Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Das Impfmobil reizt zum Impfen
Fast 80 Hückeswagener nutzten die Gelegenheit, sich ohne Termin auf dem Bahnhofsplatz impfen zu lassen.
Fast 80 Hückeswagener nutzten am Montag die Gelegenheit, sich ohne Termin auf dem Bahnhofsplatz impfen zu lassen.
HÜCKESWAGEN Drei Pavillons, einen Rettungs- und einen Feuerwehrwagen – mehr braucht es nicht, um die Hückeswagener an diesem Montag gegen das Coronavirus zu impfen. Das Interesse ist groß: Schon nach der ersten Stunde hat Dr. Vincent Schlechtingen 30 Impfwillige mit einer Dosis Moderna oder Johnson & Johnson (s. Info-Kasten) versorgt. Am Ende der vierstündigen mobilen Impfaktion auf dem Bahnhofsplatz werden es 78 sein, die ohne Termin gekommen sind. „Damit war die Kapazität gut ausgelastet“, berichtet Philipp Ising vom Kreis.
Die Hückeswagener, die sich geduldig in zwei Schlangen anstellen und Wartezeiten von bis zu einer halben Stunde in Kauf nehmen, lassen sich in drei Gruppen einteilen: Da sind diejenigen, die Nachteile befürchten, wenn sie nicht geimpft sind. Dann gibt es solche, die nicht in Quarantäne wollen, wenn sie demnächst aus dem Urlaub zurückkehren. Und es kommen Männer und Frauen, die einfach nur sich und andere schützen wollen.
Zur ersten Gruppe gehört Jörg Dreßen. „Ich wollte mich eigentlich nicht impfen lassen“, sagt der Hückeswagener. Aber er befürchtet, dass ein Nicht-Geimpftsein bald mit Handicaps behaftet sein könnte – etwa beim Besuch der Gastronomie oder mit Kosten bei den Schnelltests für Ungeimpfte. Dieser Meinung ist auch Marvin Radermacher: „Ich befürchte Einschränkungen, wenn man nicht geimpft ist.“Genau danach sehe es aktuell aber aus.
Patrick Kliesch will mit seinen Eltern nach Andalusien in Südspanien in den Urlaub fahren, „und meine Mutter kriegt vor Sorge kein Auge zu“. Daher steht er jetzt an, um sich impfen zu lassen. Dagegen macht Gisela Busch deutlich: „Ich bin hier zu meinem Schutz und den der anderen.“Die Hückeswagenerin hatte am Sonntag von einer Freundin erfahren, dass das Impfmobil tags darauf Station in Hückeswagen machen wird und sich spontan entschlossen, hinzugehen. „Ich hatte mich bei meinem Hausarzt angemeldet, bislang aber noch keinen Termin bekommen.“Auch Birgit Reich geht „aus Rücksicht vor meinen Mitmenschen“zur Impfung. Sie braucht am Montagmittag aber nur noch den zweiten Piks.
Alwin Konrad hat bereits seit zwei Monaten seinen vollständigen Impfschutz, seine Frau dagegen hat sich lange geziert. Doch nun hat sich auch Helene Konrad dazu durchgerungen, sich impfen zu lassen. Zum Lohn erhält sie den entsprechenden Aufkleber und die Unterschrift des Arztes in ihren gelben Impfpass.
Zunächst müssen sich die Impfwilligen, die im Übrigen keinen Termin benötigen, bei Martina Bilstein vom Impfzentrum oder Stefanie Lüken von der Kassenärztlichen Vereinigung Oberberg anmelden. Sie müssen die Informationen zu den Impfstoffen durchlesen und den Anamnesebogen ausfüllen. Später geht’s dann zur Impfung in den Rettungswagen. Die obligatorischen 15 Minuten Wartezeit nach dem Piks vergeht bei den meisten ohne Probleme. Ein junger Mann aber muss sich einige Zeit auf eine Rettungstrage legen – ihm war flau geworden. „Wahrscheinlich hat er zu wenig gegessen und getrunken“, vermutet
Stefanie Lüken. Das sei bei vielen Impfwilligen zu beobachten, die aus Angst und vor Aufregung mit leerem Magen zur Impfung kämen. „Das ist aber der falsche Ansatz“, warnt sie.
Auch viele junge Menschen sind zum Bahnhofsplatz gekommen – ein Trend, der derzeit im Impfzentrum ebenfalls zu beobachten ist. Martina Bilstein kennt den Hauptgrund aus den Gesprächen mit ihnen: „Sie wollen für den Urlaub geimpft sein.“Deshalb wählen sie bevorzugt Johnson & Johnson. Hat dieser Impfstoff doch den Vorteil, dass er bereits zwei Wochen nach der Erstimpfung seine volle Wirkung entfaltet und eine zweite daher nicht nötig ist.
Ein weiterer Grund, warum so viele – wie vorige Woche auch schon in Radevormwald – zum Impfmobil gekommen sind, ist die Entfernung zum Impfzentrum. „Viele sind sehr glücklich, dass wir auch in den oberbergischen Norden kommen“, sagt Marina Bilstein. „Den Weg nach Gummersbach wollen und können viele nicht auf sich nehmen.“Und dann sind da auch noch die seit drei Wochen wieder steigenden Zahlen, weswegen der eine oder andere eine Impfung dann doch für ratsam hält.
Am Montag, 23. August, 11 bis 15 Uhr, kommt das Impfmobil wieder zum Bahnhofsplatz. Wer dann weiterhin nicht geimpft sein sollte, hat dann erneut die Gelegenheit, das nachzuholen.