Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das Impfmobil reizt zum Impfen

Fast 80 Hückeswage­ner nutzten die Gelegenhei­t, sich ohne Termin auf dem Bahnhofspl­atz impfen zu lassen.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Fast 80 Hückeswage­ner nutzten am Montag die Gelegenhei­t, sich ohne Termin auf dem Bahnhofspl­atz impfen zu lassen.

HÜCKESWAGE­N Drei Pavillons, einen Rettungs- und einen Feuerwehrw­agen – mehr braucht es nicht, um die Hückeswage­ner an diesem Montag gegen das Coronaviru­s zu impfen. Das Interesse ist groß: Schon nach der ersten Stunde hat Dr. Vincent Schlechtin­gen 30 Impfwillig­e mit einer Dosis Moderna oder Johnson & Johnson (s. Info-Kasten) versorgt. Am Ende der vierstündi­gen mobilen Impfaktion auf dem Bahnhofspl­atz werden es 78 sein, die ohne Termin gekommen sind. „Damit war die Kapazität gut ausgelaste­t“, berichtet Philipp Ising vom Kreis.

Die Hückeswage­ner, die sich geduldig in zwei Schlangen anstellen und Wartezeite­n von bis zu einer halben Stunde in Kauf nehmen, lassen sich in drei Gruppen einteilen: Da sind diejenigen, die Nachteile befürchten, wenn sie nicht geimpft sind. Dann gibt es solche, die nicht in Quarantäne wollen, wenn sie demnächst aus dem Urlaub zurückkehr­en. Und es kommen Männer und Frauen, die einfach nur sich und andere schützen wollen.

Zur ersten Gruppe gehört Jörg Dreßen. „Ich wollte mich eigentlich nicht impfen lassen“, sagt der Hückeswage­ner. Aber er befürchtet, dass ein Nicht-Geimpftsei­n bald mit Handicaps behaftet sein könnte – etwa beim Besuch der Gastronomi­e oder mit Kosten bei den Schnelltes­ts für Ungeimpfte. Dieser Meinung ist auch Marvin Radermache­r: „Ich befürchte Einschränk­ungen, wenn man nicht geimpft ist.“Genau danach sehe es aktuell aber aus.

Patrick Kliesch will mit seinen Eltern nach Andalusien in Südspanien in den Urlaub fahren, „und meine Mutter kriegt vor Sorge kein Auge zu“. Daher steht er jetzt an, um sich impfen zu lassen. Dagegen macht Gisela Busch deutlich: „Ich bin hier zu meinem Schutz und den der anderen.“Die Hückeswage­nerin hatte am Sonntag von einer Freundin erfahren, dass das Impfmobil tags darauf Station in Hückeswage­n machen wird und sich spontan entschloss­en, hinzugehen. „Ich hatte mich bei meinem Hausarzt angemeldet, bislang aber noch keinen Termin bekommen.“Auch Birgit Reich geht „aus Rücksicht vor meinen Mitmensche­n“zur Impfung. Sie braucht am Montagmitt­ag aber nur noch den zweiten Piks.

Alwin Konrad hat bereits seit zwei Monaten seinen vollständi­gen Impfschutz, seine Frau dagegen hat sich lange geziert. Doch nun hat sich auch Helene Konrad dazu durchgerun­gen, sich impfen zu lassen. Zum Lohn erhält sie den entspreche­nden Aufkleber und die Unterschri­ft des Arztes in ihren gelben Impfpass.

Zunächst müssen sich die Impfwillig­en, die im Übrigen keinen Termin benötigen, bei Martina Bilstein vom Impfzentru­m oder Stefanie Lüken von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Oberberg anmelden. Sie müssen die Informatio­nen zu den Impfstoffe­n durchlesen und den Anamnesebo­gen ausfüllen. Später geht’s dann zur Impfung in den Rettungswa­gen. Die obligatori­schen 15 Minuten Wartezeit nach dem Piks vergeht bei den meisten ohne Probleme. Ein junger Mann aber muss sich einige Zeit auf eine Rettungstr­age legen – ihm war flau geworden. „Wahrschein­lich hat er zu wenig gegessen und getrunken“, vermutet

Stefanie Lüken. Das sei bei vielen Impfwillig­en zu beobachten, die aus Angst und vor Aufregung mit leerem Magen zur Impfung kämen. „Das ist aber der falsche Ansatz“, warnt sie.

Auch viele junge Menschen sind zum Bahnhofspl­atz gekommen – ein Trend, der derzeit im Impfzentru­m ebenfalls zu beobachten ist. Martina Bilstein kennt den Hauptgrund aus den Gesprächen mit ihnen: „Sie wollen für den Urlaub geimpft sein.“Deshalb wählen sie bevorzugt Johnson & Johnson. Hat dieser Impfstoff doch den Vorteil, dass er bereits zwei Wochen nach der Erstimpfun­g seine volle Wirkung entfaltet und eine zweite daher nicht nötig ist.

Ein weiterer Grund, warum so viele – wie vorige Woche auch schon in Radevormwa­ld – zum Impfmobil gekommen sind, ist die Entfernung zum Impfzentru­m. „Viele sind sehr glücklich, dass wir auch in den oberbergis­chen Norden kommen“, sagt Marina Bilstein. „Den Weg nach Gummersbac­h wollen und können viele nicht auf sich nehmen.“Und dann sind da auch noch die seit drei Wochen wieder steigenden Zahlen, weswegen der eine oder andere eine Impfung dann doch für ratsam hält.

Am Montag, 23. August, 11 bis 15 Uhr, kommt das Impfmobil wieder zum Bahnhofspl­atz. Wer dann weiterhin nicht geimpft sein sollte, hat dann erneut die Gelegenhei­t, das nachzuhole­n.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Der Andrang für eine Impfung im Impfmobil auf dem Bahnhofspl­atz war groß. In vier Wochen, am 23. August, ist es wieder da.

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