberei­ten. Die Männer gründeten zudem den Fördervere­in zur Erhaltung der Feilenfabr­ik in Schlepenpo­hl. Neben der Zusammenar­beit mit Fachbetrie­ben der Region erledigen die Mitglieder vieles in Eigenregie – mit Liebe zum Detail und unter Berücksich­tigung der Historie. Über die Hälfte der To-Do-Sanierungs­liste, sagt der erste Vorsitzend­e Abbas, sei inzwischen erledigt.

Ein wichtiger Baustein bei der Sanierung ist seit kurzem abgeschlos­sen: der Kamin. „Das ist unser Wahrzeiche­n, sozusagen unsere Visitenkar­te“, hebt Abbas hervor. Etwa 40.000 Euro wurden dafür investiert. Die Stiftung der Stadtspark­asse Remscheid hat die Maßnahme mit 5000 Euro unterstütz­t. „Das ist etwas ganz Besonderes für die Region, ein kulturelle­s Erbe. Das unterstütz­en wir gerne“, sagt Peter Hardebeck vom Sparkassen­vorstand.

Bei etwa zwei Dritteln des Schornstei­ns mussten die Ziegelstei­ne vorsichtig abgetragen werden, damit sie wiederverw­endet werden konnten. „Solche Steine werden heute so nicht mehr gefertigt“, sagt Abbas. Sie wurden anschließe­nd gesäubert und verbaut. Die mehr als 120-jährige Nutzung hatte ihnen stark zugesetzt und nachhaltig­e Schäden verursacht. Der Schwefel aus der Kohle reagiert etwa mit dem Regen im Schornstei­n zu Schwefelsä­ure, die dann wieder als Ablagerung den Steinen zusetzt. Davon ist nun aber nichts mehr zu sehen. Der Kamin erstrahlt im neuen Glanz.

Und er ist fünf Meter höher als zuvor. Im 20. Jahrhunder­t wurden nämlich unter dem früheren Firmenbesi­tzer Ernst Ehlis fünf Meter abgetragen, die nun wieder da sind. Dafür waren neue Steine notwendig. Diese erhielten in Anlehnung an die Originale einen historisch­en Schliff durch die Mitglieder.

Das neue Dach – die größte Baustelle – wurde während der Kaminsanie­rung akribisch geschützt. „Ein Mitglied hat sogar einen alten Persertepp­ich zum Schutz mitgebrach­t“, erzählt Abbas und lacht. Bis zum Herbst soll das Dach vollständi­g fertig sein, sagt er. Aktuell finden noch Dacharbeit­en im vorderen Anbau statt, in dem der Veranstalt­ungsraum mit Küche sein wird.

„Hier muss dann noch etwas gegen den Hall gemacht werden“, ergänzt der Vorsitzend­e des Fördervere­ins. Der Erhalt der Geschichte ist dem Eigentümer dabei sehr wichtig. So soll etwa ein altes Ornament an der ursprüngli­chen Außenmauer wiederherg­estellt werden.

Bis es im Frühjahr 2022 dann hoffentlic­h endlich losgehen kann, müssen zudem noch die Toilettena­nlagen sowie die komplette Elektrik erneuert werden. Das soll alles dem neusten Stand der Technik entspreche­n, versichert Abbas. Auch eine neue Fluchttür muss für den Veranstalt­ungsbereic­h integriert werden. Für den Eingangsbe­reich ist eine Glas-Stahl-Konstrukti­on vorgesehen.

Damit es mit dem neuen Ziel, Frühjahr 2022, auch klappt, gehe man nun auch bei der Finanzieru­ngsstrateg­ie andere Wege, teilt Abbas mit. Wurde in den vergangene­n Jahren zum größten Teil die finanziell­e Belastung aus eigenen Mitteln sowie aus Fördermitt­eln gestemmt, soll nun auch ein Partner bei der Gesamtinve­stition für die Revitalisi­erung der Feilenfabr­ik im „ganz großen sechsstell­igen Bereich“helfen.

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FOTOS (2): MOLL Die mehr als 120-jährige Nutzung hatte dem Schornstei­n stark zugesetzt und nachhaltig­e Schäden verursacht. Davon ist nichts mehr zu sehen.
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In den vergangene­n Monaten wurde der Kamin saniert. Werner Wand (l.) zeigt einen neuen Ziegel, Thomas Abbas einen alten.

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