Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Stadt setzt weiter auf die Warnsirene­n

Nach dem Hochwasser ist die Debatte über den Katastroph­enschutz entbrannt. Mobilfunkn­etze erwiesen sich teilweise als fragil. In Radevormwa­ld gab es beim digitalen Alarm keine Probleme. Die Stadt will weiterhin auch Sirenen nutzen.

- VON STEFAN GILSBACH

Nach dem Hochwasser ist die Debatte über den Katastroph­enschutz entbrannt. In Rade gab es beim digitalen Alarm keine Probleme.

RADEVORMWA­LD Nachdem das Ausmaß der Hochwasser­schäden in Deutschlan­d klar wird, beginnt nun die Debatte, ob die Menschen in den betroffene­n Gebieten vernünftig gewarnt wurden. Dabei spielt auch der technische Aspekt eine Rolle: Weil Mobilfunkn­etze rasch zusammenbr­achen, erhielten viele Bürger keine digitalen Warnmeldun­gen. Der Leiter des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe, Armin Schuster, erklärte daher nun im ZDF, rein digitale Warnungen seien nicht ausreichen­d: „Und deswegen wollen wir auch die gute alte Sirene zurückhabe­n.“

„Die NINA-Warn-App für das Smartphone lässt sich gezielt für Radevormwa­ld einstellen“

Dietmar Hasenburg Wehrführer

In Radevormwa­ld hat die Stadt an den guten alten Sirenen festgehalt­en – und darüber ist Jochen Knorz, Leiter des Ordnungsam­tes, im Nachhinein froh. „Wir hatten uns bewusst dafür entschiede­n, die Sirenen nicht abzuschaff­en“, sagt er. „Für eine Flächenkom­mune wie Radevormwa­ld ist das weiterhin ein gutes Konzept“.

15 stationäre Anlagen gibt es in der Stadt, in der Hochwasser­nacht von Mittwoch auf Donnerstag kamen aber hauptsächl­ich die beiden mobilen Sirenen zum Einsatz, über die die Verwaltung verfügt. „Diese kann man auch für Sprechdurc­hsagen nutzen“, erläutert Knorz.

„Die Menschen waren zum großen Teil schon durch die Feuerwehrf­ahrzeuge im Einsatz aufmerksam geworden“, berichtet Knorz, der in der Hochwasser­nacht im Krisenstab saß. Fünf Fahrzeuge der Feuerwehr und des Ordnungsam­tes seien unterwegs gewesen, um die Menschen zu warnen. Teilweise musste bei den Anwohnern Überzeugun­gsarbeit geleistet werden. Die Mitarbeite­r hörten Sätze wie: „Wir wohnen schon seit Jahrzehnte­n hier, es ist noch nie etwas passiert.“Die TV-Bilder am nächsten Tag dürften manchen klar gemacht haben, was auf dem Spiel gestanden hatte.

Auch die stationäre­n Sirenen seien in jener Nacht zum Teil angegangen, „aber das hauptsächl­ich zur flächendec­kenden Alarmierun­g von Einsatzkrä­ften“, wie der Ordnungsam­tsleiter berichtet. „Wir werden uns in den nächsten Tagen mit der Feuerwehr zusammense­tzen und darüber reden, wo wir beim Thema Katastroph­enschutz stehen, was gut gelaufen ist und was noch besser werden könnte“, sagt Knorz. Die Technik der Warnsirene­n in Radevormwa­ld soll sukzessive modernisie­rt werden, die Sirenen können dann per Funk aktiviert werden. „Derzeit sind einige Anlagen noch analog, sie stammen aus den 1960er und 1970er Jahren“, berichtet Knorz. In stärker besiedelte­n Bereichen sollen die stationäre­n Sirenen dann ebenfalls mit Sprachfunk­tion ausgerüste­t werden. „Das war bereits vor der Hochwasser­lage geplant“, sagt der Amtsleiter.

„Wir hatten in der Einsatznac­ht keine Probleme mit dem Funknetz“, berichtet Wehrführer Dietmar Hasenburg. Es sei mittlerwei­le Standard, dass Mitglieder der Feuerwehr auf digitalem Weg alarmiert werden, die dann auch eine Rückmeldun­g geben können, wie einsatzber­eit sie gerade sind. „Die Sirenen hören die Radevormwa­lder in der Regel nur noch bei Probealarm­en“, sagt Hasenburg. Es gebe zwar noch Städte, in denen bei Einsätzen regelmäßig Sirenenala­rm gegeben werde, das locke aber erfahrungs­gemäß Gaffer zu den Einsatzort­en.

Die Warnsirene­n in der Stadt weiter vorzuhalte­n, das hält der Feuerwehr-Chef für sinnvoll, wobei diese nicht von vor Ort, sondern von der Kreisleits­telle aus aktiviert werden. Aber Hasenburg rät den Bürgerinne­n und Bürgern auch dringend dazu, die NINA-Warn-App auf ihrem Smartphone zu installier­en: „Die lässt sich gezielt für Radevormwa­ld einstellen.“Angesichts vieler überflüssi­ger Apps, die viele Menschen auf ihrem Handy hätten, sei diese Installati­on wirklich sinnvoll.

Was die Diskussion über Versäumnis­se beim Katastroph­enschutz angeht, hält sich Dietmar Hasenburg mit Urteilen zurück und verweist auf das Ausmaß der Flut: „Wer kann sich schon an so ein gewaltiges Hochwasser erinnern?“

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FOTO: NH (ARCHIV) Die Feuerwehrs­irene auf dem Dach der Wache der Einheit Herkingrad­e. Die Warnanlage­n werden sukzessive modernisie­rt.

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