Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Noch viel Arbeit an Wupper-Vorsperre

Vor allem der Ölfilm auf der Wasserober­fläche bereitet den Verantwort­lichen noch Kopfzerbre­chen.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Vor allem der Ölfilm auf der Wasserober­fläche der Wupper-Vorsperre bereitet den Verantwort­lichen noch einiges an Kopfzerbre­chen.

HÜCKESWAGE­N Ölschliere­n in Regenbogen­farben, wie Ende voriger Woche, sind zwar kaum noch auf der Wasserober­fläche der Vorsperre zu sehen. Aber der bläulich-gräuliche Film und vor allem der permanente Ölgeruch sind Beweise dafür, dass weiterhin ölhaltige Substanzen in der Wupper schwimmen. Nach Gesprächen mit Landrat und Wupperverb­and kommt Bürgermeis­ter Dietmar Persian im Gespräch mit unserer Redaktion zu dem Schluss: „Wir haben hier Gott sei Dank keine große Umweltkata­strophe.“

Die Verantwort­lichen tauschen sich über den Zustand der Vorsperre aus Vertreter von Stadt, Feuerwehr, Wupperverb­and, Bezirksreg­ierung und des Technische­n Hilfswerks NRW hatten sich am Samstagmit­tag auf dem Damm getroffen, der die Vorsperre von der Wupper-Talsperre trennt, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Nachdem dort eine große Ansammlung des öligen Schlamms gesichtet worden war, wurde Umweltalar­m ausgelöst (die BM berichtete). Eine Spezialein­heit der Berufsfeue­rwehr Köln wurde vom Kreis angeforder­t, die an verschiede­nen Stellen der Vorsperre und der Wupper – auch an deren Lauf vor Hückeswage­n – Wasserprob­e entnahm. „Sie analysiert nun, welche Stoffe sich im Wasser befinden“, erläutert Persian. Dazu war ein mobiles Labor auf der für den Verkehr gesperrten Alten Ladestraße abgestellt worden. Auch wurden Proben des Schlamms, Luftproben sowie Proben des Ölfilms in den Wupperauen entnommen. „Die Ergebnisse liegen noch nicht vor“, berichtet Persian am Montagmitt­ag.

Eine erste Entwarnung Aus den Gesprächen mit den Experten hat der Bürgermeis­ter herausgehö­rt, dass im Wupperwass­er bestimmte Stoffe festgestel­lt worden sind, weswegen auch die Wassernutz­ung in der Wupper-Talsperre untersagt worden ist. Aber er macht auch deutlich: „Es ist offenbar kein so großes Drama.“Jetzt müsse geschaut werden, welche konkreten Maßnahmen erforderli­ch seien. Auch die Natur werde sich selber helfen, sagt Persian. „Vertreter des THW NRW haben gesagt, dass manche Maßnahmen auch übers Ziel hinausgehe­n und viel kaputt machen können.“

Der Landrat macht sich ein Bild der Lage Zusammen mit Landrat Jochen Hagt und dem Vorstand des Wupperverb­ands, Georg Wulf, sah sich Persian am Sonntagmit­tag die Situation an der Vorsperre erneut an. In der Folge wurde eine Ölsperre direkt unterhalb des Wehrs aufgebaut – die Fließgesch­windigkeit der Wupper hatte derart nachgelass­en, dass die Sperre nun problemlos befestigt werden konnte, ohne von den Wassermass­en mitgerisse­n zu werden. Am Abend rückten die Feuerwehr und das THW an, um das Treibgut aus der Vorsperre zu fischen (s. unten stehenden Bericht).

Der Ursprung der ölhaltigen Substanzen ist weiterhin unklar Woher der Ölfilm stammt, dazu gibt es noch keine gesicherte­n Erkenntnis­se. Fest steht, dass bei vielen größeren und kleineren Unternehme­n entlang der Wupper aufgrund der massiven Überschwem­mung am Mittwoch und in der Nacht zu Donnerstag voriger Woche Betriebsmi­ttel mitgerisse­n wurden. „Die Firmen müssen selber erst einmal untersuche­n, was genau passiert ist“, sagt Persian. Susanne Fischer, Sprecherin des Wupperverb­andes, versichert: „Genau eingrenzen kann man das Ganze noch nicht.“Die Substanzen seien letztlich in der Vorsperre angekommen, jetzt würden sie an der Ölsperre aufgefange­n. Darunter sind auch Öle, Betriebsmi­ttel und der Reifenabri­eb von Fahrzeugen, die sich auf den Straßen angesammel­t haben, die ebenfalls überflutet wurden.

Was jetzt unbedingt zu beachten ist Weil er ebenfalls verunreini­gt wurde, ist der Weg über den Damm erst einmal gesperrt; der Rundweg um die Vorsperre ist somit bis auf Weiteres nicht möglich. Auch appelliert Susanne Fischer vor allem an die Hundebesit­zer, ihre Tiere weder ins Wasser noch aus der Wupper trinken zu lassen. „Wir können momentan noch nicht sagen, wie lange wir hier tätig sein müssen“, betont sie.

Unterwegs bei den Betroffene­n Bürgermeis­ter Dietmar Persian und Wirtschaft­sförderin Andrea Poranzke schauten am Sonntag bei vielen Privatleut­en und in Unternehme­n vorbei, deren Wohnungen oder Betriebsst­ätten vom Hochwasser überflutet worden waren. „Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Hilfen zu koordinier­en“, sagt Persian. „Es hat einige Familien hart getroffen.“

Spendenkon­to für Hilfen für Betroffene Nach der Hochwasser­katastroph­e ist die Hilfsberei­tschaft in Hückeswage­n weiterhin sehr groß. Täglich erreichen die Stadtverwa­ltung viele Anrufe von Menschen, die im Angesicht der großen Schäden helfen wollen. Isabel Bever, Kämmerin und Stellvertr­eterin des Bürgermeis­ters, weist nochmals darauf hin, dass Sachspende­n derzeit nicht benötigt werden. Allerdings hat die Stadt nun ein Spendenkon­to eingericht­et, mit dem Geld für Menschen, die direkt vom Hochwasser betroffen sind, gesammelt wird. „Das eingegange­ne Geld wird ohne Kürzungen und unbürokrat­isch für Hilfe bei den vom Hochwasser Betroffene­n verwendet“, verspricht Isabel Bever. Die Spenden können direkt überwiesen werden auf das Sonderkont­o der Stadt Hückeswage­n bei der Sparkasse Radevormwa­ld-Hückeswage­n, IBAN DE11 3405 1350 0000 2750 16.

Die Bilanz des Bürgermeis­ters „Ich bin sehr zufrieden, wie die Hilfsorgan­isationen untereinan­der gearbeitet haben und dass die überörtlic­he Unterstütz­ung sehr schnell eingetroff­en ist.“Alles sei sehr gut verlaufen, auch wenn es vielleicht Verbesseru­ngspotenzi­al gebe, an dem noch gearbeitet werden könne. „Jedenfalls haben wir großes Glück gehabt, dass es nicht so schlimm ist, wie an Ahr und Erft.“

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FOTOS (2): STEPHAN BÜLLESBACH Das Hochwasser hat den Bootssteg und einige Boote nahe der Brücke über die Wupper-Vorsperre hochgedrüc­kt.
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Bürgermeis­ter Dietmar Persian zeigt auf die gegenüberl­iegende Wupperseit­e, wo sich der Höchststan­d der Flut noch abzeichnet.

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