Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Saiten-Virtuosen begeistern das Publikum im Konzertgarten
WERMELSKIRCHEN (sng) Kennern ist er bis heute eine Ikone des Jazz-Gitarren-Spiels. Darüber hinaus auch als Komponist, denn Jean, genannt „Django“, Reinhardt gilt als Schöpfer einer Musik, die drei Stile verbindet: Aus dem zu seinen Lebzeiten (1910-1953) schon gängigen New-Orleans-Jazz der 1920er-Jahre, den französischen Walzern und der traditionellen Spielweise der Sinti schuf er einen neuen Musikstil, der als Gypsy-Swing in die Annalen Einzug gehalten hat. Ihn kennzeichnen jazzige Rhythmik genauso wie Akkordeffekte und Stimmungen, die aus der modernen Klassik von Komponisten wie Debussy oder Ravel bekannt sind. Eine Hommage an Django Reinhardts Stil zelebrierte die Berliner Band „Monsieur Pompadour“im Haus Eifgen-Konzertgarten, wo knapp 40 Kenner dem Quartett lauschten.
Von einer nicht allzu langen Nacht bzw. kurzem Schlaf berichtete „Monsieur Pompadour“-Sänger und Gitarrist Ernesto Pompadour, denn tags vor dem Auftritt in Wermelskirchen gastierte das Quartett in Marburg: „Wir haben in einem alten Gemäuer übernachtet. Und an der Lahn bis morgens um 5 Uhr mit netten Leuten Straßenmusik gemacht.“Daraus bilanzierte der Frontmann nicht etwa die naheliegende Übermüdung: „Hier in Wermelskirchen sind wir jetzt also noch völlig im Flow – es rollt.“Dass es „rollte“, zeigte sich beim Kontrabass-Spiel
zum Reinhardt-Klassiker „Minor Swing“in bester „Walking Bass“(„gehender Bass“)-Manier im Vier-Viertel-Takt, das los marschierte, als wollte es eine ausgiebige Wanderung durch das Eifgental unternehmen. Alfred Karnowka, als ehemaliger Leiter der Musikschule Kenner und aktiver Helfer bei der Kulturinitiative als Gastgeber im Haus Eifgen, zeigte sich begeistert angesichts der vier Virtuosen (zwei Gitarren, Violine und Kontrabass) auf der Bühne, bei denen die Töne und Akkorde filigran, pointiert und besonders bei den Soli in irrwitziger Geschwindigkeit gespielt wurden. „Man darf nicht vergessen, dass Django Reinhardt ein Handicap an der linken Hand hatte und trotz dieser Einschränkung diese Sachen gespielt hat“, sagte er
Die Band transformierte auch andere Stücke in Reinhardts Stil. „Wir verehren Reinhardt und zeigen ihn in all seinen Facetten – wir machen dabei nicht vor Pop-Musik und eigenen Vorlieben halt“, meinte Violinist Ferenc Krisztián Hegedütok. So überraschte „Monsieur Pompadour“mit einer französischsprachigen Version von „Bang Bang“, das durch die Version von Cher oder auch Nancy Sinatras Interpretation für die Filmmusik zu Quentin Tarantinos „Kill Bill“weltweit Bekanntheit erlangte. Mit „Standing Ovations“und lautstarken Rufen forderte das Publikum mit Nachdruck nach Zugaben.