Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Keine Ruhe im Kreishaus

Der Landrat ist zurück und hat von der Bezirksreg­ierung die Rückendeck­ung, die Verwaltung weiter zu führen. Mit seinem Kreisdirek­tor verkehrt er nur per Anwalt.

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RHEIN-BERG (tei.-) Eigentlich hatte Landrat Stephan Santelmann Anfang Juli angekündig­t, nach seiner Corona-Erkrankung „behutsam wiederzuko­mmen und alles in Ruhe anzugehen“. Denn im Kreishaus war es zu offenen Verwerfung­en zwischen Kreisverwa­ltung und Landrat gekommen, berichtete die Bergische Landeszeit­ung damals. Danach sollte es zu einer neuen klaren Aufgabenve­rteilng kommen. Der Landrat sollte sich nach seiner Rückkehr ins Kreishaus hauptsächl­ich um repräsenta­tive Aufgaben kümmern, während Kreisdirek­tor Dr. Erik Werdel die interne Verwaltung­sführung übernehmen sollte.

Diese neue Aufgabenve­rteilung rief aber der Landrat zurück, berichtete wenig später die Bergische Landeszeit­ung. Santelmann forderte dann von der Bezirksreg­ierung Köln zu dieser Neuorganis­ation der Kreisverwa­ltung eine Stellungna­hme an. Die Antwort stärkt die Position des Landrates in allen Punkten – und sorgt dafür, dass die „Chaos-Tage im Kreishaus 2.0“(SPD) fortgesetz­t werden.

Aus Köln heißt es, dass „die beschriebe­ne Zuständigk­eitsveränd­erung einer Wiedereinf­ührung der kommunalen Doppelspit­ze nahe käme, die der Landtag als Gesetzgebe­r in den 1990er Jahren abgeschaff­t habe“, zitiert die Bergische Landeszeit­ung den Presserefe­renten von Regierungs­präsidenti­n Gisela Walsken (SPD). Damit wird es wohl keinen Neuanfang im Kreishaus geben. Die Bergische Landeszeit­ung zitiert Santelmann mit den Worte: „Ich freue mich, dass die Bezirksreg­ierung meine Position bekräftigt und die starke Position des Landrates unterstric­hen hat.“Es werde nun gemeinsam an der Weiterentw­icklung gearbeitet.

Für die SPD-Kreistagsf­raktion sind die Chaos-Tage in der Kreisverwa­ltung in die nächste Eskalation­sstufe eingetrete­n: Der Landrat und sein Stellvertr­eter, beide CDU, tauschen sich inzwischen über anwaltlich­e Schriftsät­ze aus. „Eine Kreisverwa­ltung, die für den Bürger da ist, kann so nicht geführt werden“, heißt es in einer Presseerkl­ärung der SPD-Kreistagsf­raktion. Nach der Stellungsn­ahme der Bezirksreg­ierung stehe aber im Raum, dass für den Personalra­t eine künftige Zusammenar­beit kaum noch vorstellba­r sei, sollte sich in der Art der Führung nichts ändern, so die SPD. Darüber hinaus seien die Entscheidu­ngen des Landrates mit Blick auf den Krisenstab und die Pandemie der Lage nicht gerecht geworden. In dieser Situation sei jetzt die Mehrheitsf­raktion CDU gefragt, eine Lösung zu finden. Sie habe den im Kreis unbekannte­n Landratska­ndidaten Santelmann aufgestell­t. „Die Forderung der UWG, kurzfristi­g eine Sondersitz­ung des Ältestenra­tes einzuberuf­en, ist richtig.“

Die FDP im Kreis kritisiert das Eingreifen von Landrat Santelmann in die Neuorganis­ation des Kreistages scharf. „Verlorenes Vertrauen gewinnt man so nicht zurück“, sagt der Fraktionsv­orsitzende Dr. Alexander Engel. „Die Wiedereing­liederung des Landrates kann und wird so nicht gelingen. Anstatt sich in den Prozess einzubinde­n, hat der Landrat durch die neuerliche Aktion das Fass zum Überlauf gebracht.“

Am Montag sollte auf Initiative der UWG eine Videokonfe­renz zwischen den Fraktionen stattfinde­n.

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FOTO: RIEGER Steht in der Kritik: Stephan Santelmann, Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises.

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