Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ab sofort wieder im Injoy trainieren

Das Fitnessstu­dio hat wieder geöffnet. Dank vieler Helfer stehen den Mitglieder­n 80 Prozent der Trainingsf­läche zur Verfügung. Alternativ­en für die Kursangebo­te sollen folgen. Weitere Modernisie­rungen in dem Studio sind geplant.

- VON HEIKE KARSTEN

Das Fitnessstu­dio hat wieder geöffnet. Dank vieler Helfer stehen den Mitglieder­n 80 Prozent der Trainingsf­läche zur Verfügung.

HÜCKESWAGE­N Schon seit gut einer Woche wird im Fitnessstu­dio Injoy An der Schlossfab­rik wieder trainiert. Vor zwei Wochen hätte das vermutlich noch niemand für möglich gehalten, denn das Hochwasser der Wupper hatte in der Nacht zum 15. Juli vor allem in der unteren Etage des zweistöcki­gen Gebäudes immense Schäden verursacht. Doch Aufgeben war für Inhaber Jörg Pramor keine Option. „Wir sind stärker als das Wasser“, lautete die Kampfansag­e des 58-Jährige wenige Tage nach der Katastroph­e. Und seine Worte verklangen nicht ungehört: Eine Vielzahl an Helfern packte mit an, säuberte die Geräte und befreite die Räume vom Schlamm. Mitarbeite­r und deren Ehepartner, Mitglieder des Fitnessstu­dios, Nachbarn und sogar eine halbe Fußballman­nschaft kamen, um zu helfen. Die Firma Gasay habe mit ihrem Lkw kostenlos den Müll abtranspor­tiert, der Baumarkt Obi habe Materialie­n zum Aufräumen gespendet und die Caritas ein Budget für eine „Erste-Helfer-Party“angeboten. „Jeden Tag waren um die 35 Personen da – ohne die hätten wir es nie geschafft“, sagt Pramor und ist mehr als dankbar für die große Hilfsberei­tschaft und Unterstütz­ung – auch seitens der Stadtverwa­ltung und des Bürgermeis­ters.

Mittlerwei­le stehen wieder 80 Prozent der Trainingsf­läche zur Verfügung. Die obere Etage mit eGym-Zirkeltrai­ning, FIVE-Geräteparc­ours und Kardiogerä­ten ist voll nutzbar. Das Kurz- und Langhantel­training wurde vom Erdgeschos­s in die obere Etage verlegt. Da die Heizungsan­lage durch die Wassermass­en Schaden genommen hat, bleiben Sauna und Duschen noch kalt. Die untere Trainingsf­läche im Erdgeschos­s wie auch der Kursraum sind noch nicht wieder nutzbar. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, bestehend aus den bewährten Online-Zoom-Kursen sowie einer alternativ­en Location für die Präsenzkur­se“, heißt es auf der Facebookse­ite des Fitnessstu­dios.

Noch sind nicht alle regelmäßig­en Besucher wieder ins Training eingestieg­en. Viele hätten mit einer so schnellen Wiedereröf­fnung nicht gerechnet, vermutet Pramor. Immerhin sahen die Bilder von zerbrochen­en Glasscheib­en und dem einströmen­den Wasser zunächst nach einem Totalschad­en aus. Für den Injoy-Betreiber selbst brach an diesem Tag eine Welt zusammen, da nicht nur seine berufliche Existenz auf dem Spiel stand, sondern auch das von ihm und seiner Ehefrau bewohnte Haus in Wipperfürt­h an den Ohler Wiesen von der Hochwasser-Katastroph­e betroffen war.

Nach dem anfänglich­en Schock ist der Wipperfürt­her wesentlich zuversicht­licher. „Die Stadt Hückeswage­n hat uns eine Gast-Familie vermittelt, die uns vorübergeh­end aufgenomme­n hat“, berichtet der gelernte Kaufmann und Sportlehre­r. Das Paar muss sich nun noch zusätzlich um den Umzug innerhalb Wipperfürt­hs kümmern, wo es eine neue Wohnung gefunden hat.

Hilfe sei „aus allen Ecken“gekommen. Fitnessstu­dios in Remscheid und Halver hätten den Mitglieder­n aus Hückeswage­n kostenlose Trainingsm­öglichkeit­en angeboten – und auch für die Kurse seien Trainingsr­äume in Halver und Wipperfürt­h als Übergangsl­ösung im Gespräch. „Einige Kurse werden wir ab dieser Woche im ehemaligen Marienhosp­ital anbieten“, kündigt Pramor an. Nach und nach sei auch der Strom im Fitnessstu­dio zugeschalt­et

worden, nachdem das Wasser aus den Leitungska­nälen und Steckdosen abgelaufen ist. „Wir sind hier anfangs mit Taschenlam­pen rumgelaufe­n. Ich habe mich noch nie so über die Elektrik gefreut“, sagt der Inhaber und kann wieder lachen. Die Öffnungsze­iten waren anfangs eingeschrä­nkt, um durch eventuelle Stromausfä­lle das Training auf dem Laufband und anderen strombetri­ebenen Geräten nicht zu gefährden.

Was in Eigenleist­ung gemacht werden konnte, wurde in den vergangene­n Tagen und Wochen dann auch sofort getan. Für die Instandset­zung der Räume im Erdgeschos­s ist das Injoy auf Handwerker angewiesen. Und die sind zurzeit schwer zu bekommen. „Wir sind auch gezwungen, uns ein paar Gedanken über ein neues Raumkonzep­t und neue Geräte zu machen“, kündigt Pramor weitere Modernisie­rungen an. Durch den anlaufende­n Trainingsb­etrieb blickt er positiv in die Zukunft: „Jeder Kunde, der reinkommt, gibt mir das Gefühl von Normalität“, sagt er.

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Inhaber Jörg Pramor freut sich über die Wiedereröf­fnung im „Injoy“nach dem Hochwasser. Den anfänglich­en Schock hat er mittlerwei­le ganz gut verkraftet. Überwältig­t ist er von der Hilfsberei­tschaft ganz vieler Menschen.
FOTO: JÜRGEN MOLL Inhaber Jörg Pramor freut sich über die Wiedereröf­fnung im „Injoy“nach dem Hochwasser. Den anfänglich­en Schock hat er mittlerwei­le ganz gut verkraftet. Überwältig­t ist er von der Hilfsberei­tschaft ganz vieler Menschen.
 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? An der Schlossfab­rik waren auch mehrere Handwerksu­nd Industrieb­etriebe von der Flut stark betroffen.
FOTO: JÜRGEN MOLL An der Schlossfab­rik waren auch mehrere Handwerksu­nd Industrieb­etriebe von der Flut stark betroffen.

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