Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Stadt setzt weiter auf die Warnsirenen
Nach dem Hochwasser ist die Debatte über den Katastrophenschutz entbrannt. Mobilfunknetze erwiesen sich teilweise als fragil. In Radevormwald gab es beim digitalen Alarm keine Probleme. Die Stadt will weiterhin auch Sirenen nutzen.
Nach dem Hochwasser ist die Debatte über den Katastrophenschutz entbrannt. In Rade gab es beim digitalen Alarm keine Probleme.
RADEVORMWALD Nachdem das Ausmaß der Hochwasserschäden in Deutschland klar wird, beginnt nun die Debatte, ob die Menschen in den betroffenen Gebieten vernünftig gewarnt wurden. Dabei spielt auch der technische Aspekt eine Rolle: Weil Mobilfunknetze rasch zusammenbrachen, erhielten viele Bürger keine digitalen Warnmeldungen. Der Leiter des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Armin Schuster, erklärte daher nun im ZDF, rein digitale Warnungen seien nicht ausreichend: „Und deswegen wollen wir auch die gute alte Sirene zurückhaben.“
„Die NINA-Warn-App für das Smartphone lässt sich gezielt für Radevormwald einstellen“
Dietmar Hasenburg Wehrführer
In Radevormwald hat die Stadt an den guten alten Sirenen festgehalten – und darüber ist Jochen Knorz, Leiter des Ordnungsamtes, im Nachhinein froh. „Wir hatten uns bewusst dafür entschieden, die Sirenen nicht abzuschaffen“, sagt er. „Für eine Flächenkommune wie Radevormwald ist das weiterhin ein gutes Konzept“.
15 stationäre Anlagen gibt es in der Stadt, in der Hochwassernacht von Mittwoch auf Donnerstag kamen aber hauptsächlich die beiden mobilen Sirenen zum Einsatz, über die die Verwaltung verfügt. „Diese kann man auch für Sprechdurchsagen nutzen“, erläutert Knorz.
„Die Menschen waren zum großen Teil schon durch die Feuerwehrfahrzeuge im Einsatz aufmerksam geworden“, berichtet Knorz, der in der Hochwassernacht im Krisenstab saß. Fünf Fahrzeuge der Feuerwehr und des Ordnungsamtes seien unterwegs gewesen, um die Menschen zu warnen. Teilweise musste bei den Anwohnern Überzeugungsarbeit geleistet werden. Die Mitarbeiter hörten Sätze wie: „Wir wohnen schon seit Jahrzehnten hier, es ist noch nie etwas passiert.“Die TV-Bilder am nächsten Tag dürften manchen klar gemacht haben, was auf dem Spiel gestanden hatte.
Auch die stationären Sirenen seien in jener Nacht zum Teil angegangen, „aber das hauptsächlich zur flächendeckenden Alarmierung von Einsatzkräften“, wie der Ordnungsamtsleiter berichtet. „Wir werden uns in den nächsten Tagen mit der Feuerwehr zusammensetzen und darüber reden, wo wir beim Thema Katastrophenschutz stehen, was gut gelaufen ist und was noch besser werden könnte“, sagt Knorz. Die Technik der Warnsirenen in Radevormwald soll sukzessive modernisiert werden, die Sirenen können dann per Funk aktiviert werden. „Derzeit sind einige Anlagen noch analog, sie stammen aus den 1960er und 1970er Jahren“, berichtet Knorz. In stärker besiedelten Bereichen sollen die stationären Sirenen dann ebenfalls mit Sprachfunktion ausgerüstet werden. „Das war bereits vor der Hochwasserlage geplant“, sagt der Amtsleiter.
„Wir hatten in der Einsatznacht keine Probleme mit dem Funknetz“, berichtet Wehrführer Dietmar Hasenburg. Es sei mittlerweile Standard, dass Mitglieder der Feuerwehr auf digitalem Weg alarmiert werden, die dann auch eine Rückmeldung geben können, wie einsatzbereit sie gerade sind. „Die Sirenen hören die Radevormwalder in der Regel nur noch bei Probealarmen“, sagt Hasenburg. Es gebe zwar noch Städte, in denen bei Einsätzen regelmäßig Sirenenalarm gegeben werde, das locke aber erfahrungsgemäß Gaffer zu den Einsatzorten.
Die Warnsirenen in der Stadt weiter vorzuhalten, das hält der Feuerwehr-Chef für sinnvoll, wobei diese nicht von vor Ort, sondern von der Kreisleitstelle aus aktiviert werden. Aber Hasenburg rät den Bürgerinnen und Bürgern auch dringend dazu, die NINA-Warn-App auf ihrem Smartphone zu installieren: „Die lässt sich gezielt für Radevormwald einstellen.“Angesichts vieler überflüssiger Apps, die viele Menschen auf ihrem Handy hätten, sei diese Installation wirklich sinnvoll.
Was die Diskussion über Versäumnisse beim Katastrophenschutz angeht, hält sich Dietmar Hasenburg mit Urteilen zurück und verweist auf das Ausmaß der Flut: „Wer kann sich schon an so ein gewaltiges Hochwasser erinnern?“