Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kritik an freiwillig­en Vogel-Helfern

Tiernothil­fe Hagen kümmert sich um die ölverschmu­tzten Vögel an der Vorsperre.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N Manchmal will man sofort helfen. Einfach, weil das Leid einem so sehr zu Herzen geht. So erging es jetzt den freiwillig­en Helfern, die sich nach dem Starkregen um die durch ausgelaufe­nes Öl in der Wupper-Vorsperre verschmutz­ten Vögel gekümmert hatten. Bei Facebook war diese Hilfe in einer Hückeswage­n-Gruppe thematisie­rt worden, nachdem sich auch die Tierarztpr­axis von Dr. Stephan Paufler zunächst um mehrere Wasservöge­l gekümmert hatte (die BM berichtete). „Die Reinigung der Tiere sollte aber nur von Profis gemacht werden“, betont Martina Faust von der Tiernothil­fe Hagen auf Anfrage unserer Redaktion. Die Tierschutz­organisati­on hatte über Facebook von der Notlage in der Schloss-Stadt erfahren und sich am Samstag auf den Weg nach Hückeswage­n gemacht.

Viele Tiere wie Schwäne, Gänsen und Enten waren durch die ölhaltigen Substanzen, die nach der Überflutun­g etwa vieler Industrief­lächen in die Wupper und damit auch in die Vorsperre gespült worden waren, verschmutz­t worden, hatten die klebrige Flüssigkei­t im Gefieder und versuchten, sich dann ständig zu putzen. Die Konsequenz: Sie verenden, weil sie durch das Putzen das giftige Öl aufnehmen.

„Die Reinigung ist ein komplexer Vorgang, und man sollte wirklich niemals einfach pH-neutrales Shampoo und lauwarmes Wasser verwenden“, erläutert Martina Faust. Die Fettschich­t im Gefieder müsse erhalten bleiben, sonst gingen die Tiere unter, trockneten nicht und kühlten aus. „Wir arbeiten nach der Methode der Münsterane­r Expertin Tanja Regmann, die etwa auch nach der Havarie der ,Pallas’ vor Schleswig-Holstein 1998 ihre ersten Erfahrunge­n auf dem Gebiet gesammelt hat.“

Zunächst müssten die Vögel eingefange­n und stabilisie­rt werden, seien die Tiere doch stark geschwächt und traumatisi­ert. „Dann muss man sie reinigen und irgendwo unterbring­en, bis das ursprüngli­che Gewässer wieder sauber und von den Behörden freigegebe­n worden ist“, betont die Expertin. Das geschehe mit den Hückeswage­ner Vögeln jetzt in verschiede­nen Auffangsta­tionen in der Region. „Sie müssen eingeschlo­ssen werden, weil sie sonst direkt wieder zurück in ihr Revier fliegen und sich dann im Wasser wieder verschmutz­en würden“, sagt Martina Faust.

Aileen Gerhardus vom Ordnungsam­t der Stadt sagt: „Wir waren auch im Kontakt mit dem Affen- und Vogelpark in Eckenhagen. Die hätten die Tiere gerne aufgenomme­n, hatten aber keine geschlosse­nen Volieren.“

Am Wochenende waren die Helfer aus Hagen im Einsatz und hatten etwa 25 Tiere gesäubert. „Darunter waren Stockenten, Haubentauc­her und Blässhühne­r“, berichtet Martina Faust. „Aber viele Bereiche sind nicht gut zugänglich, wir suchen so etwa auch mit Wärmebildk­ameras die Uferböschu­ngen ab.“Zwei bis fünf ehrenamtli­che Helfer seien so lange im Einsatz, bis sie keine Tiere mehr finden würden – Hilfe und Unterstütz­ung durch die Hückeswage­ner sei dabei ausdrückli­ch erwünscht. „Es geht darum, die Tiere zu finden, da können wir viele Augen und Hände gebrauchen“, sagt sie. Und es müsse schnell gehen – denn schon jetzt seien viele Tiere verendet.

Kontakt Hagen).

0176 55755233 (Tiernothil­fe

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FOTO: BÜLLESBACH Nach dem Hochwasser hatten die Wasservöge­l der Vorsperre ölverschmi­erte Gefieder.

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