Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend
So viele Sachspenden wurden zum Bürgertreff der Wupperorte gebracht, dass die Organisatorinnen des Quartiermanagements einen Annahmestopp verhängen mussten. Freiwillige halfen auch beim Aufräumen.
RADEVORMWALD Wenn sich in Krisenzeiten der Charakter zeigt, wie man sagt, dann haben viele Menschen in Radevormwald ein goldenes Herz. Der Aufruf des Quartiermanagements in den Wupperorten, Opfern der Flut mit Sachspenden zu helfen, stieß auf so große Resonanz, dass bereits am Samstag die Organisatorinnen abwinken mussten. Es herrsche Aufnahmestopp, teilte Quartiermanagerin Marie Steinhauer mit. Tatsächlich sind die Räume des Bürgertreffs am Siedlungsweg bereits voll mit den verschiedensten Dingen, die Betroffene gut gebrauchen können, zum Beispiel Kleidung, Geschirr, haltbare Lebensmittel. Die Pinnwand im Eingangsbereich, auf der Bürger Hilfe anbieten konnten, wurde ebenfalls bereits reichlich genutzt.
Auch beim Aufräumen in den Wupperorten haben Bürger auf eigene Initiative angepackt. Bürgermeister Johannes Mans berichtet: „Mitglieder der HSG Radevormwald/Herbeck und von TuSpo Dahlhausen sind mit Schippe und Besen unterwegs gewesen und haben geholfen, wo sie gebraucht wurden. So etwas ist wirklich beispielhaft!“Andreas Kleinschmidt, Inhaber des Rewe-Marktes an der Poststraße, blieb auch nicht untätig und sorgte spontan dafür, dass die Helfer mit Getränken und Gegrilltem versorgt wurden.
Inzwischen kann das Ausmaß der Schäden auf Radevormwalder Stadtgebiet überschaut werden. „Unsere Stadt hat Riesenglück gehabt“, lautet das Fazit des Bürgermeisters. Die Zahl der Betroffenen, deren Haushalt überflutet wurde, sei im Vergleich zu anderen Orten – etwa Wuppertal-Beyenburg – nicht
sehr hoch. Aus diesem Grund überlegt die Verwaltung derzeit, die vielen Sachspenden, die nun vorliegen, auch Betroffenen in Hückeswagen und Wipperfürth zugute kommen zu lassen, denn dort waren die Überflutungen teilweise heftig. „Wir haben bereits Kontakt zu den Nachbarstädten aufgenommen“, erklärt Mans, der noch einmal einen großen Dank an die Einsatzkräfte ausspricht, die in der Nacht auf Donnerstag bis in die Morgenstunden in Aktion gewesen waren. „Die Zusammenarbeit von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk klappt ausgezeichnet“,
lobt das Stadtoberhaupt. Und auch für die Mitarbeiter in der eigenen Verwaltung hat er ein großes Lob: „Wir haben teilweise Leute nachts um 23 Uhr aus den Betten geholt.“Doch alle hätten mit viel Engagement dafür gesorgt, dass die Menschen im Tal gewarnt und die evakuierten Personen in der Grundschule Wupper auf der Brede versorgt wurden.
Von Donnerstag, 21 Uhr, bis 4 Uhr am Freitagmorgen hatte die Stadt ihren Krisenstab aufrecht erhalten, die Feuerwehr war laut Wehrführer Dietmar Hasenburg noch bis 8 Uhr morgens im Einsatz, im Verlauf des Freitags wurden dann von den Löscheinheiten weitere Abpump-Arbeiten durchgeführt. Seither hat sich die Lage entspannt. Die Wupper hat zwar immer noch einen höheren Pegel als sonst, Uferbereiche, die noch am Freitag unter Wasser standen, sind nun aber wieder freigelegt.
Komplette Entwarnung gibt es aber noch nicht: An der Wupper-Talsperre sind vorerst keine Freizeitaktivitäten möglich, daher ist auch das Gelände der „Kräwi“vorerst geschlossen. Der Grund: Es sind wegen der Überflutungen Substanzen in die Wupper gelangt, die noch nicht identifiziert werden konnten. Daher hatten die Behörden am Samstag einen Umweltalarm für die Talsperre verkündet.
Eine unmittelbare Gefährdung für die Bewohner der Bergstadt besteht nicht: Die Trinkwasserversorgung für Radevormwald hängt nicht an der Wupper-Talsperre. Diese ist eine Brauchwasser-Talsperre, die hauptsächlich zur Regulierung der Wupper dient. Das Trinkwasser für Radevormwald kommt aus der Großen Dhünn-Talsperre in der Nachbarstadt Wermelskirchen.