Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Noch viel Arbeit an Wupper-Vorsperre
Vor allem der Ölfilm auf der Wasseroberfläche bereitet den Verantwortlichen noch Kopfzerbrechen.
Vor allem der Ölfilm auf der Wasseroberfläche der Wupper-Vorsperre bereitet den Verantwortlichen noch einiges an Kopfzerbrechen.
HÜCKESWAGEN Ölschlieren in Regenbogenfarben, wie Ende voriger Woche, sind zwar kaum noch auf der Wasseroberfläche der Vorsperre zu sehen. Aber der bläulich-gräuliche Film und vor allem der permanente Ölgeruch sind Beweise dafür, dass weiterhin ölhaltige Substanzen in der Wupper schwimmen. Nach Gesprächen mit Landrat und Wupperverband kommt Bürgermeister Dietmar Persian im Gespräch mit unserer Redaktion zu dem Schluss: „Wir haben hier Gott sei Dank keine große Umweltkatastrophe.“
Die Verantwortlichen tauschen sich über den Zustand der Vorsperre aus Vertreter von Stadt, Feuerwehr, Wupperverband, Bezirksregierung und des Technischen Hilfswerks NRW hatten sich am Samstagmittag auf dem Damm getroffen, der die Vorsperre von der Wupper-Talsperre trennt, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Nachdem dort eine große Ansammlung des öligen Schlamms gesichtet worden war, wurde Umweltalarm ausgelöst (die BM berichtete). Eine Spezialeinheit der Berufsfeuerwehr Köln wurde vom Kreis angefordert, die an verschiedenen Stellen der Vorsperre und der Wupper – auch an deren Lauf vor Hückeswagen – Wasserprobe entnahm. „Sie analysiert nun, welche Stoffe sich im Wasser befinden“, erläutert Persian. Dazu war ein mobiles Labor auf der für den Verkehr gesperrten Alten Ladestraße abgestellt worden. Auch wurden Proben des Schlamms, Luftproben sowie Proben des Ölfilms in den Wupperauen entnommen. „Die Ergebnisse liegen noch nicht vor“, berichtet Persian am Montagmittag.
Eine erste Entwarnung Aus den Gesprächen mit den Experten hat der Bürgermeister herausgehört, dass im Wupperwasser bestimmte Stoffe festgestellt worden sind, weswegen auch die Wassernutzung in der Wupper-Talsperre untersagt worden ist. Aber er macht auch deutlich: „Es ist offenbar kein so großes Drama.“Jetzt müsse geschaut werden, welche konkreten Maßnahmen erforderlich seien. Auch die Natur werde sich selber helfen, sagt Persian. „Vertreter des THW NRW haben gesagt, dass manche Maßnahmen auch übers Ziel hinausgehen und viel kaputt machen können.“
Der Landrat macht sich ein Bild der Lage Zusammen mit Landrat Jochen Hagt und dem Vorstand des Wupperverbands, Georg Wulf, sah sich Persian am Sonntagmittag die Situation an der Vorsperre erneut an. In der Folge wurde eine Ölsperre direkt unterhalb des Wehrs aufgebaut – die Fließgeschwindigkeit der Wupper hatte derart nachgelassen, dass die Sperre nun problemlos befestigt werden konnte, ohne von den Wassermassen mitgerissen zu werden. Am Abend rückten die Feuerwehr und das THW an, um das Treibgut aus der Vorsperre zu fischen (s. unten stehenden Bericht).
Der Ursprung der ölhaltigen Substanzen ist weiterhin unklar Woher der Ölfilm stammt, dazu gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Fest steht, dass bei vielen größeren und kleineren Unternehmen entlang der Wupper aufgrund der massiven Überschwemmung am Mittwoch und in der Nacht zu Donnerstag voriger Woche Betriebsmittel mitgerissen wurden. „Die Firmen müssen selber erst einmal untersuchen, was genau passiert ist“, sagt Persian. Susanne Fischer, Sprecherin des Wupperverbandes, versichert: „Genau eingrenzen kann man das Ganze noch nicht.“Die Substanzen seien letztlich in der Vorsperre angekommen, jetzt würden sie an der Ölsperre aufgefangen. Darunter sind auch Öle, Betriebsmittel und der Reifenabrieb von Fahrzeugen, die sich auf den Straßen angesammelt haben, die ebenfalls überflutet wurden.
Was jetzt unbedingt zu beachten ist Weil er ebenfalls verunreinigt wurde, ist der Weg über den Damm erst einmal gesperrt; der Rundweg um die Vorsperre ist somit bis auf Weiteres nicht möglich. Auch appelliert Susanne Fischer vor allem an die Hundebesitzer, ihre Tiere weder ins Wasser noch aus der Wupper trinken zu lassen. „Wir können momentan noch nicht sagen, wie lange wir hier tätig sein müssen“, betont sie.
Unterwegs bei den Betroffenen Bürgermeister Dietmar Persian und Wirtschaftsförderin Andrea Poranzke schauten am Sonntag bei vielen Privatleuten und in Unternehmen vorbei, deren Wohnungen oder Betriebsstätten vom Hochwasser überflutet worden waren. „Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Hilfen zu koordinieren“, sagt Persian. „Es hat einige Familien hart getroffen.“
Spendenkonto für Hilfen für Betroffene Nach der Hochwasserkatastrophe ist die Hilfsbereitschaft in Hückeswagen weiterhin sehr groß. Täglich erreichen die Stadtverwaltung viele Anrufe von Menschen, die im Angesicht der großen Schäden helfen wollen. Isabel Bever, Kämmerin und Stellvertreterin des Bürgermeisters, weist nochmals darauf hin, dass Sachspenden derzeit nicht benötigt werden. Allerdings hat die Stadt nun ein Spendenkonto eingerichtet, mit dem Geld für Menschen, die direkt vom Hochwasser betroffen sind, gesammelt wird. „Das eingegangene Geld wird ohne Kürzungen und unbürokratisch für Hilfe bei den vom Hochwasser Betroffenen verwendet“, verspricht Isabel Bever. Die Spenden können direkt überwiesen werden auf das Sonderkonto der Stadt Hückeswagen bei der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen, IBAN DE11 3405 1350 0000 2750 16.
Die Bilanz des Bürgermeisters „Ich bin sehr zufrieden, wie die Hilfsorganisationen untereinander gearbeitet haben und dass die überörtliche Unterstützung sehr schnell eingetroffen ist.“Alles sei sehr gut verlaufen, auch wenn es vielleicht Verbesserungspotenzial gebe, an dem noch gearbeitet werden könne. „Jedenfalls haben wir großes Glück gehabt, dass es nicht so schlimm ist, wie an Ahr und Erft.“