Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Rade muss weiterhin sparsam bleiben
Die Stadt ist wieder Herrin über ihre Finanzen. Ein Anlass zu Leichtsinn sei das nicht, bekräftigt die Verwaltung.
RADEVORMWALD Zu einer anderen Zeit wäre es die wichtigste Nachricht der Woche in Radevormwald gewesen: Der aktuelle Haushalt ist genehmigt, das heißt, die Stadt verlässt endlich das Haushaltssicherungskonzept, steht bei den Finanzen wieder auf eigenen Füßen. Doch angesichts der Hochwasser-Situation, die auch in den Rader Wupperorten alle Aufmerksamkeit auf sich zog, ging am Freitag diese wichtige Meldung buchstäblich unter.
Dabei haben Verwaltung und Politik über Jahre hinweg auf diesen Tag hin gearbeitet. Kein Wunder, dass Bürgermeister Johannes Mans sich erleichtert zeigt. Tatsächlich konnte die Stadt ein Jahr früher als geplant das Haushaltssicherungskonzept verlassen, und dies ohne eine Erhöhung
Simon Woywod Kämmerer der Stadt Radevormwald
von Grund- und Gewerbesteuer. Das sei nicht zuletzt ein Verdienst von Kämmerer Simon Woywod, der mit neuen Ansätzen und Ideen im August 2020 sein Amt angetreten hatte, würdigt der Bürgermeister seinen Stellvertreter.
Woywod wiederum würdigt die Leistung von Volker Uellenberg, den Leiter der Kämmerei, der während der Vakanz des Beigeordnetenamtes federführend gewesen war. Dank ihm und seinem Team habe er seine Arbeit auf einer soliden Basis beginnen können, erklärt der Kämmerer. Es sei wichtig gewesen, gemeinsam mit allen Ämtern der Verwaltung die finanziellen Spielräume zu durchleuchten.
Woywod räumt allerdings ein, dass ohne die Bilanzierung der Corona-Schäden das vorzeitige Verlassen des Haushaltssicherungskonzeptes vermutlich nicht möglich gewesen sei. „Ab 2025 muss das wieder abgetragen werden“, schaut er voraus. Alleine deswegen kann sich die Stadt nun nicht leisten, finanziell in die Vollen zu gehen. „Wir brauchen ein solides Fundament“, sagt der Kämmerer. „Es ist nicht der große Reichtum ausgebrochen, wir müssen dauerhaft gut wirtschaften, um auf diesem Level zu bleiben.“
„Ich bin hocherfreut“, kommentiert der Fraktionsvorsitzende der Radevormwalder CDU, Dejan Vujinovic die Neuigkeit. „Damit erhalten wir unsere Unabhängigkeit zurück.“Zehn Jahre lang habe sich die Stadt „am Riemen gerissen“, um dies möglich zu machen. Vujinovic würdigt auch den Zusammenhalt in der Ratspolitik, der sich zuletzt durch ein einstimmiges Votum für den Haushalt ausgedrückt habe.
Erfreut zeigt sich auch Dietmar Stark, Fraktionschef der SPD in Radevormwald: „Das ist großartig. Es bringt uns Freiräume bei politischen Entscheidungen, und wir sind nicht mehr so eng gefesselt.“Auch Stark weist darauf hin, dass dies nun keine Lizenz zum Geldausgeben bedeute, dennoch genieße Radevormwald nun ein „freies kommunales Handeln“.
Elisabeth Pech-Büttner, die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/ Grüne in Radevormwald, ist ebenfalls erleichtert über die Nachricht vom Ende der Haushaltssicherung. „Ich bin froh, dass die Stadt nun wieder mehr Spielräume bekommt.“Künftig könnten von der Verwaltung Projekte, die wegen des Genehmigungszwangs geruht hätten, angegangen werden.
„Wir müssen dauerhaft gut wirtschaften, um auf diesem Level zu bleiben“