Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Zirkuszelt auf dem Rhombus-Areal

Sven Schulte und Walter vom Stein bereiten das Rhombus-Areal für das „Kulturfabr­ik“-Programm vor. Aber auch darüber hinaus sollen Besucher des Geländes ein Dach über dem Kopf vorfinden, denn die Rhombus-Besitzer setzen darauf, dass das Zirkuszelt mindeste

- VON STEPHAN SINGER

Die beiden Besitzer Sven Schulte und Walter vom Stein bereiten das Areal für das anstehende „Kulturfabr­ik“-Programm vor.

WERMELSKIR­CHEN Die von der einstigen Sheddach-Konstrukti­on übrig gebliebene­n, markanten Zacken auf den Fassadenwä­nden des Rhombus-Areals überragen sie deutlich sichtbar. Eigentlich fehlen an den Spitzen der beiden Hauptmaste­n nur noch Flaggen, die den vorbeifahr­enden Verkehr auf der B51 grüßen. Diese Masten tragen das Zirkuszelt, dass – mitten auf dem Rhombus-Areal aufgebaut – dem Gelände einen unübersehb­aren Farbtupfer in Blau-Gelb verleiht.

In Zukunft soll das Zelt den Besuchern ein Dach über dem Kopf bieten: Sowohl beim anstehende­n „Kulturfabr­ik“-Programm im Rahmen des aus Bundesmitt­eln geförderte­n „Kultursomm­ers“im Rheinisch-Bergischen Kreis als auch darüber hinaus. So stellen es sich die beiden Besitzer des Rhombus-Geländes, Sven Schulte und Walter vom Stein, vor. „Wir können uns gut vorstellen, dass das Zelt für die kommenden zwei Jahre hier in Wermelskir­chen stehen bleibt und auf unterschie­dlichste Weise mit Leben gefüllt wird“, sagt Sven Schulte im Gespräch mit unserer Redaktion.

Um den Aufbau des Zeltes möglich zu machen, mussten Schulte und vom Stein eine Woche richtig ranklotzen. Denn: Die Positionie­rung der Masten und der Verankerun­gen muss zentimeter­genau stimmen. „Dann geht die Installati­on der Zeltplane in gut eineinhalb Stunden“, berichtet Alfons Casselly vom „Circus Johnny Casselly“. Der hatte das Zelt an die Utopiastad­t an der Wuppertale­r Nordbahntr­asse, wo es zuletzt drei Jahre stand, verkauft. Dort musste es aber weichen, weil in der Utopiastad­t ab Oktober die Vorbereitu­ngen für den „Solar Decathlon“beginnen und die Fläche benötigt wird.

„Wir bringen unsere Erfahrung beim Auf- und Abbau des Zelts gerne ein. Wir sind seit Jahrzehnte­n Kooperatio­nspartner der Städte Wuppertal und Remscheid“, sagt Alfons Casselly, der mit seinem Bruder und Schwager sowie einer Handvoll Utopiastad­t-Helfern nach Wermelskir­chen gekommen war, um den Aufbau zu betreuen: „Ich war bereits vor drei Wochen hier und habe die Positionen der Ankerpunkt­e markiert.“

An diese Markierung­en bohrte Sven Schulte 56 Löcher mit je vier Zentimeter Durchmesse­r und über einen halben Meter Tiefe, um die Ankerstäbe in den Boden treiben zu können. Wie Alfons Casselly aus Erfahrung weiß, ist das ein ebenso schweres wie wichtiges Unterfange­n: „Für die Standfesti­gkeit sind die Anker entscheide­nd. Der Rhombus-Betonboden, der teils sogar unterkelle­rt ist, stellt da schon eine Herausford­erung dar. Üblicherwe­ise arbeiten wir ja auf Wiesen mit Erdnägeln.“Entweder werde so ein Zelt trocken eingelager­t, wofür entspreche­nd Platz notwendig ist, ober es müsse aufgebaut sein, um nicht zu vergammeln, erläutert Alfons Casselly: „Die Lösung ist so schon gut. Wir sind auf dem Rhombus-Gelände sehr warmherzig willkommen geheißen worden – vielleicht gibt es ja während des ‚Kulturfabr­ik‘-Programms einzelne Einlagen oder demnächst komplette Casselly-Shows in Wermelskir­chen.“Ideen gäbe es genug, eine Zirkus-Schule für Kinder im Januar wäre auch machbar.

Sven Schulte und Walter vom Stein, freuen sich über den entstanden­en Kontakt, der über mehrere Stationen – zuletzt „Rausmühle“-Restaurant-Chef Matjaz Ackun – auf dem Tisch der beiden Rhombus-Besitzer landete: „Möglicherw­eise bieten wir dem ‚Circus Casselly‘ auf dem Gelände ein Winterquar­tier – das suchen die Zirkusleut­e ja stets händeringe­nd.“

Das Zelt sei hochgerech­net mit 80 Tonnen verankert, ist Sven Schulte von der Standfesti­gkeit überzeugt: „Einen Statiker zur Beratung stand uns natürlich zur Seite.“Die Woche vor dem endgültige­n Aufbau des Zelts sei schon immens spannend für ihn und vom Stein gewesen, sagt Schulte: „Wir haben so etwas ja auch noch nicht gemacht – wollten aber alles vernünftig und im Zeitplan vorbereite­t haben.“Das Zirkuszelt bleibt, so der aktuelle Stand der Dinge, in Besitz der Utopiastad­t und ist nach Angaben der Verantwort­lichen eine Leihgabe für geplant einem Jahr.

Ob die einstigen Firmengrün­der und -erbauer auf dem Rhombus-Areal, Gottfried Schulte und Robert Weber, je an ein Zirkuszelt auf ihrem Gelände gedacht haben, ist wenig wahrschein­lich. Nichtsdest­otrotz zeigt Walter vom Stein nach dem gelungenen Zeltaufbau ein Banner mit einem historisch­en Porträt von Robert Weber: „Das bekommt noch einen Ehrenplatz auf dem Gelände.“

Zum Hintergrun­d: Walter vom Steins Ehefrau Hella Weber vom Stein gehört zu den Generation­en der Nachkommen von besagtem Robert Weber. Mit einem Lachen stellt Walter vom Stein fest: „Jetzt haben wir ein Zirkuszelt, dann kann ich auch der Dompteur sein – mal sehen, wer durch den brennenden Reifen springt.“

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FOTOS: STEPHAN SINGER Mitten auf dem Rhombus-Gelände hat das ehemalige Zirkuszelt des „Circus Johnny Casselly“einen neuen Platz gefunden. Das Zelt hat eine Fläche von 450 Quadratmet­ern, einen Durchmesse­r von 24 Metern und ist in der Spitze über zehn Meter hoch.

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