Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kritik an freiwilligen Vogel-Helfern
Tiernothilfe Hagen kümmert sich um die ölverschmutzten Vögel an der Vorsperre.
HÜCKESWAGEN Manchmal will man sofort helfen. Einfach, weil das Leid einem so sehr zu Herzen geht. So erging es jetzt den freiwilligen Helfern, die sich nach dem Starkregen um die durch ausgelaufenes Öl in der Wupper-Vorsperre verschmutzten Vögel gekümmert hatten. Bei Facebook war diese Hilfe in einer Hückeswagen-Gruppe thematisiert worden, nachdem sich auch die Tierarztpraxis von Dr. Stephan Paufler zunächst um mehrere Wasservögel gekümmert hatte (die BM berichtete). „Die Reinigung der Tiere sollte aber nur von Profis gemacht werden“, betont Martina Faust von der Tiernothilfe Hagen auf Anfrage unserer Redaktion. Die Tierschutzorganisation hatte über Facebook von der Notlage in der Schloss-Stadt erfahren und sich am Samstag auf den Weg nach Hückeswagen gemacht.
Viele Tiere wie Schwäne, Gänsen und Enten waren durch die ölhaltigen Substanzen, die nach der Überflutung etwa vieler Industrieflächen in die Wupper und damit auch in die Vorsperre gespült worden waren, verschmutzt worden, hatten die klebrige Flüssigkeit im Gefieder und versuchten, sich dann ständig zu putzen. Die Konsequenz: Sie verenden, weil sie durch das Putzen das giftige Öl aufnehmen.
„Die Reinigung ist ein komplexer Vorgang, und man sollte wirklich niemals einfach pH-neutrales Shampoo und lauwarmes Wasser verwenden“, erläutert Martina Faust. Die Fettschicht im Gefieder müsse erhalten bleiben, sonst gingen die Tiere unter, trockneten nicht und kühlten aus. „Wir arbeiten nach der Methode der Münsteraner Expertin Tanja Regmann, die etwa auch nach der Havarie der ,Pallas’ vor Schleswig-Holstein 1998 ihre ersten Erfahrungen auf dem Gebiet gesammelt hat.“
Zunächst müssten die Vögel eingefangen und stabilisiert werden, seien die Tiere doch stark geschwächt und traumatisiert. „Dann muss man sie reinigen und irgendwo unterbringen, bis das ursprüngliche Gewässer wieder sauber und von den Behörden freigegeben worden ist“, betont die Expertin. Das geschehe mit den Hückeswagener Vögeln jetzt in verschiedenen Auffangstationen in der Region. „Sie müssen eingeschlossen werden, weil sie sonst direkt wieder zurück in ihr Revier fliegen und sich dann im Wasser wieder verschmutzen würden“, sagt Martina Faust.
Aileen Gerhardus vom Ordnungsamt der Stadt sagt: „Wir waren auch im Kontakt mit dem Affen- und Vogelpark in Eckenhagen. Die hätten die Tiere gerne aufgenommen, hatten aber keine geschlossenen Volieren.“
Am Wochenende waren die Helfer aus Hagen im Einsatz und hatten etwa 25 Tiere gesäubert. „Darunter waren Stockenten, Haubentaucher und Blässhühner“, berichtet Martina Faust. „Aber viele Bereiche sind nicht gut zugänglich, wir suchen so etwa auch mit Wärmebildkameras die Uferböschungen ab.“Zwei bis fünf ehrenamtliche Helfer seien so lange im Einsatz, bis sie keine Tiere mehr finden würden – Hilfe und Unterstützung durch die Hückeswagener sei dabei ausdrücklich erwünscht. „Es geht darum, die Tiere zu finden, da können wir viele Augen und Hände gebrauchen“, sagt sie. Und es müsse schnell gehen – denn schon jetzt seien viele Tiere verendet.
Kontakt Hagen).
0176 55755233 (Tiernothilfe