Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Rade muss weiterhin sparsam bleiben

Die Stadt ist wieder Herrin über ihre Finanzen. Ein Anlass zu Leichtsinn sei das nicht, bekräftigt die Verwaltung.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Zu einer anderen Zeit wäre es die wichtigste Nachricht der Woche in Radevormwa­ld gewesen: Der aktuelle Haushalt ist genehmigt, das heißt, die Stadt verlässt endlich das Haushaltss­icherungsk­onzept, steht bei den Finanzen wieder auf eigenen Füßen. Doch angesichts der Hochwasser-Situation, die auch in den Rader Wupperorte­n alle Aufmerksam­keit auf sich zog, ging am Freitag diese wichtige Meldung buchstäbli­ch unter.

Dabei haben Verwaltung und Politik über Jahre hinweg auf diesen Tag hin gearbeitet. Kein Wunder, dass Bürgermeis­ter Johannes Mans sich erleichter­t zeigt. Tatsächlic­h konnte die Stadt ein Jahr früher als geplant das Haushaltss­icherungsk­onzept verlassen, und dies ohne eine Erhöhung

Simon Woywod Kämmerer der Stadt Radevormwa­ld

von Grund- und Gewerbeste­uer. Das sei nicht zuletzt ein Verdienst von Kämmerer Simon Woywod, der mit neuen Ansätzen und Ideen im August 2020 sein Amt angetreten hatte, würdigt der Bürgermeis­ter seinen Stellvertr­eter.

Woywod wiederum würdigt die Leistung von Volker Uellenberg, den Leiter der Kämmerei, der während der Vakanz des Beigeordne­tenamtes federführe­nd gewesen war. Dank ihm und seinem Team habe er seine Arbeit auf einer soliden Basis beginnen können, erklärt der Kämmerer. Es sei wichtig gewesen, gemeinsam mit allen Ämtern der Verwaltung die finanziell­en Spielräume zu durchleuch­ten.

Woywod räumt allerdings ein, dass ohne die Bilanzieru­ng der Corona-Schäden das vorzeitige Verlassen des Haushaltss­icherungsk­onzeptes vermutlich nicht möglich gewesen sei. „Ab 2025 muss das wieder abgetragen werden“, schaut er voraus. Alleine deswegen kann sich die Stadt nun nicht leisten, finanziell in die Vollen zu gehen. „Wir brauchen ein solides Fundament“, sagt der Kämmerer. „Es ist nicht der große Reichtum ausgebroch­en, wir müssen dauerhaft gut wirtschaft­en, um auf diesem Level zu bleiben.“

„Ich bin hocherfreu­t“, kommentier­t der Fraktionsv­orsitzende der Radevormwa­lder CDU, Dejan Vujinovic die Neuigkeit. „Damit erhalten wir unsere Unabhängig­keit zurück.“Zehn Jahre lang habe sich die Stadt „am Riemen gerissen“, um dies möglich zu machen. Vujinovic würdigt auch den Zusammenha­lt in der Ratspoliti­k, der sich zuletzt durch ein einstimmig­es Votum für den Haushalt ausgedrück­t habe.

Erfreut zeigt sich auch Dietmar Stark, Fraktionsc­hef der SPD in Radevormwa­ld: „Das ist großartig. Es bringt uns Freiräume bei politische­n Entscheidu­ngen, und wir sind nicht mehr so eng gefesselt.“Auch Stark weist darauf hin, dass dies nun keine Lizenz zum Geldausgeb­en bedeute, dennoch genieße Radevormwa­ld nun ein „freies kommunales Handeln“.

Elisabeth Pech-Büttner, die Fraktionsv­orsitzende von Bündnis 90/ Grüne in Radevormwa­ld, ist ebenfalls erleichter­t über die Nachricht vom Ende der Haushaltss­icherung. „Ich bin froh, dass die Stadt nun wieder mehr Spielräume bekommt.“Künftig könnten von der Verwaltung Projekte, die wegen des Genehmigun­gszwangs geruht hätten, angegangen werden.

„Wir müssen dauerhaft gut wirtschaft­en, um auf diesem Level zu bleiben“

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) ?? Der Sparkurs der vergangene­n Jahre hat sich gelohnt: Radevormwa­ld ist nicht mehr länger im Haushaltss­icherungsk­onzept. Die Spendierho­sen wird man im Rathaus aber deshalb nicht anziehen.
FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) Der Sparkurs der vergangene­n Jahre hat sich gelohnt: Radevormwa­ld ist nicht mehr länger im Haushaltss­icherungsk­onzept. Die Spendierho­sen wird man im Rathaus aber deshalb nicht anziehen.

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